Selbst Shakespeare braucht mal ein Remaster. Fehler- und lückenhaft war die erste niedergeschriebene Version des Theaterstücks Romeo & Julia, weil sie mutmaßlich von Schauspielern und Schauspielerinnen aus dem Gedächtnis heraus aufgeschrieben und als »Raubkopie« weiterverkauft wurde. 1599 bekam deswegen die um ein Fünftel längere zweite Ausgabe den Untertitel »Neu korrigiert, erweitert und berichtigt« (auf Englisch: »Newly corrected, augmented, and amended«). In den Jahren danach erschienen noch drei weitere Drucke mit jeweils eigenen Änderungen.
Mehr als 400 Jahre später ist diese Praxis noch immer äußerst beliebt. Auch viele Videospiele werden heutzutage nicht einfach veröffentlicht und dann nie wieder angerührt. Sie werden nachträglich auf eine andere Hardware übersetzt oder technisch soweit angepasst, dass Hersteller den Remaster-Stempel draufpappen können. Wenn die Nachjustierungen weiter gehen und den Kern des Spiels betreffen, Grafik wie Gameplay aufwendig an moderne Standards angleichen, dann spricht man von einem Remake.
Update: Anlässlich der Ankündigung von Mass Effect: Legendary Edition haben wir diesen Artikel aktualisiert.
Will man heute als Unternehmen mit halbwegs langer Verweildauer in der Branche erfolgreich sein, lohnt sich ein Blick zurück in die greise Vergangenheit, um die Kassen der Gegenwart klingeln zu lassen:
- Das Remake zu Resident Evil 2 verkaufte sich bisher über 6,5 Millionen Mal.
- In den ersten drei Tagen nach Release lösten 3,5 Millionen Interessierte das Ticket nach Midgar, um das Final Fantasy 7 Remake zu erleben.
- Über vier Millionen Zelda-Fans schlugen bei der Switch-Umsetzung von Link's Awakening zu.
- Selbst die eigentlich komatöse Echtzeitstrategie zeigt ihren Lebenswillen, wenn mal ein Klassiker des Genres am Krankenhausbett vorbeischaut. Zwei Stunden nach Veröffentlichung hatte die Command & Conquer Remastered Collection rund 42.000 gleichzeitig aktive Strategen auf Steam.
Für die nächsten Monate haben sich bereits Rückkehrer wie Prince of Persia sowie Mass Effect: Legendary Edition angekündigt und wollen alten Wein in neue Schläuchen füllen. Wahrscheinlich werden auch hier die Absatzzahlen den Herstellern Recht geben.
Die Gründe für die derzeit grassierende Nostalgiewelle liegen aber nicht nur in kommerziellen Überlegungen. Dahinter stecken auch unsere eigenen Komfortsehnsüchte und ein langsam älter werdendes Medium, das zur richtigen Zeit am richtigen Ort war.
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