GameStar Entwickler-Talk: "Für Spieler wird die NextGen der kleinste Sprung, seit es Konsolen gibt."

Wo und wie spielen wir in fünf Jahren? Dies diskutierten wir mit den Chefs von zwei deutschen Entwicklerstudios. Mit durchaus überraschenden Antworten.

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Schon für uns Spieler ist es eine spannende Frage, was die Zukunft für unser Lieblingshobby bringen wird. Noch viel mehr Gedanken müssen sich aber die Studiochefs darüber machen. Denn schließlich dauert die Entwicklung eines PC- oder Konsolenspiels oft mehrere Jahre, entsprechend sollten die Entscheider schon heute möglichst präzise antizipieren, wo und wie in Zukunft gespielt wird.

Zu Gast in unserem GameStar-Talk waren Jan Theysen von King Art (Iron Harvest) sowie Adrian Goersch von Black Forest Games (Destroy All Humans!). Beide Studiochefs kennt ihr eventuell auch von unserer Plus-Videoreihe Devplay, in der deutsche Spiele-Entwickler interessante Einblicke in die Herausforderungen ihres Arbeitsalltags gewähren. Für unseren gamescom-Talk wagten sie gemeinsam mit uns einen Blick in die Glaskugel.

Der DevPlay-Kanal auf GameStar.de

Die Chancen und Risiken von Spiele-Abos

Durchaus skeptisch sahen sowohl Jan als auch Adrian den Trend zu Gaming-Abos wie dem Xbox Game Pass. Zwar sei es kurzfristig sehr positiv für die Studios, dass es aktuell einen regelrechten Kaufrausch der Abo-Anbieter gebe. Beide Studiochefs gehen jedoch davon aus, dass es nicht ewig so weitergehen wird. Und dann könnte sich der Wind laut Jan Theysen auch schnell wieder drehen:

"Wir sind momentan noch in der Phase, wo um Marktanteile gekämpft wird und jeder die Nummer 1 sein will. Da wird dann mit Geld um sich geschmissen. Und es werden im Zweifel große Verluste in Kauf genommen. Nur bleibt das natürlich nicht so. Und wenn sich erstmal das Netflix für Games durchgesetzt hat, dann gibt es erstens nicht mehr diese Vielfalt, dass man zu mehreren gehen kann und zweitens wollen die dann eben auch Geld verdienen und haben dann die Möglichkeit, dies durchzusetzen."

Auch Adrian Goersch befürchtet auf lange Sicht und insbesondere für unabhängige Studios negative Folgen, da es für sie selbst eine komplette Refinanzierung der Entwicklungskosten durch die Abo-Dienstleister nicht reicht, um wirtschaftlich zu überleben. Zumal er glaubt, dass selbst die Abo-Anbieter heute noch nicht wissen würden, wie ihr Geschäftsmodell in Zukunft aussehen wird.

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Musik- und Video-Abos sind hier für beide Studiochefs nicht vergleichbar, da bei diesen Medien deutlich geringere Entwicklungskosten anfallen würden als bei Spielen. Außerdem gebe es dort nur projektbasierte Verträge, während sie ihre Mitarbeiter durchgängig beschäftigen und bezahlen wollen.

Der Impact der NextGen-Konsolen

Deutlich mehr freuen sich Jan und Adrian auf PlayStation 5 und Xbox Series X. Ein Generationenwechsel sei für sie immer ein Riesenschritt, so der Geschäftsführer von Black Forest Games. Wer heute Spiele für PS4 und Xbox One entwickle, müsse sie für 10 Jahre alte Hardware optimieren, was eine entsprechend große Herausforderung sei.

Mit der Hardware-Power der neuen Konsolen werde das für Entwickler viel leichter. Man könne vor allem viel mehr Ressourcen für spannende Gameplay-Features reservieren.

Beide Entwickler sind sich jedoch einig, dass der NextGen-Sprung für Spieler deutlich weniger spürbar und eher Evolution denn Revolution sein wird. Jan Theysen prognostiziert:

"Für Spieler wird es wahrscheinlich der kleinste Sprung, seit es Konsolen gibt. Ich glaube nicht, dass die Leute hinten rüber fallen und sagen werden: »Wow, das sieht jetzt komplett anders aus!« Allein wenn man den Sprung von 1080p zu 4k oder von 30 FPS zu 60 FPS machen will, dann bleibt nicht mehr so viel übrig, was man in Qualität stecken kann. Es wird keine Offenbarung, sondern mehr ein »Okay, ich habe eine bessere Grafikkarte.«"

Grundsätzlich gehen beide Studiochefs davon aus, dass sich der Spielemarkt in den nächsten Jahren weiter fragmentieren wird. Das bedeute immer mehr kleine Communitys und immer mehr Nischen, für die man sehr gezielt entwickeln müsse.

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Viel schwerer zu antizipieren seien Phänomene wie Pokémon Go, die diese Spielergrüppchen aufbrechen und auch jenseits der Gaming Communitys für Furore sorgen würden. Die besten Chancen hätten hier laut Jan Online- und Multiplayer-Spiele. Ob diese neue große Ding dann tatsächlich wie von Adrian prognostiziert »Killer Family Metaverse« heißen wird, wagen wir allerdings zu bezweifeln. Nur ein bisschen.

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