CoD Warzone 2: Season 2 ist der richtige Weg, aber auch ein Armutszeugnis

Meinung: CoD macht viele Änderungen von Warzone 2 rückgängig. Das ist richtig, aber es zeigt auch: Die Entwickler haben viele Fan-Wünsche nicht verstanden.

Call of Duty: Warzone 2 hat viele Schüsse in den Sand gesetzt, findet Steffi. Call of Duty: Warzone 2 hat viele Schüsse in den Sand gesetzt, findet Steffi.

Wahre Größe zeigt sich oft im Scheitern: Wer eine doofe Idee in den Papierkorb wirft, statt sie stur weiterzuverfolgen, hat (hoffentlich) immerhin dazugelernt. Ob das auch für die CoD-Entwickler zutrifft? 

Warzone 2 füllt den Papierkorb in Season 2 gleich mit einem ganzen Block voller Ideen, die nicht gezündet haben. Fast alle neuen Features fliegen raus, dafür kehrt vieles zurück, was schon der Vorgänger geboten hat: Aus dem 2-vs-2-Gulag wird wieder ein Duell zwischen zwei Spielern, Resurgence ist wieder da, Loot steckt nicht länger in Rucksäcken fest, alle haben Platz für drei Panzerplatten in der Weste und so weiter - alle Änderungen findet ihr hier im Überblick.

Es wäre ziemlich leicht, jetzt spöttisch zu fragen »Warum nicht gleich so? Warum überhaupt ein Warzone 2, wenn Warzone offenbar alles besser gemacht hat?«. Aber ich finde überhaupt nicht, dass die Entwickler lieber nichts Neues ausprobieren sollten, ganz im Gegenteil! Dennoch zeigen die Startschwierigkeiten von Warzone 2 deutlich, dass sie der Community in Zukunft besser zuhören müssen.

Stephanie Schlottag
Stephanie Schlottag

Steffi hat damals mit Warzone Battle Royale für sich entdeckt, aber nach einer Weile wegen der technischen Probleme und Cheater-Horden aufgegeben. Stattdessen treibt sie sich jetzt ganz gerne in Fortnite rum. Aber eigentlich hofft sie darauf, sich bald wieder für ein realistischeres BR begeistern zu können.

Das schwere Erbe von Warzone

Werfen wir mal einen Blick zurück: 2020 war Warzone unheimlich erfolgreich und bei großen Teilen der CoD-Community auch extrem beliebt. Battle Royale war der Shooter-Trend und Warzone schwamm ganz oben auf der Welle mit. Und dann kam Cold War.

Black Ops: Cold War hatte eine tolle Kampagne, aber in Warzone richtete die Integration ziemliches Chaos an. Black Ops: Cold War hatte eine tolle Kampagne, aber in Warzone richtete die Integration ziemliches Chaos an.

Die Integration von Warzone und dem damals neuen Teil der Hauptreihe verlief holprig, um es mal milde auszudrücken. Ein Problem, das mit Vanguard nur noch größer wurde: Auf einmal mussten Waffen aus drei Spielen mit völlig verschiedenen Settings ausbalanciert werden, die Verdansk-Map wurde erst überarbeitet (und nach dem Update musste erstmal die Sonne generft werden), dann komplett durch Caldera ersetzt. 

Die schweren Balancing- und Design-Probleme durch die Integrationen brauchten unzählige Updates, die wiederum jede Menge nervige Bugs ins Spiel schleusten. Horden von Cheatern waren schließlich der Todesstoß für viele, die Warzone mal geliebt hatten. Viele Spieler kehrten dem Battle Royale den Rücken zu.

Ricochet ist das Anti-Cheat-System, das Warzone 2 vor Hackern und Betrügern schützen soll - bisher scheint das gut zu gelingen. Ricochet ist das Anti-Cheat-System, das Warzone 2 vor Hackern und Betrügern schützen soll - bisher scheint das gut zu gelingen.

Ein Neustart mit Warzone 2 war da die logische und in meinen Augen auch beste Entscheidung: frisch anfangen, auf eine neue Engine bauen und die Lektionen aus Teil 1 umsetzen. Was teilweise ja auch getan wurde, etwa indem Warzone 2 direkt mit einem starken Anti-Cheat an den Start ging.

Aber leider wurden auch einige grobe Fehleinschätzungen getroffen. Und die hätten sich so leicht vermeiden lassen.

Warzone 2 hatte viele falsche Ziele

Man kann der CoD-Community so manches vorwerfen, aber sie ist zumindest sehr direkt mit ihrem Feedback. Die Entwickler könnten sich leicht ein Bild von den Wünschen der Spieler verschaffen - und ich frage mich, warum diese Chance zum Start von Warzone 2 offensichtlich verpasst wurde.

