Es fällt mir schwer, mit Helden mitzufiebern, die so blöd sind, dass sie wahrscheinlich Google googeln. Ich schiele mal auffällig unauffällig zu Timothy rüber, dem Protagonisten des Romans »Der Videospieltester«, den ich kürzlich las. Wie das kam? Ich bin bei einem Onlinehändler über das Werk gestolpert. Kunden bewerten es dort mit 4,8 von 5 Sternen.
Klar, das weckt Neugier - und das Buch plärrte »Readme!«. Einige Rezensionen machen ja sogar den Eindruck, als hätten die Verfasser beim Schreiben gleichzeitig in Luftrüssel-Tröten gepustet, um die Erzählung überhaupt gebührend genug feiern zu können. Meine Erfahrung war eine andere. Aber kann ich alter Sack überhaupt noch beurteilen, was »nice« ist?
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Der Autor
Harald Fränkel liest gerne und viel. Vor allem Thriller, Science-Fiction- und Fantasy-Literatur. Ein besonderes Faible hat er für Zeitreisegeschichten. Wahrscheinlich braucht er gedankliche Nostalgietrips, weil er so alt ist, dass er noch Bücher aus Papier kennt. Kürzlich ertappte er sich, wie er bei einem Taschenbuch umblättern wollte, indem er mit der Fingerspitze auf die Seite tippte. Ja, die E-Reader haben mittlerweile sogar ihn assimiliert.
Das Zahlenspielespiel
»Der Videospieltester« ist der erste Band der »Kräutersammler der Finsternis«-Trilogie, welche der LitRPG-Literatur angehört. Die Abkürzung steht für Literary Role Playing Game und ist ein Phänomen, das momentan aus dem russischen Raum nach Deutschland schwappt.
Die wichtigste Besonderheit: Die Autoren führen haarklein aus, wie der Protagonist ihres Romans einen MMORPG-Recken levelt. Zwischen die Prosa drängen sich immer wieder Infos zu Erfahrungspunkten, Attributs-, Fertigkeiten- und Talentwerten. Das geschieht buchhalterisch präzise mit Zahlen, Tabellen und Charakterbögen.
All das erinnert an ein Fantasy-Spielbuch aus der Pen-&-Paper-Ecke, etwa ein Das-Schwarze-Auge-Soloabenteuer. Nur aktiv mitwirken is' nicht.
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