Cyberpunk 2077 verschoben: PC und Next Gen sind nicht das Problem

Cyberpunk 2077 erscheint nicht mehr im November. Das Rollenspiel von CD Projekt wurde jetzt bereits zum dritten Mal verschoben. Der Grund dafür sind offenbar PS4 und Xbox One.

Update vom 28. Oktober

Gestern wurde Cyberpunk 2077 überraschend zum dritten Mal in einem Jahr verschoben. Als Begründung nannte das Entwicklerstudio CD Projekt Red, dass sie mehreren Versionen des Spiels noch den nötigen Feinschliff verpassen wollen. Immerhin soll das ambitionierte Rollenspiel egal auf welcher Plattform flüssig und sauber laufen. In einem Conference Call nach der Verschiebung ging CD Projekt CEO Adam Kicinski nun ein wenig mehr ins Detail.

Laut Kicinski seien weder die PC-Version noch die optimierten Fassungen für PS5 oder Xbox Series X an der erneuten Verschiebung Schuld. Diese Versionen von Cyberpunk 2077 sollen »bereit sein und sich gut spielen«. Momentan sei man stattdessen viel eher damit beschäftigt, das Spiel für PS4 und Xbox One zu finalisieren. Schon im Juni zur letzten Verschiebung prognostizierte unser Redakteur Peter, dass die Current-Gen-Modelle Cyberpunk 2077 ausbremsen könnten.

Hat die Verschiebung Cyberpunk 2077 geschadet?

Kacinski ging während der Konferenz mit dem Vorstand vor allem auch darauf ein, welche finanziellen Konsequenzen die Verschiebung für das Unternehmen bedeuten könnte. Hier gab sich der CEO sehr optimistisch. Laut Kacinski sei es für den Verkauf von Exemplaren von höchster Wichtigkeit, dass die ersten Reaktionen auf Cyberpunk 2077 hervorragend ausfallen. Man hätte das Spiel nicht verschieben müssen, doch die zusätzlich Zeit würde garantieren, dass zu Release alles im Spiel enthalten ist.

Finanziell müsse man nun mehr Budget für das Marketing einplanen und 2020 wird Cyberpunk 2077 auch weniger Geld einspielen als ursprünglich gedacht, immerhin fallen ein paar Wochen weg. Gleichzeitig rechnet CD Projekt mit keinerlei Rückgängen bei den Vorbestellungen und der Release kurz vor Weihnachten könnte die Verkäufe auch nochmal ankurbeln.

Zum Spiel selbst sagt Kacinski, dass sie von der Qualität absolut überzeugt sind. Einige Tester sollen von einem unvergleichlichen Spielerlebnis gesprochen haben. Als Konsequenz der Verschiebung nennt der CEO »organisatorische Änderungen« in der Technikabteilung.

Ursprüngliche Meldung vom 27. Oktober:

Drei Wochen vor dem geplanten Release wird Cyberpunk 2077 ein weiteres Mal verschoben. Damit hat das heißerwartete Rollenspiel bereits seine dritte Verschiebung im Jahr 2020 hinter sich. Das Spiel erscheint nicht länger am 19. November, sondern wurde um 21 Tage nach hinten geschoben.

Damit gilt: Cyberpunk 2077 kommt erst am 10. Dezember 2020.

Das Entwicklerstudio CD Projekt Red veröffentlichte ein Statement auf Twitter, in dem sie die erneute Verzögerung offiziell machten und auf die genauen Details eingehen. Unter anderem, weshalb das Rollenspiel trotz Goldstatus nun doch nochmal verschoben werden konnte:

Link zum Twitter-Inhalt

Bei den vorherigen Verschiebungen im Januar und im Juni galt bereits, dass Cyberpunk 2077 schlichtweg nicht weit genug fortgeschritten sei, um einwandfrei veröffentlicht zu werden. Jetzt gibt CD Projekt zudem als Begründung an, dass sie momentan damit beschäftigt sind, das Spiel für neun verschiedene Versionen zu testen und zu optimieren. Immerhin sei Cyberpunk 2077 während der Entwicklung immer stärker in Richtung Next-Gen-Titel gewandert:

"Da sich Cyberpunk 2077 irgendwann im laufe der Zeit fast zu einem Next-Gen-Titel entwickelt hat, müssen wir sicherstellen, dass alles gut funktioniert und alles flüssig läuft. Uns ist bewusst, dass es unrealistisch klingt, wenn jemand behauptet, 21 Tage würden bei so einem massiven und komplexen Spiel einen Unterschied machen, aber das tun sie wirklich."

