Chronos im Test: Souls-lite, das mit jeder Stunde besser wird

Die Neuauflage eines bisher nur für Virtual Reality verfügbaren Action-Adventures entpuppt sich im Test als empfehlenswertes »Souls Light«-Abenteuer mit einem Twist: Die Spielfigur wird immer älter, wenn wir scheitern!

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Mit Remnant: From the Ashes feierte Entwickler Gunfire Games (Darksiders 3) Ende 2019 einen kleinen Überraschungshit. Der verknüpft packende Shooter-Action mit den Mechaniken der Souls-Reihe und hat sich bereits über eine Million Mal verkauft.

Logisch, dass mit Chronos: Before the Ashes nun zeitnah ein Nachfolger erscheint. Aber Vorsicht, denn bei genauerem Hinsehen fällt auf: Das Prequel spielt nicht nur inhaltlich vor den Ereignissen von Remnant, sondern ist bereits seit 2016 als VR-exklusives Spiel im Oculus Store zu finden. Im Auftrag von THQ Nordic erscheint das Action-Adventure nun technisch überarbeitet als Nicht-VR-Version für PC und Konsolen.

Die Welt von Chronos beeindruckt durch ihren fantasiereichen Look und abwechslungsreiche Architektur, die an alte Maya-Tempel erinnert. Die Welt von Chronos beeindruckt durch ihren fantasiereichen Look und abwechslungsreiche Architektur, die an alte Maya-Tempel erinnert.

Älter werden als Spielmechanik

Zu Beginn wählen wir zwischen einem vordefinierten weiblichen oder männlichen Helden und ziehen nur spärlich bewaffnet mit Axt oder Schwert und einem einfachen Schild los. Unsere Mission: Die Welt Chronos von einem tückischen Drachen zu befreien, der diese mit einem Fluch unterjocht.

Leichter gesagt als getan, denn das Dimensionstor für unsere Reise öffnet sich nur einmal pro Jahr. Sterben wir bei dem Versuch, den Drachen zu töten, zwingt uns der Fluch, die Welt zu verlassen. Unser Held altert folglich um jeweils ein Lebensjahr, bevor wir einen neuen Anlauf starten können.

Dieser Alterungsprozess wirkt sich sichtbar auf unsere Spielfigur aus. Mit der Zeit sind ihr die Sorgenfalten im Gesicht abzulesen und die Haare werden immer grauer. Aber auch spielerisch macht sich das Älterwerden bemerkbar: Als Jungspund können wir bei einem Levelaufstieg unsere Werte für Kraft und Geschick locker um je eine Stufe pro gewonnenem Attributspunkt erhöhen. Als Ü40-Veteran verlangen die müden Knochen des Helden bei einer Steigerung dieser Werte schon das Doppelte an Punkten.

Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an

Nicht alles ist schlecht am Älterwerden: Mit jedem verstrichenen Lebensjahr steigert sich die Erfahrung und die damit verbundene Weisheit unseres Charakters. Das drückt sich durch eine zusätzliche Charaktereigenschaft aus, die wir uns alle zehn Jahre aus einer vorgegebenen Auswahl aussuchen. So beschenken wir uns zum Beispiel am 50. Geburtstag selbst mit einer Erhöhung der Lebensenergie oder besseren Verteidigungswerten beim Blocken.

Durch diese Mechanik stellt Chronos das Souls-Prinzip auf den Kopf und macht die Herausforderung über Kniff langfristig leichter, je öfter wir scheitern. Im Umkehrschluss erhöht sie aber die Motivation, den Drachen möglichst jung und mit so wenig verlorenen Jahren wie möglich zu meistern. Und nein, niemand muss Angst haben, dass das Spiel vorzeitig endet, weil die eigene Spielfigur kurz vor dem Ziel an Altersschwäche stirbt. Kleiner Mini-Spoiler: Der Held wird maximal 80 Jahre alt und geht nicht frühzeitig in Rente.

Mit jedem Tod altert unsere Figur um ein Jahr. Zu jedem runden Geburtstag gibt es dafür ein Geschenk, zum Beispiel mehr Verteidigung oder einen Zugewinn an Stärke. Mit jedem Tod altert unsere Figur um ein Jahr. Zu jedem runden Geburtstag gibt es dafür ein Geschenk, zum Beispiel mehr Verteidigung oder einen Zugewinn an Stärke.

Die Besten sterben jung

So einfach ist das mit dem »lange jung bleiben« aber nicht, denn wenig überraschend steckt die Welt von Chronos voller Gefahren. Der Fluch hat allerlei angriffslustige Kreaturen und Monster freigesetzt, die wir auf dem Weg durch die abwechslungsreichen Gebiete überwinden müssen. Kleiner Vorteil: Solange wir nicht sterben, tauchen bereits besiegte Feinde nicht erneut auf.

Allerdings steht uns nur eine begrenzte Menge an Lebensenergie zur Verfügung, und Heilung ist rar. Im Verlauf der rund zehnstündigen Kampagne können wir maximal vier Herzcontainer finden, die uns pro Jahr nur einmalig heilen. Aus diesem Grund tasten wir uns sehr vorsichtig und nur mit hochgezogenem Schild in neue Gebiete vor.

