Crypto-137 ist sauer. Sein Bruder (Crypto-136) ist auf einem Planeten namens »Erde« gestrandet und in Gefangenschaft geraten. Doch irgendwie ist das auch gut, denn die vom Alien-Headquarter einberufene Rettungsmission birgt noch eine Chance: In den affenähnlichen Bewohnern des Planeten sind angeblich originale DNS-Stränge der Furons zu finden.
Die Furons haben durch das ewige Klonen keine Geschlechtsteile mehr und können sich nicht mehr natürlich fortpflanzen. Auf der Suche nach unserem Bruder können wir also auch noch ein paar menschliche Gehirne für den Erhalt unserer eigenen Spezies einsammeln und gleichzeitig unsere Rachegelüste befriedigen.
Vor genau 15 Jahren wurde der cholerische Außerirdische Crypto-137 schon einmal auf den blauen Planeten geschickt, um die Menschheit zu vernichten. Das Original erschien 2005 für PlayStation 2 und die erste Xbox und wurde von den Pandemic Studios unter der alten THQ-Flagge veröffentlicht.
Das deutsche Entwicklerstudio Black Forest Games aus Offenburg hat die Alien-Invasion nun in ein aktuelles Gewand gepackt. Das Remake wurde komplett neu in der Unreal Engine 4 für aktuelle Systeme programmiert und an aktuelle Gewohnheiten angepasst.
Wie das alte Spiel im neuen Gewand aussieht, erfahrt ihr in unserer Screenshot-Galerie:
Destroy All Humans! Remake - Screenshots ansehen
Grafisch überarbeitet, inhaltlich unverändert
Bei allen inhaltlichen Aspekten haben die Entwickler vorlagentreu gearbeitet: Story, Dialoge und auch die Missionsstruktur sind gleichgeblieben. Sogar die englischen Original-Sprachaufnahmen wurden übernommen. Die Übersetzung allerdings wurde neu in Auftrag gegeben und synchronisiert, so dass die Aliens im Remake nun auch Deutsch sprechen.
Die Furon-Invasion spielt sich in herrlich überzeichneten 50er Jahren der USA ab. In den typischen Vorstädten und ländlichen Gebieten der insgesamt sechs Areale treffen wir nahezu alle Klischees: den mistgabelschwingende Redneck, das blonde Cheerleader-Dummerchen oder den machtgeilen Bürgermeister, der alle Ungereimtheiten mit der kommunistischen Bedrohung erklärt.
Die Menschheit scheint jedoch das viel größere Klonproblem als die Aliens zu haben, denn mit diesen paar Figuren ist auch schon fast die gesamte Bandbreite der Bevölkerung beschrieben. In den frei begehbaren Gebieten treffen wir insgesamt nur auf eine Handvoll weiterer Menschentypen.
Bei den Soldaten in einer Militärbasis und den »Men in Black«-Agenten in Washington fällt dies nicht so stark ins Gewicht wie bei Missionen in Wohngebieten, wo jede Hausfrau den identischen Petticoat und die gleiche Frisur trägt. Das überarbeitete Design der Charaktere orientiert sich an der Vorlage, driftet aber noch stärker ins Überdrehte ab. Schade: Die Animationen und die Mimik wirken insgesamt recht hölzern.
Holzhammer-Humor ohne Update
Destroy All Humans! kann man fast als spielbare Version »Mars Attacks!« beschreiben, es bildet den Charme trashiger Science-Fiction-Filme ähnlich gut ab - nur eben überdreht. Eine Analsonden-Waffe, mit der wir feindlichen Soldaten einen grünen Schlangenlaser in den Hintern schießen, bleibt trotzdem platter Holzhammer-Humor, der weder 2005 noch 2020 bei jedem zündet.
Den Äußerungen und Dialogen der überzeichneten Bevölkerung fehlt es außerdem damals wie heute an Bissigkeit und Tiefe. Hier hätte sich das Remake ähnlich wie im technischen Bereich auch inhaltlich an Veränderungen rantrauen dürfen, um das Spielerlebnis an moderne Erwartungen anzupassen.
