Die Gerüchte darum brodelten ja bereits seit einiger Zeit und jetzt ist es raus: Ubisoft dreht offenbar die Zeit zurück und veröffentlicht ein komplettes Remake von Prince of Persia: The Sands of Time, das am 21. Januar 2021 erscheint. Damit wagt sich Ubisoft nicht nur zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder an die tot geglaubte Spielereihe, sondern an sein erstes vollständiges Remake überhaupt.
Denn Sands of Time: Remake wird tatsächlich von Grund auf komplett neu entwickelt und setzt dafür auf die Anvil Engine, die unter anderem bereits bei Assassin's Creed Odyssey oder For Honor eingesetzt wird. Die Verantwortlichen sind die beiden indischen Entwicklerstudios von Ubisoft in Mumbai und Pune, die bislang nur als Partner für andere Projekte eingesetzt wurden. Da Sands of Time sogar in Indien beginnt, können die Entwickler für die neuen Umgebungen also aus ihrem eigenem kulturellen Erfahrungsschatz schöpfen.
Selbst wenn dieses Remake keine vollständige Rückkehr für den persischen Prinzen markiert und beispielsweise einen Neuanfang anleitet, freue ich mich persönlich über diese Ankündigung. Immerhin gehört für mich persönlich Sands of Time zu den besten Action-Adventures, die ich je gespielt habe. Ein Spiel, das mir bei seinem Release 2003 in vielen Bereichen die Augen öffnete.
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Prince of Persia: The Sands of Time - Trailer kündigt das Remake an
Wieso Sands of Time legendär ist
In unserer Liste mit den 250 besten Spielen aller Zeiten verliehen die Kollegen selbstredend auch Prince of Persia einen Platz. Sogar unter den besten 100. Allerdings ging dieser Platz nicht an Sands of Time, sondern an das aller erste Prince of Persia von 1989. So vertretbar diese Entscheidung ob des Einflusses des Spiels auch ist, ich hätte an dieser Stelle lieber Sands of Time gesehen.
Für mich hat bei diesem Spiel seinerzeit nämlich alles gestimmt. Ein fast schon zeitloses Meisterwerk, in dem viele Rädchen perfekt ineinandergreifen und das sogar grafisch meines Erachtens nach heute noch zu ertragen ist, was nicht viele Spiele aus der PS2-Ära von sich behaupten können. Und das liegt nicht nur an der Optik, die mit ihrem leichten Weichzeichner und den mit persischen Ornamenten verzierten Umgebungen sofort an ein auf mein Bildschirm gebanntes Märchen erinnerte.
Wirklich beeindruckend waren schon damals die butterweichen Animationen und die schiere Beweglichkeit des Prinzen. Neben dem Kampf gegen fiese Sandzombies bestand die größte Herausforderung immer darin, Rätsel zu lösen und mit waghalsigen Parcour-Manövern durch todbringende Fallen zu turnen. Die Bewegungsabläufe waren damals der Wahnsinn. Fließend sprang der Prinz per Salto von Fahnenmast zu Fahnenmast, balancierte auf einem Sims und rannte sogar an Wänden entlang (das gehörte 2003 noch nicht so zum Videospielstandard wie heute).
Als Spieler scheiterte ich an solchen Passagen zwar häufig, doch hier kam der eigentlich Clou: Sands of Time frustrierte deutlich weniger als andere Plattformer von damals. Der namensgebende Sand der Zeit verleiht dem Prinzen nämlich die Macht, die Zeit ein paar Sekunden zurückzudrehen. Man konnte eine vergeigte Passage also direkt nochmal angehen. Das hat mich als Spieler mit wenig Frustresistenz damals regelrecht zum Jubeln gebracht. Zumal diese Mechanik kein aufgesetztes Gameplay-Element war, sondern in der Geschichte verankert! Das klingt oft simpel, bekommen aber selbst heute viele Spiele einfach nicht so richtig hin.