Wirklich niemand hat jemals gesagt: »Boah, wenn ich im Gulag von einem Random-Mitspieler abhängig wäre, das wäre doch mal was«. Dass diese Neuerung nicht gut ankommen würde, war von Anfang an offensichtlich - und siehe da, in Season 2 wird sie auch direkt zurückgenommen.

Genauso beim Looten: Wer wollte jemals, dass ein Loot-System unbequemer und komplizierter wird? Ich finde, die Rucksäcke und das Durchwühlen von Inventaren passen gut zum DMZ-Modus und hätte auf den beschränkt bleiben sollen. Dass viele Bargeldhaufen nur noch 100 Ingame-Dollar wert waren, habe ich anfangs für einen Bug gehalten - aber nein, das war eine bewusste Entscheidung, die jetzt auch wieder zurückgenommen wird.

Zum Glück gibt es ab Season 2 wieder mehr Cash, sonst könnte ich mir die neuen Redeploy-Drohnen nie leisten. Zum Glück gibt es ab Season 2 wieder mehr Cash, sonst könnte ich mir die neuen Redeploy-Drohnen nie leisten.

Dafür blieben ausdrückliche Wünsche der Fans unerfüllt: Zum Beispiel war der beliebte Resurgence-Modus zum Start nirgendwo zu finden. Er kommt jetzt zwar mitsamt einer neuen Map zurück, aber warum war das denn nicht gleich verfügbar? Hatte man vielleicht Angst, dass dann niemand DMZ ausprobiert? Die Modi setzen doch auf völlig andere Zielgruppen! Das gleiche traurige Spiel mit Plunder, dieser ehemalige Modus wurde erst zu Season 2 bestätigt und kommt, nun ja, irgendwann mal.

Was bleibt jetzt von den groß angekündigten Neuerungen? Okay, die Wasserkämpfe sind ganz cool und sollen auf der Map Ashika Island wohl noch eine größere Rolle spielen. Fahrzeuge mit Treibstoff und Schadensmodell sind auch ein nettes Feature, aber halt wirklich nur »nett«.

Asika Island ist nicht nur von Wasser umgeben, sondern bietet auch geflutete Tunnel, durch die ihr leise tauchen dürft. Asika Island ist nicht nur von Wasser umgeben, sondern bietet auch geflutete Tunnel, durch die ihr leise tauchen dürft.

Ich hoffe, dass Warzone 2 in den kommenden Monaten mehr liefert als Schadensbegrenzung. Die Rückzieher zu Season 2 sind dringend nötig, das wird ihnen die Community auch verzeihen. Aber danach müssen neue Ideen folgen, die wirklich Aussicht auf Erfolg haben - vielleicht endlich eine zweite große Map oder richtig coole Events wie damals The Haunting of Verdansk, das zwischendurch das komplette Spiel auf den Kopf stellte. 

Was mich vorsichtig optimistisch stimmt: Der neue Third-Person-Modus war eine richtig coole Idee, die auch noch technisch einwandfrei umgesetzt wurde und die sich viele gewünscht hatten. Leider ist er aber nicht in jeder wöchentlichen Playlist-Rotation verfügbar - warum denn nicht?!

Auch dass das neue Warzone Ranked endlich kommen soll, ist eine gute Nachricht für viele Fans. Aber auch dafür gibt's noch kein konkretes Release-Datum, nur einen Wink: »Irgendwann nach Season 3«.

Ihr merkt schon, hinter jede positive Botschaft muss man direkt ein Aber setzen - deshalb bleibe ich bei aller Hoffnung trotzdem gebührend skeptisch.

In Third-Person-Perspektive sieht man nicht nur die Operator-Skins, sondern kann auch um Ecken luren. In Third-Person-Perspektive sieht man nicht nur die Operator-Skins, sondern kann auch um Ecken luren.

In den kommenden Seasons wird sich zeigen, ob die Entwickler jetzt wirklich den Finger an den Puls der Community legen. Die frisch verkündeten Pläne scheinen zumindest schon zu zeigen, dass man inzwischen zuhört. Aber die eigentliche Feuerprobe wird der Release von Call of Duty 2023.

Diesmal muss die Integration von Anfang an richtig durchgeplant sein und darf auf gar keinen Fall neue Probleme verursachen. Ich will in Warzone 2 nicht wieder enttäuscht werden!

Was wünscht ihr euch für die Zukunft von Warzone 2? Gibt es Änderungen, die ihr richtig gut fändet? Oder welche, die ihr auf gar keinen Fall sehen wollt? Schreibt es mir gern in den Kommentaren.

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