Justice League - Filmkritik: Ein Superhelden-Big Mac

DC will mit Justice League sein Filmuniversum endlich so lostreten, wie Marvel es seit Jahren mit den Avengers tut. Aber räumt der Film mit den Fehlern der Vergangenheit auf?

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Justice League soll der Avengers von DC werden. Klappt das? Justice League soll der Avengers von DC werden. Klappt das?

Ein bisschen unfair ist es ja schon. Da kämpft Superman in Man of Steel auf der großen Leinwand gegen eine Horde wütender Kryptonier, kassiert einen mächtigen Faustschlag und fliegt durch mehrere Wolkenkratzer. Die Gebäude krachen lautstark in sich zusammen, an allen Ecken und Enden detonieren Explosionen, man erkennt sogar die einzelnen Scherben der zerberstenden Häuserfronten - und trotzdem gähnen viele Kritiker nur gelangweilt.

Dank CGI kann man heute die kühnsten, drogeninduzierten Comic-Künstler-Fantasien Wirklichkeit werden lassen: Action-Bombast, bei dem Alien-Armeen aufeinanderprallen, Faustkämpfe zwischen Göttern. Millionen von Dollar gehen allein für spektakuläre Effekte drauf. Aber nach so vielen Superhelden-Blockbustern und Sci-Fi-Scharmützeln sehnen sich Skeptiker nach interessanteren Geschichten. Weltenretter-Pathos reicht offenbar nicht mehr.

Auf der anderen Seite floppen Kritikerlieblinge wie Blade Runner 2049 an den Kinokassen gewaltig. Die Leute mögen sich Meisterwerke wünschen, sie zahlen aber für das Gegenteil: Batman v Superman kann sein mickriger Metascore von 44 herzlich egal sein, denn an den Kassen klingelte der Dollar.

Vorhang auf für Justice League, DCs Antwort auf Marvels Avengers. Die große Zusammenkunft von Wonder Woman, Batman, The Flash und all den anderen großen Comic-Göttern. Ein Film, der den Weg für die Superheldenfilme der kommenden Jahre ebnen könnte! Da fragt man sich natürlich, was Justice League mit diesem Widerspruch zwischen Kritikern und Kassenerfolg anstellt.

Die Antwort ist simpel: Gar nichts, der Film ist wieder Weltenretter-Pathos. Angucken kann man sich ihn aber trotzdem.

Das Wonder-Woman-Axiom

Wonder Woman hat mit ihrem Solo-Film eine Formel für DC etabliert, die bei den Zuschauern funktioniert: Das erste Drittel des Films führt die Helden ein, das zweite Drittel verwickelt sie in hitzige Scharmützel und das alles kulminiert in einem CGI-Showdown, der direkt aus einem Videospiel stammen könnte. Anders als bei Batman v Superman und Man of Steel gab's dabei auch eine ordentliche Prise Humor, sodass die Gesamtmischung verdaulich und bekömmlich ausfällt. Justice League handhabt es genauso.

Justice League - Bilder zum Kinofilm ansehen

Zum Vergleich: Unsere Filmkritik zu Wonder Woman

Batman hat nach den Geschehnissen des Vorgängers gelernt, dass man sich mit anderen Helden lieber verbündet, statt ihnen aufs Maul zu hauen. Ist auch bitter nötig, denn vom düsteren Planeten Apokolips marschiert eine Armee von Paradämonen auf die Erde zu. Angeführt wird sie von Steppenwolf, einem eindimensional bösartigen Eroberer, der sich damit die Gunst seines ebenso bösen Götterherren Darkseid verdienen will. Tja, und die Justice League muss das verhindern.

Wie bei jeder Team-Up-Geschichte muss Bruce Wayne seine Crew aber erstmal zusammentrommeln, weil nicht jeder Teil eines Teams sein will. Cyborg kämpft beispielsweise mit dem Verlust seiner eigenen Menschlichkeit, Aquaman verlässt sich lieber auf sich selbst. Und der superschnelle Flash hat zwar Lust auf Teamwork, aber keinerlei Erfahrung als Held.