Mit hochgezogenem Schild auf den richtigen Moment zum Angriff zu warten ist überlebenswichtig, denn der Tod kostet uns ein ganzes Jahr. Mit hochgezogenem Schild auf den richtigen Moment zum Angriff zu warten ist überlebenswichtig, denn der Tod kostet uns ein ganzes Jahr.

Das Kampfsystem ist anders als bei Remnant: From the Ashes lediglich auf den Nahkampf ausgelegt. Die Waffen lassen sich grob in zwei Gattungen unterteilen: Eine Sorte multipliziert ihren Schaden mit dem Geschicklichkeitswert des Helden, die andere benötigt viel Kraft. Mit gesammelten Splittern von erlegten Feinden lässt sich die Lieblingswaffe im Inventar weiter verbessern.

Magie spielt nur eine untergeordnete Rolle

Mit dem Schild blocken wir Angriffe oder parieren diese mit gutem Timing. Das bringt die Gegner kurz aus dem Takt und öffnet ein Zeitfenster für ungeschützte Angriffe. Alternativ weichen wir gegnerischen Schlägen mit einer geschickten Seitwärtsbewegung aus.

Auch hier wird perfektes Timing belohnt und verstärkt unsere nächste Attacke. Anders als noch in der VR-Version müssen wir in der Neuauflage auch auf die Ausdauer achten und können nicht unbegrenzt zuschlagen und Blocken. Das macht die Kämpfe strategischer.

Die großen, leuchtenden Kristalle sind Teleportsteine, sie bringen uns auf Wunsch zurück in bereits erkundete Bereiche. Die großen, leuchtenden Kristalle sind Teleportsteine, sie bringen uns auf Wunsch zurück in bereits erkundete Bereiche.

Magie spielt keine große Rolle, aber vereinzelt finden wir Edelsteine in Form von Drachenaugen, deren Energie sich durch gelungene Aktionen auflädt. Auf Knopfdruck überträgt sich diese Energie auf die ausgerüstete Waffe, die dann für kurze Zeit beispielsweise von einem Feuerschweif umhüllt wird, der zusätzlichen Brandschaden erzeugt.

Technisch veraltet, trotzdem hübsch

Dass es sich bei Chronos nicht um ein Spiel auf dem aktuell technischen Stand handelt, fällt auf den ersten Blick auf und verwundert mit dem Wissen um die VR-Vorlage kaum. Grafisch merkt man dem Spiel sein Alter trotz der Überarbeitung deutlich an. Gerade in der ersten halben Stunde wirkt es furchtbar trostlos und eintönig, doch der Ersteindruck verfliegt schnell.

Mit jeder weiteren Stunde wird Chronos nicht nur bunter, sondern auch abwechslungsreicher und optisch ansprechender. Eben noch schleichen wir durch einen von blauen Wildblumen überwucherten Garten in einer alten Tempelruine, ehe wir dann eine unterirdische Höhle durchforsten oder eine geheimnisvolle Schließanlage in einem verlassenen Seitenflügel eines Schlosses reparieren.

Neben den Kämpfen spielen auch Rätsel eine große Rolle. Meistens müssen wir dafür jedoch lediglich den richtigen Gegenstand mit einem anderen kombinieren. Neben den Kämpfen spielen auch Rätsel eine große Rolle. Meistens müssen wir dafür jedoch lediglich den richtigen Gegenstand mit einem anderen kombinieren.

Solche Rätselaufgaben begegnen uns auf den Erkundungstouren häufig. Hin und wieder erfordern sie etwas Hirnschmalz, wenn wir beispielsweise ein Schiebepuzzle in einem riesigen Labyrinth lösen müssen oder Runen in die richtige Reihenfolge bringen sollen.

Oft genügt es aber, einen zuvor gefundenen Gegenstand an die richtige Stelle zu bringen, um alte Maschinen zu aktivieren und neue Wege freizulegen. Trotz ihrer Einfachheit motivieren die Puzzles, jeden Winkel der Welt abzusuchen, sie dienen als erholsame Ruhephasen zwischen den Kämpfen.

Alte Schule: keine Karte

Gestört hat uns im Test, dass es keinerlei Kartenansicht, Orientierungshilfen oder Hinweise gibt, falls wir uns mal verlaufen. Es ist mehrmals passiert, dass wir einen kleinen, aber wichtigen Gegenstand oder schlicht einen schmalen Durchgang übersehen haben und längere Zeit planlos immer wieder durch die gleichen leeren Gänge irrten, ohne genau zu wissen, wo es eigentlich weitergeht.

Trotz der veralteten Technik und kleinerer Kritikpunkte bleibt Chronos auch in der Nicht-VR-Version ein empfehlenswertes Action-Rollenspiel. Das liegt in erster Linie an der gut abgestimmten Mischung aus Erkundungen, Rätsel-Einlagen und knackiger, aber einsteigerfreundlicher »Souls Light«-Action in einer interessanten und abwechslungsreichen Welt.

1 von 3

nächste Seite


zu den Kommentaren (56)

Kommentare(15)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.