Prince of Persia: Sands of Time - Remake - Screenshots ansehen
Was Ubisoft jetzt verbessern will
Ubisoft betont, dass es sich bei diesem neuen Spiel wirklich um ein Remake handelt. Also keine HD-Neuauflage. Auch wenn es nicht danach aussieht, wurde alles neu gebaut. Allerdings wirkt das Spiel auf den ersten Blick erst Mal nicht wie eine Neuentwicklung von 2020 und ist nicht mit anderen Remakes zu vergleichen, wie etwa der immense Grafik-Sprung beim Remake des ersten Mafia. Die Entwickler halten sich etwas näher an der Vorlage.
Das Remake erzählt also auch die exakt selbe Geschichte um den anfangs noch arroganten Prinzen, der Zeit-Intrige des Wesirs und der indischen Prinzessin Farah. Immerhin wurden alle Dialog neu vertont und jede Cutscene überarbeitet. Yuri Lowenthal kehrt als englischer Synchronsprecher des Prinzen zurück und stand nun sogar für das Motion-Capturing Pate. Die Zwischensequenzen wurden dieses Mal nämlich mithilfe dieser Technologie angefertigt, um das Aushängeschild der fließenden Bewegungsabläufe noch weiter zu verfeinern. Für die akrobatischen Einlagen wurde sogar eigens ein Stunt-Double engagiert.
Der eine Teil des Spiels, bei dem die Entwickler aber noch etwas härter durchgreifen mussten, waren die Kämpfe. Wenn ihr mich fragt, steuerten sich diese zwar schon 2003 hervorragend, aber eben auch ein wenig zu simpel. Sind die Kämpfe im Remake jetzt also fordernder? Unklar. Dafür müsste eine spielbare Version herhalten. Die Entwickler versprachen mir im Interview zumindest einige Optimierungen. Im Detail bedeutet das: Eine übersichtlichere Kamerasteuerung und neue responsive Aktionen, wie beispielsweise die Möglichkeit zur perfekten Parade im richtigen Augenblick.
Ist das der richtige Weg?
Ein Remake wie das von Sands of Time könnte für Ubisoft zu einem rechten Drahtseilakt werden. Sie sollten also ein ähnliches Geschick aufweisen wie der Prinz, wenn er mal wieder über einen Torbogen balanciert. Ubisoft will hier nämlich nicht über das Ziel hinausschießen. Keine neuen Inhalte reinbauen, die es früher nie gab. Selbst die Möglichkeit, das allererste Prince of Persia freizuschalten, gab es so schon 2003.
Optimistisch gesehen ist das eine gute Idee. Wie gesagt halte ich Sands of Time nämlich zurecht für einen Genre-Klassiker, der noch heute Spaß macht und sich sehr wenige Fehltritte erlaubte. So wirklich viel muss Ubisoft also gar nicht verändern. Ein nahezu perfektes Spiel, das auch noch so stringent erzählt wird, braucht einfach weniger Pflege.
Auf der anderen Seite kann man dann wiederum die Notwendigkeit eines solchen Remakes in Frage stellen. Wenn es wirklich so wenige Neuerungen gibt, lohnt es sich dann überhaupt? Zumal das Remake grafisch jetzt niemanden vom Hocker haut. Das Mafia-Remake braucht man nur optisch mit dem Original zu vergleichen, um den Mehrwert zu erkennen. Bei Sands of Time fällt mir das schon schwerer.
Letztlich muss sich Sands of Time wie kaum ein anderes Remake darüber beweisen, wie es sich tatsächlich spielt. Wenn die Optimierungen bei den Kämpfen die wohl letzte Schwäche des Originals ausmerzen, könnte uns ein wunderbares Action-Adventure erwarten. Vor allem eins, wie sie in Zeiten von Open-World- und Service-Games selten von großen Publishern noch durchgewunken werden. Ich fühle mich auf jeden Fall dafür gewappnet, wieder mit dem Prinzen durch Persien zu hüpfen und die Zeit genüsslich zurück zu drehen. Sowohl im Spiel, als auch aus rein nostalgischen Gründen.
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