»Mit Charisma und Herz«

Daraus ergibt sich eine Figurendynamik, der man gerne zuschaut. Aquaman ist der grummlige »Big Guy«, The Flash der quirlige Sprücheklopfer (DCs Äquivalent zu Marvels Tom Holland als Spider-Man). Auch Batman zeigt deutlich mehr Reife (und Köpfchen) als im Vorgänger.

Als Highlight des Ensembles posiert aber ganz klar Wonder Woman. Gal Gadot verkörpert die Heldin mit Charisma und Herz, sie entwickelt sich fortwährend zur Leitfigur des DC Cinematic Universe.

Justice League - Finaler Trailer mit Batman, Superman, Wonder Woman + Co. Video starten 2:50 Justice League - Finaler Trailer mit Batman, Superman, Wonder Woman & Co.

Die inneren und äußeren Konflikte der Helden sind dabei eigentlich nicht der Rede wert. Justice League rangiert auf einem extrem seichten Level, bietet aber gute Unterhaltung auf dem Weg zum Bosskampf. Die Witze sitzen zwar seltener als bei Thor 3 oder Spider-Man, dafür arbeitet das Team organischer miteinander, als es die Avengers häufig tun.

An der Stelle sei aber gesagt, dass die Avengers den Vorteil der jeweiligen Solo-Filme genießen. Mit Aquaman verbindet der gemeine Zuschauer quasi gar nichts. Und man merkt gerade an Wonder Woman, wie gut ihr der eigene Blockbuster vor einigen Monaten tut. Umso mehr muss man Justice League zugute halten, dass er als Ensemble-Film trotzdem in der Lage ist, in der Kürze der Zeit komplett neuen Figuren wie Cyborg ausreichend Aufmerksamkeit zu widmen.

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Allerdings sieht diese Aufmerksamkeit nicht immer so gut aus wie bei Marvel: Die CGI-Effekte sind an diversen Stellen eine Enttäuschung - der Film wirkt beizeiten künstlicher als er müsste, was uns als Zuschauer aus dem Geschehen reißt. Mich hat's beim Schauen zwar nicht so genervt wie den Kollegen Valentin von IGN, aber wenn euch geniale Effekte wirklich wichtig sind, warten hier ein paar optische Stolpersteine. Gerade bei einem Blockbuster, der sich ganz dem Action-Feuerwerk verschreibt, müssen die Effekte sitzen. Hier verschenkt Justice League Potenzial.

Ein solides Für und Wider

Ihr merkt vielleicht, dass ich allmählich ins Auflisten von Pro- und Contra-Punkten abdrifte. In Wahrheit fällt es mir schwer, mit dem Finger auf irgendein großes Highlight des Films zu zeigen (abseits von Wonder Woman). Auf der anderen Seite gibt's auch keine Totalausfälle wie bei Batman v Superman. Justice League ist ein solides Für und Wider.

Steppenwolf ist einer der lahmsten Superschurken aller Zeiten, die Figurendynamik zwischen den Helden gleicht das wieder aus. Bei The Flash gehen viele Jokes daneben, dafür wärmt Wonder Womans Performance das Zuschauerherz. Die Effekte sind manchmal gut, manchmal schlecht. Das Drehbuch bleibt seichter als die Niederlande, funktioniert aber im Kern.

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Justice League guckt sich locker runter - wer ein Faible für Superheldenfilme hat, kann damit einen launigen Abend mit verbringen. Man darf nur nicht erwarten, dass die Geschichte irgendetwas wirklich Interessantes oder Innovatives mit den Charakteren anstellt.

Aquaman gewinnt durch sein Dothraki-Makeover mit Jason Momoa zwar an Coolness, jedoch nicht an Charakter. Und dass Ben Afflecks Batman bereits ein gealterter Krieger ist, tritt stärker in den Hintergrund (wenn auch nicht gänzlich) als bei Batman v Superman. Aber immerhin erschafft Justice League eine dringend notwendige Grundlage für das DC Cinematic Universe. Warten wir mal ab, was die Zukunft damit anstellt. Ein Verkaufserfolg wird der Film ja sowieso.

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