Husten, wir haben ein Problem!
Die Schwierigkeit lässt sich in Schicksalsklinge HD durch acht Realismusschalter einstellen. Da heißt es schon mal »Husten, wir haben ein Problem!«, falls der Menüpunkt »Seltene Krankheiten« per Häkchen aktiviert wurde. Es ist sehr cool, dass das Spiel den Grad der Herausforderung nicht über die Gegnerstärke reguliert.
Allerdings wirkt sich Hunger für unseren Geschmack zu stark aus. Während die Truppe via Reisekarte durch die Wildnis tappt, ist das okay, sie kann ja jagen. In Dungeons geht das aber nicht. Ferner verursachen Geldknappheit oder Lieferengpässe in Städten knurrende Mägen. Zum Glück gibt's eine Notbremse: Der Schwierigkeitsgrad ist jederzeit änderbar.
Kritikwürdig ist die Balance gerade im sogenannten Sumpf des Vergessens. Aus Schicksalsklinge HD importierte Recken mögen dort prima klarkommen, weil sie etwa auf Stufe 8 sind. Neu erschaffene Kämpfer haben zunächst aber maximal Level 5. Außerdem schlagen sie sich storybedingt nur als Quartett durch den Morast, können weder einkaufen, jagen, Wasser suchen noch Kräuter sammeln.
Last not least bremst der Sumpf das Reisetempo, und es stehen massig Kämpfe an. Das Mikromanagement (rasten, Wunden versorgen, Krankheiten heilen, meditieren) ist hier besonders fummelig, lässt es sich doch nicht automatisieren. Die nötige Vielklickerei fühlt sich wie Akkordarbeit an einem Fließband an.
Gute böse Überraschungen
Auch in Sternenschweif HD haben sich Programmfehler geschlichen. Während der Vorgänger bei regelmäßigen Abstürzen gerne mal Spielstände schredderte, fallen die Bugs diesmal in die Kategorie»ärgerlich, aber nicht kriegsentscheidend«.
Hin und wieder kippen zum Beispiel im Kampfmodus getötete Gegner nicht aus den Stiefeln, sondern bleiben als Statuen stehen. Eine große Stärke stellen die überraschenden Ereignisse und Wendungen dar. Außerdem folgen auf Entscheidungen oft heftige Konsequenzen, die gleichermaßen lästig wie reizvoll sind.
Als Nostalgiker kommt einem da schon mal eine längst dahingeschiedene Musikgruppe in den Sinn: Curiosity killed the Cat. Ja, die Neugier ist der Katze Tod, deshalb sagte schon Leisure Suit Larry-Erfinder Al Lowe richtigerweise: »Save early, save often«.
Aber die umfangreichen Aufgaben des Rollenspiels machen Laune. Eine wichtige Mission, die binnen zehn Spieltagen erledigt sein muss, baut in der größten Stadt, Lowangen, sogar spannenden Zeitdruck auf. Dennoch sieht der zweite Teil der Nordlandtrilogie gegen die Drakensang-Titel oder Kaliber à la Skyrim und The Witcher 3 keine Schnitte. Früher hätte ein Rezensent deshalb am Ende eine Floskel zum Besten gegeben: Sternenschweif HD ist ein Rollenspiel für leidensfähige Oldschool-Fans, der Rest spielt Probe. Zum Glück sind die Neunziger vorbei.
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