Ist das schon Pay2Win?
Wer sich Vessel of Hatred für rund 40 Euro kauft, bekommt die mit Abstand stärkste Klasse von Diablo 4. Entwickler Blizzard Entertainment hat die Geistgeborenen wohl mit Absicht übervorteilt; der frische Charakter ist für viele Spieler Kaufgrund Nummer eins, noch vor dem neuen Story-Akt, Nahantu als frischem Gebiet und den zwei exlusiven Endgame-Aktivitäten im Addon.
Doch aktuell sind die Spiritborn Builds komplett außer Kontrolle, findige Spieler lassen im Spiel Schadenziffern aufploppen, die längst nicht mehr in die Millionen gehen, sondern nur noch in Trillionen ausgedrückt werden können. Das sind Zahlen mit 18 Nullen: 000000000000000000.
Inzwischen ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis Spiritborn-Charaktere generft werden, ihr Schadenspotenzial beschnitten wird. Das Chaos, das bis zu diesem für die Klassenbalance wichtigen Update auf den Servern von Diablo 4 herrscht, hat sich meiner Meinung nach Blizzard selbst zuzuschreiben.
Lasst mich euch in zwei Minuten erklären, wo dieser Gedanke herkommt.
Patch 2.0 oder Vessel of Hatred? Alles gleich!
Alle tun es: No Man's Sky, Cyberpunk 2077, Factorio, Total War: Warhammer, ja sogar der Microsoft Flight Simulator. Auch Diablo 3 und natürlich World of Warcraft hat sich schon in dem geübt, was viele Spieler erstmals bei den Strategiespielen von Paradox Interactive wie Stellaris bewusst als Firmenstrategie wahrgenommen haben.
Ich rede von der Veröffentlichung großer, das Hauptspiel umwälzender Patches zum gleichen Zeitpunkt, an dem ein neuer DLC oder ein Addon erscheint. Reaper of Souls und Loot 2.0, Vessel of Hatred und Update ... äh, 2.0. Oje, die Parallelen sind wirklich überdeutlich.
Das ist ein cleverer Schachzug, denn:
- Vermischen Spieler die Änderungen von Patch und Addon in ihrer Warnehmung. Am Ende neigen sie meiner Erfahrung nach dazu, die Neuerungen hauptsächlich der kostenpflichtigen Erweiterung zuzuschreiben.
- Kommt die Firma mit dem Gratis-Update Kritik zuvor, sie würde Käufer des Hauptspiels vergessen und stattdessen mit dem DLC Geld machen wollen.
Im Fall von Diablo 4: Vessel of Hatred sehen wir aber auch, was passiert, wenn die Neuerungen des Addons in der Netto-Rechnung eher mager ausfallen.
Denn der Story-Abschluss mit Mephisto als Widersacher wurde gerade erst ins zweite Addon ausgelagert, Zitadelle und Unterstadt sind im Endgame keine Alternative zu den 200er-Bossen und ihrem wertvollen Loot, die Open World hat ohnehin so ihre Probleme.
Was bleibt also? Natürlich genau jene Klasse, die 3.372 GameStar-Leser (das sind 63 Prozent der insgesamt 5.376 Umfrage-Teilnehmer!) als Erstes im Addon spielen wollten. Es ist also nicht übertrieben zu sagen, dass Wohl und Wehe von Diablo 4: Vessel of Hatred am Spiritborn, seiner Balance und dem Gefühl hängt, ob er sich mächtig und spaßig anfühlt.
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