Geschichte des Deutschen Computerspielpreises - Kategorien, Jury und viele Kritiker

Der Deutsche Computerspielpreis findet am 10. April zum zehnten Mal statt. Wir zeigen euch, wie alles begann und was in den vergangenen Jahren Aufsehen erregt hat.

Der Deutsche Computerspielpreis 2018 findet am 10. April in München statt. (Foto: Gisela Schober/Getty Images) Der Deutsche Computerspielpreis 2018 findet am 10. April in München statt. (Foto: Gisela Schober/Getty Images)

Jubiläum! Am 10. April wird Barbara Schöneberger in München auf der Bühne stehen und den Deutschen Computerspielpreis moderieren. Und der findet dieses Jahr zum zehnten Mal statt. Aber wie hat alles angefangen? Wie hoch ist das Preisgeld? Und wer darf überhaupt alles in die Jury? Wir stellen euch die Geschichte des DCPs vor und werfen dabei auch einen Blick auf seine Schattenseiten.

In eigener Sache: Zu den Experten der Jury gehört auch die GameStar-Redakteurin Petra Schmitz. Sie ist Teil der Fachjury für das beste internationale Multiplayerspiel. Außerdem ist Webedia offizieller Medienpartner des DCP. Somit tragen auch GamePro und GameStar ihren Teil zum Deutschen Computerspielpreis 2018 bei.

Die Geburt des DCPs

Sind Videospiele mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen? Diese Frage sorgt noch immer für Streitigkeiten. Fest steht hingegen, dass vor zehn Jahren ein wichtiger Schritt für das digitale Medium getan wurde. Im August 2008 erkannte der Deutsche Kulturrat Videospiele als Kulturgut an.

Das Überraschende: Bereits ein Jahr zuvor hatte Bernd Neumann, der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), dem Bundestag ein Plädoyer für Videospiele in Form eines Berichts vorgelegt, also noch bevor Videospiele als Kulturgut neben Film und Musik standen. Und dieser Bericht legte gleichzeitig den Grundstein für den DCP. Als Antwort auf den Bericht verabschiedete der Deutsche Bundestag einen Beschluss, die deutsche Videospielbranche mit einem Förderpreis zu unterstützen.

Im März 2009 fand der deutsche Computerspielpreis das erste Mal statt, veranstaltet vom Bundesverband der deutschen Games-Branche (GAME), dem Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) und dem BKM. Als Gewinner in der Kategorie "Bestes Deutsches Spiel" ging Das Schwarze Auge: Drakensang hervor.

2014 änderte sich die politische Verantwortung für den Videospielpreis, denn der BKM, mittlerweile besetzt von Monika Grütters, fiel als Veranstaltungspartner weg. Dafür kam das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) dazu, das die Förderung von Videospielen unter Minister Alexander Dobrindt und Staatssekretärin Dorothee Bär weiter vorantrieb. 2015 schlossen GAME, BIU und BMVI einen Fördervertrag ab, der unter anderem das Budget für den Deutschen Computerspielpreis deutlich anhob.

Zwischen Chancen und Unstimmigkeiten - Warum der Deutsche Computerspielpreis doch wichtig ist - GameStar TV Video starten PLUS 16:58 Zwischen Chancen und Unstimmigkeiten - Warum der Deutsche Computerspielpreis doch wichtig ist - GameStar TV

Preisgeld und Kategorien

Das Preisgeld für die verschiedenen Kategorien steigt jährlich an. 2016 lag es bei 470.000 Euro, 2017 bei 550.000 Euro und dieses Jahr bei 560.000 Euro. Aber nicht alle Kategorien werden auch mit einem Preisgeld ausgezeichnet: Die Auszeichnungen für die besten internationalen Spiele sind nicht dotiert.

Das liegt daran, dass der DCP deutsche Videospiele fördern soll. Die Hälfte des Preisgeldes stammt vom Deutschen Bundestag und damit direkt aus deutschen Steuereinnahmen - was der Bund der Steuerzahler kritisiert.

Generell dürfen, von den internationalen Kategorien abgesehen, nur Spiele eingereicht werden, die zu mindestens 80 Prozent in Deutschland entwickelt wurden. Um junge Entwickler zu unterstützen, verleiht der DCP auch Nachwuchspreise für Konzepte und Prototypen, wovon besonders Studenten profitieren. Der erste Platz erhält dieses Jahr 35.000 Euro, der zweite 15.000 Euro.