Auch die Tatsache, dass sie in dieser heißen Phase aufgrund der Corona bedingten Einschränkungen von zuhause arbeiten mussten, spielte bei der Verschiebung eine Rolle. In den Kommentaren baut sich trotz allem einiges an Frust auf und CD Projekt entschuldigt sich dafür. Insbesondere, da viele Spieler wohl extra für das Rollenspiel Urlaub eingereicht haben und erst vor einigen Tagen ein sicherer Release am 19. November vom offiziellen Twitter-Account bestätigt wurde.

Link zum Twitter-Inhalt

Was bedeutet die Verschiebung?

CD Projekt Red wird die zusätzliche Zeit nutzen müssen, um auch die letzten Macken aus ihrem Rollenspiel zu entfernen. Bei einem Spiel wie Cyberpunk 2077 ist die Erwartungshaltung nun mal immens und offenbar wollen die Entwickler wirklich ganz sicher gehen. Da Cyberpunk 2077 aber den Goldstatus erreicht hat, wird es hier hauptsächlich ums Finetuning gehen.

Vor welchen Herausforderungen CD Projekt dabei steht und wieso ein verbuggter Release von Cyberpunk 2077 fatal wäre, lest ihr im großen Essay bei GameStar Plus:

Sehr wahrscheinlich werden nun auch die zusätzlichen Inhalte für Cyberpunk 2077 etwas später veröffentlicht. Hierzu hat sich CD Projekt noch nicht geäußert, aber bereits nach der letzten Verschiebung wurde in einem Investoren-Gespräch verkündet, dass die Arbeit an Multiplayer und DLCs erst nach dem Release des Hauptspiels richtig anlaufen werden.

Cyberpunk 2077 wurde zu früh angekündigt - und Elder Scrolls 6 auch Video starten PLUS 36:03 Cyberpunk 2077 wurde zu früh angekündigt - und Elder Scrolls 6 auch

Kommentar von GameStar-Chefredakteur Heiko Klinge

Kennt hier noch jemand »Hausmeister Krause«? Die Comedy-Serie von und mit Tom Gerhardt hat so manchen Spruch in meinen Wortschatz gedübelt, zum Leidwesen meiner Mitmenschen. »Alles für den Dackel, alles für den Club!« Im Fall der erneuten Cyberpunk-Verschiebung schoss mir jedenfalls sofort in den Kopf: »Das kann passieren, darf aber nicht passieren!«

Warum eine Verschiebung so kurz vor Release noch passieren kann: PC- und Videospiele sind extrem komplexe und fragile Systeme, die von kleinsten Änderungen ins Wanken gebracht werden können. Das trifft umso mehr auf Open-World-Rollenspiele zu, bei denen nahezu alles miteinander verzahnt ist. Eine winzige Optimierung an einem Charakterwert oder einer Textur ruft gern mal eine Kettenreaktion hervor, die sich unvorhersehbar aufs komplette Spiel auswirkt. Hinzu kommt, dass für die finale Version eines Spiels (viel zu) oft die Entwickler bestimmte Systeme erst ganz am Schluss wirklich endgültig zusammenfügen. Preview-Versionen erlauben hier allein schon deshalb keine Rückschlüsse, weil sie speziell für diesen Zweck optimiert werden. Cyberpunk 2077 ist beileibe nicht der erste Titel, der kurz vor Release und trotz Gold-Meldung auf Schwierigkeiten trifft, noch wird er der letzte sein.

Das kann passieren, darf aber nicht passieren! Zumindest nicht mehr im Fall von Cyberpunk 2077. Denn Fakt ist: CD Projekt hat sich hier massiv verkalkuliert. Spätestens bei der letzten Verschiebung hätten sie mehr Puffer fürs finale Finetuning einplanen müssen. So werden sie jetzt viele Fans herb enttäuschen, die nach den »Dieses Mal wirklich!«-Beteuerungen der letzten Verschiebung felsenfest mit dem 19.11. geplant, vielleicht sogar extra Urlaub genommen haben.

Fürs Spiel ist die erneute Verschiebung sicher die richtige Entscheidung, die ebenso sicher alles andere als leichtfertig getroffen wurde. Aber sie wird Spuren hinterlassen, sowohl beim Team, vor allem aber bei der Community. Und die Bringschuld seitens CD Projekt wird durch die erneute Verschiebung nicht gerade geringer.

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