Spielt sich so, wie wir es in Erinnerung haben
Anders als beim Humor wurde spielerisch spürbar mehr an aktuelle Standards angepasst. So ist es nun zum Beispiel möglich, Cryptos übersinnliche Fähigkeiten parallel zu den Waffen zu nutzen und auch das UFO lässt sich nach oben und unten bewegen, was im Original tatsächlich nicht möglich war.
Per Telekinese lassen sich Autos, Menschen und jegliche Objekte anheben und als Projektil missbrauchen, per Gedankensteuerung können wir Menschen unseren Willen aufdrücken und eine Hologram-Technologie erlaubt es uns jegliche Menschenform zu kopieren.
Das UFO kommt in bestimmten Missionen als zerstörerische Untertasse zum Einsatz. Mit Lasern und Schallwellen bewaffnet sind uns die Menschen heillos unterlegen. Schade, dass das UFO nur an bestimmten Stellen der Kampagne zur Verfügung steht und nicht frei benutzt werden kann.
Keine Veränderungen gibt es an den Missionen: Wie gewohnt landen wir in einer der sechs Regionen der USA und bekommen vom Alien-Chef gesagt, was es zu tun gibt. Mal müssen wir in menschlicher Tarnung unentdeckt auf einem Jahrmarkt die lokale Dorfschönheit entführen, mal legen wir mit dem Disintegrator eine komplette Kleinstadt in Schutt und Asche.
Action und Schleicheinlagen wechseln sich im Verlauf der ca. acht Stunden dauernden Kampagne gut ab. Frustig sind die Momente, in denen die sehr starre Aufgabenstellung penibel eingehalten werden muss und bei der kleinsten Abweichung einen Neustart erfordert.
Bricht dann nach den ruhigen Momenten wieder ein Kampf aus, ist der Ärger aber schnell verflogen: Ganze Menschengruppen mit dem Elektro-Zapper unter Strom zu setzen, ihnen parallel das Hirn abzuzapfen und dabei eine radioaktive Kuh auf einen anrollenden Panzer zu schmeißen, ist auch heute noch sehr unterhaltsam.
Solides Remake für Fans
Das Remake der Alien-Invasion transportiert das Original gekonnt auf aktuelle Systeme. Spielerisch und inhaltlich ist das Spiel jedoch nicht viel mehr als ein solides Action-Abenteuer, das 2005 mit seinen doch sehr eingeschränkten Open-World-Ansätzen deutlich frischer (und lustiger) wirkte. Es wäre zu wünschen, dass das Remake als Startschuss für gänzlich neue Abenteuer von Crypto-137 dient und Black Forest Games die Marke eigenständig, mit neuen Ideen und mehr Freiheiten fortführen dürfen.
Area 42: Die verloren geglaubte Mission
Kleines Highlight für Fans: Black Forest Games ist es gelungen, eine verloren geglaubte Mission zu restaurieren. Auf Basis von Pandemic-Unterlagen gibt es im Remake nun einen komplett neuen Level, der die Ereignisse in der geheimen Militärbasis Area 42 zwischen zwei Missionen des Hauptspiels erzählt. Der neue Level fügt sich nahtlos in die bekannte Handlung ein.
Ebenfalls neu sind optionale Herausforderungen, die nach Erledigung einer Mission in den offenen Gebieten zur finden sind. Darin werfen wir unter Zeitdruck zum Beispiel 50 menschliche Gegenstände, vom Sonnenschirm bis zum Panzer in den Traktorstrahl unseres Ufos oder jagen einer wildgewordenen Drohne in einem Wettlauf hinterher.
Als Belohnung gibt es zusätzliche DNS, die im Mutterschiff gegen neue Fähigkeiten für Crypto und Verbesserungen für das UFO eingetauscht werden können. Diese Upgrades machen unser Arsenal gefährlicher und tödlicher, erhöhen die Schutzschilde des UFOs oder lassen uns mehr Schaden einstecken. Erfüllen wir alle Challenges, schalten wir zusätzliche Skins für unsere Spielfigur frei.
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