Fazit: Fallout 76 im Nachtest: Warum es dank Wastelanders eine Aufwertung verdient, aber noch nicht am Ziel ist

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Fazit der Redaktion

Michael Graf
@Greu_Lich

Okay, ich muss mich mal kurz in zwei Michas aufspalten. Micha 1 vertritt meine ganz persönliche Meinung und findet Fallout 76 besser als die Wertung, die unter diesem Artikel steht. Denn ich habe das Online-Fallout schon vor Wastelanders gerne gespielt und Fallout First sowie den Atomic Store einfach ignoriert. Ich weiß, dass ihr das vielleicht nicht könnt, und auch das ist okay, ich will euch zu nichts überreden.

Sondern nur erklären, dass ich die stimmungsvolle Spielwelt und das Plünder-Spielprinzip schon vorher mochte und mich umso mehr darüber gefreut habe, dass Bethesda den Fehler der menschenleeren Welt endlich behebt. Wastelanders bereichert Fallout 76 so sehr, dass ich mir gar nicht mehr vorstellen kann, wie leblos Appalachia vorher war. Zwar wird die neue Auftragskette keine »Story des Jahres«-Preise abstauben, aber das muss sie auch nicht, weil sie dennoch mit originellen Ideen, Entscheidungen, Humor (das Sprach-Halsband!) und coolen Charakteren aufwartet, wie ich es von einem guten Fallout erwarte.

Für mich als Fan der Singleplayer-Fallouts darf es gerne in diese Richtung weitergehen! Denn die Geschichte, die Fraktionen und die Verbündeten verleihen dem Jagen und Sammeln endlich mehr Sinn, sie untermauern das Spielerlebnis, verdichten die Atmosphäre. Oh, und natürlich gibt es neue, schicke Items zum Jagen und Sammeln.

So, und damit kommen wir zu Micha 2, der als Tester Pros und Contras aufwiegt und über den eigenen Meinungstellerrand schaut. Und da sage ich: Fallout 76 wird durch Wastelanders zum deutlich besseren, aber nicht zum sehr guten Spiel (lies: nicht zum Kandidaten für eine 80er-Wertung).

So deutlich die neuen Inhalte das Spiel ergänzen, so deutlich merkt man auch, dass sie weiterhin Luft nach oben lassen - etwa beim Thema Nebenquests. Und natürlich beim technischen Zustand des Spiels. Und bei der Monetarisierung. Fallout 76 ist auf dem richtigen Weg, aber das Ende dieses Weges liegt noch in weiter Ferne.

Sollt ihr Fallout 76 also eine zweite Chance geben? Kommt drauf an, ob ihr Micha 1 oder Micha 2 zustimmt.

Micha 1 sagt: Ja, Fallout 76 hat eine zweite Chance verdient, weil es sich weiterentwickelt hat. Steckt vielleicht keine 40 Euro rein (das ist immer noch sehr viel, finde ich), aber schaut es euch noch mal an, wenn ihr auf stimmungsvolle Welten steht und 40 Stunden unterhaltsame und witzige Fallout-Story erleben wollt (mit der Option auf weitere 60 Stunden Jagd nach einer schicken, neuen Powerrüstung).

Micha 2 sagt: Das Spiel hat immer noch klare Schwächen, zumal sich an der eigentlichen Spielmechanik nichts ändert - übrigens auch nicht an der grauenhaften Bedienung im Baumodus. Wenn ihr darüber nicht hinwegsehen könnt und nach den Fehlern der Vergangenheit generell keine zweiten Chancen gewährt, dann ist das legitim.



Die folgenden Fazits von Dimi und Maurice beziehen sich auf den ursprünglichen Test zu Fallout 76.

Dimitry Halley
@dimi_halley

Ich bin eigentlich ein ziemlich weltoffenes Kerlchen, immer neugierig, meist geduldig. Ich suche Faszinationen in Spielen, die andere längst als Schrott abgetan haben, weil auch im salzigsten Acker vielleicht irgendwo ein Blümchen erblüht, das mir Freude bereitet. Auch eckige, kantige, teils sogar kaputte Spiele können manche Fans mehr begeistern als ein Meisterwerk, weil sich für sie diese eine Wunderzutat entfaltet, die ein Test idealerweise trotz aller Kritik irgendwo erfassen sollte. Bei Fallout 76 fiel mir die Suche nach diesem gewissen Etwas schwerer als bei jedem anderen Triple-A-Titel, den ich in meinen fünf Jahren als Redakteur testen musste.

Denn kein einziges mögliches Highlight des Spiels läuft derzeit rund. Der Koop funktioniert, lenkt aber von der Story ab und enttäuscht mit einem unbrauchbaren PvP. Das Survival-Gameplay nervt, wo es motivieren sollte. Die Hintergrundgeschichte enthält spannende Zusammenhänge, wird aber denkbar ungünstig präsentiert. Fallout motiviert zu Entdeckungen, bremst aber durch endlose, teils schlecht geschriebene Tagebucheinträge aus. Die Waffenvielfalt ist toll, die hakeligen Ballereien sind es nicht. Es bietet nach zig Stunden endlich spielmechanische Höhepunkte, fordert aber bis dahin unverhältnismäßig viel Geduld von mir. Und dann die technischen Probleme, die Bedienung, die Bugs, die nach einem 15-Gigabyte-Patch (!) immer noch nicht ausgemerzt wurden!

Was ich zwischen all diesen Problemen immer noch sehe, ist Potenzial. Appalachia könnte mit genügend Patches, Inhaltserweiterungen und Community-Liebe vielleicht auf einen guten Weg geführt werden. Aber eine mögliche Zukunft rechtfertigt keine derart misslungene Gegenwart: Fallout 76 ist im jetzigen Zustand, mit all diesen Fehlern, Engpässen und verpassten Chancen einfach kein gutes Spiel - ganz unabhängig davon, wie die Wunderzutat vielleicht aussehen mag.

Maurice Weber
@Froody42

Ich bin kein weltoffenes Kerlchen. Ich bin ein mürrischer, altmodischer Sack - und Fallout 76 ließ mich mürrisch nach den guten alten Zeiten grummeln wie lange kein Spiel mehr. Wäre Bethesda doch einfach beim Rollenspiel geblieben! Der Schritt zum Online-Survival hatte auf dem Papier durchaus Potenzial, erweist sich in der Praxis aber schlichtweg als Fehltritt.

Das Spiel opfert zu viel in Sachen Spannung und Story und gewinnt dafür zu wenig, weil viele der neuen Mechaniken mehr frustrieren als begeistern. Das Spiel scheint stellenweise regelrecht entschlossen, mich am Spaßhaben zu hindern. Auf jeden coolen Moment folgt zwangsweise irgendein Fehler, eine Survival-Fleißaufgabe, ein lahmer Standardkampf.

Ja, wer sich durchbeißt, der wird durchaus auch Highlights erleben. Gerade im späteren Spiel legt Fallout 76 zumindest ein wenig an Spannung zu, fährt interessantere Feinde und Items auf. Was fehlt, ist die Motivation, sich tatsächlich soweit vorzukämpfen. Denn selbst die besten Momente des Spiels sind nicht spannend und häufig genug, um all die Plackerei zwischendurch zu ertragen.

6 von 6


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