Die wahren Helden der Spielegeschichte heißen für mich weder Gordon noch Max noch der Duke, sie tragen weder Brechstange noch Gatling Gun noch Bazooka, geschweige denn alles gleichzeitig. Nein, meine Heroen schleppen schnöde Steine, Bretter, Fleischwaren und fangfrische Fische. Nicht einmal einen Namen haben sie, und trotzdem geht ohne diese Helden des Alltags nix: die Träger aus dem allerersten Die Siedler, die gerade ihren 27. Geburtstag feiern.
Klar, ihre Kumpels in den Bergwerken, Mühlen und Metzgereien sind auch wichtig. Aber die Träger, hach, die sind so taktisch entscheidend wie UPS-Fahrer, die am Heiligabend noch das Geschenk für die Schwiegermutter bringen. Nur nicht so gehetzt. Während die heutigen Kuriere mit Telefonknopf im Ohr von Kunde zu Kunde brettern, nehmen es die Siedler-Träger ab Teil zwei auch mal locker, lesen Zeitung, springen Seil. Aber genau das wird ihnen zum Verhängnis - erst werden sie durch leistungsfähigere Esel ersetzt, schließlich ganz gefeuert.
Denn hinter Blue Bytes wuseligem Aufbauspiel steckt eine knallharte Wirtschaftssimulation. Ich muss Wege geschickt anlegen, damit zusammengehörende Produktionsketten wie Erzmine, Schmiede, Waffenschmiede wie geschmiert rasseln. Die Minenarbeiter mögen Brot, Fisch und Schinken, am besten alles auf einmal, dann malochen sie auch mehr. Und gleichzeitig muss ich mein Gebiet expandieren, indem ich Wachtürme und Burgen errichte oder gegnerische erobere. Der Grundstein einer deutschen Erfolgsserie.
Angewandtes Aufbauwissen: Vom Siedler-Fan zum Bauernhof-Besitzer
Die Siedler: Schluss mit amtlich
»Wuselig«. Wohl kaum ein Artikel über Die Siedler kommt ohne dieses Wort aus, dicht gefolgt von »knuddelig«. Denn schon das allererste Siedler holt 1993 aus dem Amiga, was rauszuholen ist: Bis zu 4.000 Objekte gleichzeitig bewegen sich fließend auf dem Bildschirm, sogar der kleinste Amiga, der 500er, wird zum Wimmelbuch. Gut, bei den 4.000 Objekten zählt natürlich alles mit, was nicht bei drei auf den Bäumen ist: jeder Siedler, jeder Rohstoff, jedes Fertigprodukt, jede Flagge, die den Arbeitsplatz eines Trägers markiert.
Das Spiel ist eine technische Meisterleistung, denn sein Erfinder Volker Wertich programmiert es gänzlich in Assembler, sodass selbst komplett ausgebaute, riesige Siedlungen ruckelfrei bewuselt werden. Bei gleichzeitig laufender, hervorragender Musik und Soundkulisse, wohlgemerkt. Noch heute klingt mir das charakteristisch-putzige »Jippiie!« in den Ohren, mit dem ein Geologe seine Ressourcenfunde quittiert.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.