Vor zwanzig Jahren, da erschien der Science-Fiction-Thriller »eXistenZ« des Regisseurs David Cronenberg. Im Mittelpunkt des Streifens steht die charismatische Game Designerin Allegra Geller, die gleich am Anfang des Films einigen Testern ihr neuestes Werk präsentiert: ein ultra-immersives VR-Spiel.
Die Hardware-Anforderung sind allerdings auch nicht ohne: Um Gellers neuestes Werk überhaupt starten zu können, muss man sich einen sogenannten »Bioport« ins Rückenmark implantieren und sich dann an eine lebende Konsole anschließen lassen, die in etwa so aussieht wie ein Kilo übelriechendes Gammelfleisch.
Aber den meisten ist das egal, denn zu sagen, Allegra Geller sei nur eine Game Designerin, das wäre ungefähr so, als würde man sagen, »Der Herr der Ringe« sei nur ein Buch über eine Reise.
Allegra Geller ist Game Designerin, Künstlerin, Star, Messias und Genie. Allegra Geller ist das personifizierte Versprechen, dass man nicht nur ein schnödes Spiel spielt, sondern ein interaktives Meisterwerk.
Auch in unserer Realität gibt es eine Allegra Geller. Diese Allegra Geller ist männlich, 56 Jahre alt und hört auf den Namen Hideo Kojima.
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Der Autor
Christian Schiffer ist Journalist beim Bayerischen Rundfunk, Politikwissenschaftler, weltgrößter Ultima-7-Fan und Herausgeber des Spielkultur-Bookazines WASD. In seiner Kolumnenserie #keineahnung schreibt er für GameStar Plus über die Absurditäten unserer Branche und legt den Finger in die Wunde: Seid ihr eigentlich alle bescheuert?
Death Stranding: Was soll das??
Schnell wird in »eXistenZ« klar, dass Allegra Geller ihr eigenes Spiel nicht zu verstehen scheint, und das gleiche gilt für Hideo Kojima. Zumindest hieß es vor dem Erscheinen von Death Stranding, ausgerechnet der Schöpfer von Death Stranding würde Death Stranding nicht so recht kapieren. Kojima selbst meinte in Interviews, vielleicht würde es zehn oder zwanzig Jahre dauern, bis manche Spieler sein Spiel begriffen hätten.
Zumindest was mich angeht, bin ich da eher pessimistisch. Ich habe Death Stranding durchgespielt, bin als Hightech-DHL-Bote stundenlang mit einem, mir in einem Einmachglas um den Hals baumelnden Säugling durch die Pampa gestiefelt und habe mich dabei gefragt, was das Ganze eigentlich soll.
Ich habe Granaten aus meinen eigenen Exkrementen auf liefersüchtige Terroristen in gelben Overalls geworfen und mich dabei gefragt, was das eigentlich soll. Und ich habe in einer ausgestorbenen Welt, die aussieht wie Grönland, Briefkästen, Brücken und Regenunterstände gepflanzt, dafür eine Menge Likes kassiert und mich dabei gefragt, was das eigentlich soll.
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