Wie ein Lehrstück für öffentlich-rechtliches Fernsehen demonstriert dieser Tage das ZDF, wie es aussieht, wenn man jede Zielgruppe bedienen will. Am 4. Mai brachte die zusammen mit dem ZDF produzierte 3sat-Sendung »neues« einen Bericht über den Verkaufsstart von Grand Theft Auto 4. Käufer wurden befragt, die großflächige Werbung in den Städten gezeigt und GTA 4 anhand von Spielszenen vorgestellt. Die Gewalt im Spiel wird zwar thematisiert, aber gleichzeitig in den Kontext des gesamten Spiels und der Geschichte eingeordnet. Die Computer- und Technik-Sendung "neues" richtet sich halt vor allem an eine jüngere Zuschauerschaft.
Knapp zwei Wochen später, sendete das ZDF am gestrigen Mittwochabend in der »heute nacht«-Sendung nun wieder einen Beitrag über GTA 4 -- diesmal offenbar eher an eine andere Zielgruppe gerichtet. Wieder ging es um den Verkaufsstart, wieder wurden Spieler befragt und Aufnahmen aus dem Spiel gezeigt -- größtenteils genau das Material, das auch schon in der 3sat-Sendung zu sehen war. Der Grundtenor der Sendung war aber ein ganz anderer: GTA 4 ist zwar erst ab 18 Jahren, aber es wird wieder seinen Weg in die »Kinderzimmer« finden. Der bekannte Kriminologe Prof. Christian Pfeifer kommt zu Wort und warnt einmal mehr vor den Folgen von Gewaltspielen: Die Schulnoten würden sich verschlechtern und die Spieler würden gegenüber den Leiden von Opfern abstumpfen.
Auch GameStar-Chefredakteur Michael Trier kommt mit einem Satz zum wirtschaftlichen Erfolg des Spiels zu Wort. Dabei war das ZDF-Team in der vergangenen Woche mehr als eine Stunde in unserer Redaktion und ließ sich ausführlich über das Spiel informieren. Denn Vorwissen hatten die ZDF-Redakteure leider gar keine - nicht mal Die Sims war ihnen bekannt, noch kannten sie den Unterschied zwischen PC und Konsolen wie der Xbox 360 oder Playstation 3. Offenbar gab es auch Kontakt zwischen der heute nacht- und neues-Redaktion. Wieso die beiden Berichte jedoch ein so unterschiedliches Bild zum gleichen Thema zeichnen, ist bislang unklar.
» Zum Bericht der neues-Redaktion
» Zum Bericht der heute nacht-Redaktion
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