Seite 5: Geliebter Feind - Wie wird man zum Vorzeige-Schurken

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Der Rattenfänger von Bagdad

Ungewohntes Feindbild für westliche Spieler: In Under Siege sind die Israelis die Schurken. Ungewohntes Feindbild für westliche Spieler: In Under Siege sind die Israelis die Schurken.

Under Siege und Rescue the Nuke Scientist sind in westlichen Ländern nur schwer zu ergattern – und wegen ihres schwachen technischen Anspruchs auch höchstens als Kuriosum interessant. Trotzdem sorgt sich die US-Regierung, das Feindbild Amerika könne sich über Computerspiele weiter in der Welt verbreiten. 2006 glauben Internet-Experten Anzeichen dafür gefunden zu haben, dass die Terror-Organisation Al-Qaida Spiele für ihre Zwecke umprogrammiert, um die amerikanische Jugend zu korrumpieren. In einer Anhörung vor der zuständigen Untersuchungskommission präsentieren die Verfassungsschützer das Beweisstück: ein Fan-Video aus Battlefield 2, in dem ein Spieler als Kämpfer der Middle Eastern Coalition auf GIs schießt. Der holländische Macher des Clips hat über die Szenen einen Monolog aus der Polit-Satire Team America gelegt, in der ein Terrorist seinen Hass auf die amerikanischen Ungläubigen schildert. Als die Angelegenheit öffentlich wird, klären die Betreiber eines Spiele-Blogs die Untersuchungskommission auf. Doch dass westlich orientierte Jugendliche in einem Spiel freiwillig auf amerikanische Truppen schießen und derartiges »Propaganda-Material« sogar in den Vereinigten Staaten produziert werde, entzieht sich bis auf Weiteres dem Verständnis der entrüsteten Politiker.

Der ultimative Gegner

Als Gegengewicht zur Supermacht Amerika kommt in World in Conflict nur eine Armee in Frage: die der Sowjetunion. Als Gegengewicht zur Supermacht Amerika kommt in World in Conflict nur eine Armee in Frage: die der Sowjetunion.

Multiplayer-Strategiespiele oder -Shooter wie Battlefield 2 passen sich zwar gelegentlich an aktuelle Militärkonflikte an, beschränken den Spieler aber nicht auf eine Seite der Auseinandersetzung – ohne Story gibt es damit auch keinen Feind im klassischen Sinne. Für welche Armee sich der Spieler hier entscheidet, liegt deshalb in der Regel an den Waffen, Taktiken oder Einheiten, die sich ihm bieten, und nicht an der Weltanschauung der jeweiligen Partei. Je stärker der Spieler auf seine Leistung im Wettbewerb mit anderen konzentriert ist, auf Punke, Abschüsse und dergleichen, desto unwichtiger wird für ihn der Spielhintergrund.

Allerdings gilt auch hier: Das Szenario muss glaubwürdig sein. Auf ihrer Suche nach einer geeigneten Hintergrundgeschichte für ihr Echtzeit-Strategiespiel World in Conflict fiel dem Entwicklerstudio Massive die Wahl deshalb leicht: »Wir wollten einen Krieg mit ausgeglichenen Parteien und moderner Ausstattung «, erklärt Martin Hultberg von Massive, »und dafür ist der Kalte Krieg die perfekte Wahl, wenn nicht sogar die einzige Wahl.« Die bösen Sowjets: ein Feindbild, das eine ganze Generation geprägt hat. Doch darauf kommt es Massive gar nicht an. Eigentlich sollte World in Conflict beide Seiten beleuchten, die Russen-Kampagne wurde dann aber in das Addon Sowjet Assault geschoben. Da werden dann die Amerikaner die Schurken sein. Dennoch bekennt Hultberg, die Russen gäben ein dankbares Feindbild ab: »Für den Rest der Welt wirken sie hart, unbarmherzig und bedrohlich, ohne dass man Rücksicht auf politische Korrektheit nehmen müsste – wie bei fundamentalistischen Terroristen etwa.«

5 von 6

nächste Seite


zu den Kommentaren (1)

Kommentare(1)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.