Kleine, inoffizielle E-Sport-Turniere, wie das Tournament of Future Champions, sorgen selten für großes Interesse. Und dennoch hat genau dieses Overwatch-Turnier am vergangenen Wochenende für Gesprächsstoff gesorgt.
Denn die Veranstalter rund um den bekannten Overwatch-Streamer (und Assistenztrainer des Erstligisten Dallas Fuel) Justin "Jayne" Conroy haben die Mechanik ausprobiert, vor der sich Blizzard aktuell sträubt: Ein Ban&Protect-System wurde verwendet, ähnlich wie es MOBAs der Marke League of Legends und Dota 2 im E-Sport benutzen.
Was bringt Ban&Protect?
Wie funktioniert Ban&Protect, also die Sperre und Garantie von Helden? Das System klingt auf dem Papier spannend: Beide Teams dürfen vor Match-Beginn jeweils einen für ihre Komposition elementaren Helden garantieren und dafür einen ungern gesehenen Helden aus dem Match entfernen.
Die Reihenfolge war dabei:
- Protect Team A
- Protect Team B
- Ban Team B
- Ban Team A
Da Overwatch auf Profi-Niveau immense Zusammenarbeit erfordert, haben sich spezielle Kompositionen und Spielweisen herausgebildet. Die nennen sich beispielsweise Dive (schneller, flexibler Angriff), Double Sniper (Team rund um die Scharfschützen Hanzo und Widowmaker) oder Goats (3 Tanks, 3 Unterstützer). Mit der Sperre von Helden könnte man diese Kompositionen aufbrechen und den Gegner in eine Komposition zwingen, die ihnen weniger liegt, oder die nicht zur gespielten Karte passt.
Zum Nachlesen: Sniper-Meta entschied das Finale der Overwatch League Season 1
Entsprechend wurde bereits Wochen und Monate vor dem Turnier über ein mögliches System zur Sperre von bestimmten Helden diskutiert. Beim Entwickler Blizzard sei man kein Fan von Heldensperren, Overwatchs Lead Designer Geoff Goodman fand in einem Stream Ende 2018 einige Gegenargumente. So wäre es für den Zuschauer schade, wenn ein Team den Heldenbann gegen einen bestimmten Spieler verwenden würde und beispielweise der weltbeste Zenyatta-Spieler, Sung-hyeon »JJoNak« Bang, Match um Match einen anderen Helden wählen müsste.
Außerdem könnte man eine bestimmte Komposition lernen und gezielt den Helden bannen, der diese Komposition kontert. Overwatch hat gerade erst 29 Helden und damit nicht wie Dota 2 oder LoL eine so große Auswahl, dass ein bestimmter Heldenbann mit einer anderen Wahl umgangen werden kann.
Hat das System funktioniert?
Keine Komposition ist seit Monaten im Profibereich so dominant wie Goats. Das auf 3 Tanks und 3 Heiler basierende Team wurde vom Team Goats (heute First Generation) etabliert, daher der Name. Goats hat insbesondere in der offiziellen zweiten Liga, den Overwatch Contenders, Matches entschieden und vielen Zuschauern Langeweile beschert. Wenn überhaupt, gab es nur Abwandlungen mit einem einzigen Offensivhelden zu sehen. Entsprechend war die Hoffnung, dass eine Bann-Mechanik das stillstehende Meta-Gameplay aufbricht und wir mehr als bloß Goats sehen würden.
Das Ergebnis war allerdings ernüchternd, zumindest mit dem vom Turnierveranstalter verwendeten Ban&Protect-System. Denn die Teams des Tournament of Future Champions durften zuerst einen Helden beschützen und vielfach wurde der Heiler Lucio gewählt.
Dabei ist es wichtig zu wissen, dass Goats um Lucio herum gebaut wird. Seine Geschwindigkeitsaura macht aus dem langsamen Mix aus Tanks und Unterstützern eine mobile und flexible Truppe, die offenes Terrain schnell überbrücken kann. Außerdem heilt er passiv alle Mitspieler gleichzeitig. Alle anderen Bausteine von Goats sind austauschbar.
Mit einer Garantie von Lucio wurde quasi auch Goats garantiert und das Ban&Protect-System hätte deutlich spannendere Matches geboten, wenn man die Auswahl umgedreht und zwei Mal durchgeführt hätte. Europäische und amerikanische Teams spielten das Turnier jeweils getrennt, Experimente trauten sich eher die EU-Teams. Das amerikanische Turnier gewann übrigens First Generation - die Nachfolgeorganisation von Goats, den Erfindern der ungeliebten Teamkomposition. Selbstverständlich mit einem 3 zu 0 im Finale gegen Chicken Contendies und mit einer reinen Goats-Komposition.
Jetzt nochmal anschauen: Wiederholung des amerikanischen Turniers (Twitch)
Jetzt nochmal anschauen: Wiederholung des EU- und Konsolen-Turniers (Twitch)
So spannend der Versuch war, im Rahmen des Tournament of Future Champions stellte sich primär heraus, dass ein Ban&Protect-System in dieser Form für Overwatch nicht funktioniert. Noch ein wenig Eigenwerbung zum Schluss: Wer ein funktionierendes Wahlsystem möchte, folgt dem Link unterhalb und stimmt bei den GameStars 2018 über die besten Spiele des letzten Jahres ab.
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