Seite 2: Hades im Test: Ein Action-Rollenspiel-Meisterwerk

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Was uns tötet, macht uns stärker

Statt uns über einen Tod zu ärgern, hocken wir ganz hibbelig vor den wunderbar kurzen Ladezeiten, weil wir so gespannt auf die nächste Fähigkeiten-Kombi sind, die uns in den Tiefen der Unterwelt erwartet. Hades spielt mit einem ähnlichen Reiz wie ein The Binding of Isaac: Jeder Durchlauf ist frisch und anders, nichts ist selbstverständlich und jede neue Fähigkeit fühlt sich an wie Weihnachtsgeschenke auszupacken.

So kippen wir fast vom Stuhl, als wir nach mehreren Stunden Spielzeit plötzlich ein Extraleben für unseren nächsten Durchgang erhalten. Was sich auf dem Papier nach wenig anhört, ist in Hades hart erarbeitet und immens wertvoll. Denn anders als The Binding of Isaac ist Hades ein Roguelite.

Heißt: Wir behalten nach unserem Ableben bestimmte Ressourcen, die wir beim Neustart für dauerhafte Upgrades nutzen. Mit jedem Tod werden wir besser, schalten neue Waffen frei und eröffnen uns neue Möglichkeiten, noch ein Stücken weiter voranzukommen.

Drei Schwierigkeitsgrade:
Standardmäßig spielen wir Hades auf dem normalen Schwierigkeitsgrad. Wem der aber zu knifflig ist, der kann im Menü den God Mode aktivieren, der euch mit jedem Tod resistenter gegen Schaden macht und sich somit dynamisch eurem Skilllevel anpasst. Eine besondere Herausforderung bietet der Hell Mode. Hier hängt euer Leben durch den Pakt der Bestrafung mit jedem Kampf am seidenen Faden. Wir empfehlen allerdings, Hades zunächst auf dem Standard-Schwierigkeitsgrad zu spielen. Der ist immer herausfordernd, aber auch nie unfair - da wir nach einem Tod immer genau wissen, woran wir gescheitert sind.

Auch das zufällig angeordnete Leveldesign überrascht mit cleveren Ideen: Nach einem Kampf haben wir oft die Wahl zwischen mehreren Toren. Die wiederum zeigen uns mit einem Symbol an, was uns dahinter als Belohnung erwartet - zum Beispiel Geld, ein bestimmter Gott, Lebenspunkte oder einer der verdammt anspruchsvollen Bosskämpfe.

Das linke Boot bringt uns zu Aphrodite, die uns ihren Segen gibt. Hinter dem rechten wartet ein Shop mit zufälligen Gegenständen. Das linke Boot bringt uns zu Aphrodite, die uns ihren Segen gibt. Hinter dem rechten wartet ein Shop mit zufälligen Gegenständen.

Dadurch planen wir unseren Weg durch das Dungeon taktisch: Vielleicht haben wir uns die Taschen mit Gold vollgestopft, das wir jetzt in einem auftauchenden Shop auf den Kopf hauen. Oder wir riskieren mit nur noch einem letzten Rest Lebensenergie einen sehr harten Pfad, weil dort unser Lieblingsgott mit einer mordsmäßig coolen neuen Fähigkeit lockt - und das kann sich lohnen.

Romanzen und Freundschaften

Kurz bevor uns Götter ihre Gaben schenken, plauschen sie kurz mit uns und lassen Bemerkungen über andere Götter fallen - vor allem, wenn plötzlich Eifersucht im Spiel ist. Denn mit Geschenken und Gesprächen freunden wir uns mit der Olymp-Clique an - oder gehen gar Romanzen ein.

Aphrodite entpuppt sich nicht nur als toller Charakter sondern auch als starke Verbündete. Aphrodite entpuppt sich nicht nur als toller Charakter sondern auch als starke Verbündete.

Die sind wiederum nicht nur schmückendes Story-Beiwerk, sondern beeinflussen unsere Fähigkeiten und die Bereitschaft der Götter, uns zu helfen. Aber nicht nur mit den Göttern gehen wir Beziehungen ein - jeder Händler, Hausangestellte und jede gequälte Seele, der wir begegnen, kann unser Freund werden und uns besondere Geschenke machen.

Unser schlangenhaariges Hausmädchen Dusa etwa schenkt uns aus Freundschaft ihren Staubwedel, mit dem wir je nach Beziehungslevel und mit ein bisschen Glück Heil-Items in zerstörten Vasen finden. Ein absoluter Segen in der rauen Unterwelt!

Jede noch so kleine Figur hat einen einzigartigen englischen Sprecher, der ihr in wenigen Sätzen Charakter einhaucht und die Dialoge mit viel Witz und Gefühl transportiert. Die deutschen Untertitel sind dabei immer treffend übersetzt. Vor allem aber das Sounddesign jeder Figur ist einfach genial: Unsere Mutter Nyx klingt mit ihrem mysteriösen Echo in der Stimme, als würden wir mit der Nacht persönlich sprechen und das wütende Donnern von Hades lässt die Wände und unsere Knie erzittern. Diese Art von Detailverliebtheit ist es, die uns die Unterwelt so glaubhaft verkauft.

Jedes Gespräch mit der Mutter der Nacht klingt durch das großartige Sounddesign nicht wie von dieser Welt. Jedes Gespräch mit der Mutter der Nacht klingt durch das großartige Sounddesign nicht wie von dieser Welt.

Was bietet das Endgame?
Die Haupt-Story habt ihr je nach Sterblichkeitsrate und Erkundungsdrang in etwa 20 bis 30 Stunden durchgespielt, doch dann fängt Hades erst so richtig an. Im Endgame levelt ihr eure Waffen auf, richtet euer Heim mit spielverändernden oder kosmetischen Items ein, schaltet neue Prüfungen frei und erlebt sogar weitere Storylines. Für die hartnäckigsten Spieler wartet schließlich noch ein zweites »wahres« Ende darauf, entdeckt zu werden.

Was macht Hades zum bisher besten Action-Rollenspiel des Jahres?

Was führt also am Ende dazu, dass Hades sich nicht nur die bisher höchste Genre-Wertung im Jahr 2020 verdient, sondern sich auch auf Steam nach Abschluss seiner Early-Access-Phase kaum vor überschwänglichen Lobeshymnen retten kann? Einzeln betrachtet sind seine Spielelemente zwar sehr gut - aber nicht brandneu.

Stattdessen schafft das Action-Rollenspiel es, eine spannende Geschichte, grandioses Gameplay und bis ins Detail perfektionierte Spielelemente so geschickt zu verheiraten, wie man es nur selten erlebt. Nichts fühlt sich jemals überflüssig an und an jeder Ecke wartet eine neue Überraschung. Immer wenn wir nach mehreren Spielstunden glauben, wirklich alles gesehen zu haben, belehrt uns Hades eines Besseren.

Mit jedem Durchlauf verändert sich Hades und mit jedem Durchlauf verlieben wir uns mehr in die Welt und ihre Bewohner. Wir lachen mit ihnen, wir fiebern mit ihrem Schicksal mit und am Ende fühlen wir uns in der Unterwelt so wohl, dass wir uns das mit dem Fluchtversuch am liebsten zweimal überlegen würden.

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