Der wichtigste Inhaltsstoff von Scams ist die Lüge. Sie kann langsam ins Gericht hineingerührt werden oder aber hastig in letzter Sekunde. Manche Lügen sind leicht herauszuschmecken, andere gehen fast unter, weil die restlichen Zutaten die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Das Weltraum-MMO Eve Online steckt voller solcher Lügen.
Zu den ersten öffentlichkeitswirksamen Flunkereien gehört »The Great Scam«. Ein User namens »Nightfreeze« behauptet in einem langen Blogeintrag kurz nach der Veröffentlichung des MMOs im Jahr 2003, mehrere Millionen ISK, die spielinterne Währung von EVE Online, mithilfe einer Investment-Plattform ergaunert zu haben. Ausführlich und vulgär beschreibt »Nightfreeze« seine elaborierte Vorgehensweise, wie er Fake-Accounts nutzte, um im offiziellen Forum den Anschein eines legitimen Business zu erzeugen.
All dies will er getan haben, weil ihn die Ellenbogengesellschaft in Eve jegliche Moral vergessen ließ. Der Text verbreitet sich in den darauffolgenden Jahren und wird zu einer Art urbanen Legende. Noch heute findet man Foreneinträge von Spieler und Spielerinnen, die sagen, dass sie der »Great Scam« dazu bewog, mit Eve Online anzufangen.
Doch der große Scam ist höchstwahrscheinlich selbst eine Lüge. Beweise über die scheinbaren Taten von »Nightfreeze«, sofern er überhaupt existiert, gibt es keine. Es ist aber vielleicht gar nicht wichtig, was an dieser Geschichte wahr ist. Viel wichtiger scheint, für was der Scam steht.
Denn obwohl Betrügereien für die einen immer einen bitteren Nachgeschmack haben werden, sind sie für die anderen das Salz in der Suppe. Sie sagen uns: Guck an, was hier alles möglich ist! Im Guten wie im Schlechten ist dadurch ein MMO-Universum entstanden, dass sich oft spiegelhaft zum restlichen Internet verhält. Für jede gute Tat gibt es Dutzende Grenzüberschreitungen, die schnell außer Kontrolle geraten können.
Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser
Die vielen Scharlatane in Eve Online sind kein Bug, sondern ein bewusst herbeigeführter Zustand. Auf der offiziellen Webseite erklärt das Entwicklerstudio CCP, dass sie Scams in einem gewissen Rahmen billigen. »Auch wenn sie niederträchtig und gemein sind, verletzen Betrügereien keine Spielsysteme«, heißt es dort. Verboten seien unter anderem Betrugsmaschen, die den Charaktertransfer, Drittanbieter-Webseiten, Exploits oder die Premium-Währung PLEX betreffen. Solange nicht mit Echtgeld gehandelt wird und der Scam innerhalb des Spieleuniversums verbleibt, herrscht also relative Narrenfreiheit.
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