Sid Meier, ruhmreicher Designer von Civilization- und Pirates-Ehren, begeistert sich für ein neues, rapide wachsendes Spielemarkt-Segment, in dem Innovationen und spannende Herausforderungen gedeihen. »Es ist ein Bereich, in dem wir immer noch die Regeln entdecken«, schwärmt Meier. »Dieser Aspekt erinnert mich an die frühen Jahre der Spieleentwicklung, als wir experimentieren und viele neue Dinge ausprobieren konnten.«
Zurück in die Zukunft
Die Zukunft hatten PC-Spieler immer mit technologischem Fortschritt verbunden; mit noch realistischer rendernden Grafikkarten, Speicherverdopplungen und immer mehr CPU-Kernen.
Die Zukunft für Sid Meier und immer mehr seiner Kollegen aber ist aus technologischer Sicht ein Rückschritt, mit Flash-Animationen statt 3D-Engines und einem Web-Browser samt Facebook-Konto als Plattform. »Social Games«, die Freundesbeziehungen auf sozialen Netzwerken als virales Gratis-Marketing-Mittel nutzen, haben sich zum heißesten Spiele-Wachstumsmarkt gemausert.
Sid Meier, der an dem Strategiespiel Civilization Network für Facebook arbeitet, ist damit nicht allein. Immer mehr gestandene Entwickler-Veteranen von Steve »Hitchhiker’s Guide« Meretzky bis Mike »Schlacht um Mittelerde« Verdu verdienen sich ihre Brötchen inzwischen in Social-Games-Gefilden. Brian Reynolds, der einst mit Meier Civilization 2 entwickelte, danach Big Huge Games gegründet und dort Rise of Nations erfunden hat, arbeitet seit einem Jahr für Zynga. Er sagt: »Ich kann mir gut vorstellen, dass Social Games einmal den größten Anteil am Spielemarkt haben werden.«
Das 80-Millionen-User-Spiel
Vor einem Jahr hatte der Boom seinen entscheidenden Urknall-Moment. Nach gerade einmal fünf Wochen (!) Entwicklungszeit wird im Juni 2009 das unkomplizierte Bauernhof-Aufbauspiel FarmVille von einer bis dato wenig bekannten Firma namens Zynga veröffentlicht.
Ein halbes Jahr später gibt es weltweit rund 80 Millionen Menschen, die Kartoffeln ernten, Kühe melken und Freunde dazu animieren, ebenfalls virtuelle Agrarflächen zu beackern. Selbst die Zahlen von Blizzards Erfolgstiteln verblassen gegen die Ausmaße dieser globalen Flutwelle. »Es gibt inzwischen mehr FarmVille- als Mario-Spieler« veranschaulicht Zynga-Vice-President Bill Mooney die neuen Machtverhältnisse.
Schwerter zu Pflugscharen
Zynga ist ein binnen zwei Jahren von 30 auf 900 Mitarbeitern gewachsenes Studio in San Francisco.
FarmVille mutet auf den ersten Blick wie ein unspektakulärer Enkel der 90er-Jahre-Spiele SimFarm und Harvest Moon an.
Man sät, wartet, erntet, verdient damit Gold und Erfahrungspunkte und erreicht wie in einem Rollenspiel höhere Charakterlevels. Nur dass man dadurch keine Kampffähigkeiten, sondern eine größere Auswahl an Saatgut und dekorativen Gegenständen freischaltet, die wiederum einen Extraschub Erfahrungspunkte einbringen. FarmVille nutzt vor allem die Benachrichtungsmechanismen von Facebook clever aus. Die Fortschrittsmeldungen von Spielern, oft mit dem Verschicken virtueller Bauernhof-Gegenstände verbunden, werden zum Grundrauschen in den Facebook-Kanälen – penetrant, aber wirksam.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.