Mehr zum Thema:Alle Nominierungen und Preisgelder in der Übersicht

Unter den 13 Kategorien gibt es auch einen Publikumspreis, bei dem jeder online für ein Spiel seiner Wahl stimmen kann, auch wenn es nicht aus Deutschland stammt. So war etwa der Gewinner des Publikumspreises 2017 The Witcher 3: Blood and Wine.

The Witcher 3 kommt zwar nicht aus Deutschland, wurde aber trotzdem mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. The Witcher 3 kommt zwar nicht aus Deutschland, wurde aber trotzdem mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.

So werden die Preise verliehen

Der deutsche Computerspielpreis besteht aus einer Hauptjury und zehn Fachjurys. Die Hauptjury setzt sich aus jeweils zwei Vertretern jeder Fachjury zusammen. Dazu dürfen der Deutsche Bundestag zwei weitere und Berlin und Bayern als gastgebende Bundesländer jeweils ein weiteres Jurymitglied ernennen.

Fachjurys, Bundestag und gastgebende Bundesländer wählen schließlich noch elf weitere Personen in die Hauptjury. Damit ergibt sich eine Gesamtgröße von 35 Personen. Die Haupjury bestimmt die Gewinner der Kategorien »Bestes deutsches Spiel«, »Sonderpreis der Jury« und »Bestes internationales Spiel«.

Die Fachjury wird von den Veranstaltern game und BMVI zusammengestellt. Die Juroren stammen aus Politik, Forschung oder einem spieleverwandten Umfeld. Dazu zählt der DCP Entwickler, aktive Spieler, Presse, Medienpädagogen und Jugendmedienschützer.

Die Fachjurys bestehen im Schnitt aus vier Personen und bestimmen die Gewinner der übrigen zehn Kategorien.

Das sind die Gewinner des DCPs aus dem Jahr 2017. (Foto: GETTY IMAGES/Quinke Networks, 2017) Das sind die Gewinner des DCPs aus dem Jahr 2017. (Foto: GETTY IMAGES/Quinke Networks, 2017)

Skandale und Kritik

In den vergangenen Jahren lief nicht immer alles rund beim DCP. Eines der Hauptprobleme: Viele Spieler fühlen sich durch die Preise nicht repräsentiert, da es sich bei den Gewinnern zahlreicher Kategorien um recht unbekannte Spiele handelt.

Als 2012 mit Crysis 2 doch ein bekannter Titel den Preis für das beste deutsche Computerspiel gewann, hagelte von Politikern harsche Kritik. Denn so ein »Ballerspiel«, zumal damals eh schon in einer schwierigen Diskussionsphase, widerspreche der Idee, pädagogisch wertvolle und kulturell relevante Spiele zu fördern.

Die Veranstalter reagierten mit einer neuen Regelung, die gleich für neue Probleme sorgte. Sie besagt, dass ein Spiel ohne Jugendfreigabe, dass die Mehrheit der Jury als Sieger auserkoren hat, mit nur drei Gegenstimmen aufgehoben werden kann. 2014 verließen daher unsere damaligen Chefredakteure Andre Peschke und Heiko Klinge aus Protest die Jury. Der schlussendlich auch Erfolg zeigte - die Reglung wurde aufgehoben, weshalb seit 2017 auch wieder die GameStar mit einer Stimme im Deutschen Computerspielpreis vertreten ist.

Zum Schluss folgt noch ein Eklat, der sich vor einem Jahr bei der Verleihung des DCPs 2017 ereignete. Als Gewinner der Kategorie bestes Gamedesign ging Shadow Tactics: Blades of the Shogun hervor. Entwickler Mimimi Productions lehnte den Preis jedoch ab. Grund dafür waren Unstimmigkeiten bei der Abstimmung der Hauptjury. Anscheinend hatten nicht alle Juroren abgestimmt, die fehlenden Stimmen hätten aber ausschlaggebend sein können.

Ob dieses Jahr beim DCP alles glatt läuft, könnt ihr ab 18:30 Uhr in unserem Livestream sehen.

Eklat beim DCP - Video: Darum steht der Computerspielpreis in der Kritik Video starten 26:07 Eklat beim DCP - Video: Darum steht der Computerspielpreis in der Kritik

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