Little Nightmares 2 im Test: Endlich ein gutes Horrorspiel, das sich auch für Angsthasen eignet

Das erste Little Nightmares gefiel uns wegen seiner morbiden Atmosphäre und dem unverwechselbaren Look. Die Fortsetzung der Gruselhüpferei knüpft an diese Stärken an und macht alles noch einen Tick besser.

Little Nightmares 2 - Test-Video zum Grusel-Hit Video starten 8:02 Little Nightmares 2 - Test-Video zum Grusel-Hit

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Ein kleines, barfüßiges Mädchen in einem gelben Regenmantel hat uns 2017 mit auf ein gruseliges Hüpfabenteuer genommen: Little Nightmares war einer der Überraschungen des Jahres, nicht zuletzt durch seine morbide und einzigartige Ästhetik. Hier lest ihr nochmal den Test zum ersten Teil:

Im Nachfolger Little Nightmares 2 kehren wir nun in die schaurig-schöne Miniaturwelt zurück und erleben eine neue Geschichte mit einer ebenso neuen Hauptfigur. Als kleiner Junge Mono wachen wir in einem verlassenen Wald neben einem alten Röhrenfernseher auf.

Nach einem gut gemachten Tutorial treffen wir auf die Regenmantelträgerin Six (die Hauptfigur aus dem ersten Teil), die sich unserer Mission anschließt. Die beiden Kinder wollen mit vereinten Kräften das mysteriöse Signal eines Funkturms abschalten, das die gesamte Menschheit in willenlose Zombies verwandelt.

Hier seht ihr nochmal den Trailer zu Little Nightmares 2:

Little Nightmares 2 im Trailer: Demo zur Horror-Hoffnung ist da Video starten 1:50 Little Nightmares 2 im Trailer: Demo zur Horror-Hoffnung ist da

Der Six-te Sinn

Six ist nicht spielbar, fungiert aber als KI-gesteuerte Koop-Partnerin. In den passenden Situationen stellt sie sich zum Beispiel selbständig an Wände, um uns per Räuberleiter auf einen Fenstersims zu hieven. Oder sie reicht uns bei gefährlichen Sprüngen die Hand. Schieben wir eine große Kiste, kommt sie hilfsbereit angerannt und stemmt sich mit vollem Einsatz gegen das schwere Ding.

Auf nervige Beschützer-Missionen verzichtet das Spiel glücklicherweise. Die computergesteuerte Figur kümmert sich gut um sich selbst, und auch in hektischen Fluchtsequenzen müssen wir ihretwegen nie einen neuen Versuch starten. Das Mädchen und Mono sind allerdings nicht permanent als Team unterwegs. Wendungen in der Story und die Levelarchitektur sorgen dafür, dass wir über weite Strecken immer wieder mal allein unterwegs sind.

Little Nightmares 2 beginnt in einem düsteren Wald mit einer neuen Hauptfigur. Statt Regenmantel trägt Mono eine Papiertüte über dem Kopf. Little Nightmares 2 beginnt in einem düsteren Wald mit einer neuen Hauptfigur. Statt Regenmantel trägt Mono eine Papiertüte über dem Kopf.

Abwechslungsreiche Rätsel und Anspannung

Little Nightmares 2 ist ein Puzzle-Plattformer mit 2,5D-Schauplätzen. Meistens laufen wir von links nach rechts, aber innerhalb eines begrenzten Spielraums wird auch die Tiefe genutzt. Wie auch im Vorgänger stehen unserer Reise etliche Hindernisse und Gefahren im Weg.

Die Puzzle- und Rätselaufgaben sind zwar kreativ und abwechslungsreich, aber größtenteils sehr einfach. Mal springen wir gemeinsam im Takt, um ein Klavier durch einen Boden krachen zu lassen, mal suchen wir in einem Gefängnis nach Sicherungen und nehmen einen alten Aufzug in Betrieb. Oder wir lassen uns von Six an einer Seilwinde hochziehen, damit wir einen Schlüssel von einem Fleischerhaken angeln können.

Mehr Eindrücke vom Spiel bekommt ihr in unserer Screenshot-Galerie:

Little Nightmares 2 - Screenshots ansehen

Nur selten geraten wir wirklich ins Grübeln oder brauchen länger für eine Lösung. Die naheliegendste Idee führt meist direkt zum Ziel, aber die Umsetzung und Gestaltung der Aufgaben machen dennoch Freude.

Besonders gelungen ist die Mischung aus Action, aktivem Knobeln und ruhigen Entdeckungsphasen. Nach pulstreibenden Boss-Begegnungen, bei denen wir uns beispielsweise leise durch eine Bibliothek schleichen und vor dem langen Schlangenhals der Aufpasserin verstecken, laden ausreichend Verschnaufpausen zum Erkunden der atmosphärischen Umgebung ein. Hinter leeren Pappkartons verbergen sich Zugänge zu geheimen Räumen, oder Mono entdeckt neue Kopfbedeckungen in Schubladen und Schränken, die als optionale Sammelgegenstände dienen.

Zusätzlich gibt es in jedem der fünf Kapitel Fragmente von verlorenen Kinderseelen zu finden, die bei Komplettierung ein Geheimnis lüften - mehr verraten wir aus Spoilergründen nicht. So erhöht sich zumindest für Sammler der Wiederspielwert, denn alternative Wege oder unterschiedliche Lösungsansätze für die Rätsel fehlen.

Mono kann seine Papiertüte auch gegen einen wasserfesten Regenhut und andere Kopfbedeckungen tauschen. Diese sind als optionale Sammel-Gegenstände im Spiel versteckt. Mono kann seine Papiertüte auch gegen einen wasserfesten Regenhut und andere Kopfbedeckungen tauschen. Diese sind als optionale Sammel-Gegenstände im Spiel versteckt.

Mono-Klinge statt Sixth Sense

Nicht nur die Spieldauer ist mit rund sechs bis acht Stunden für den ersten Durchgang fast doppelt so lang, auch die optische Varianz und gefühlte Größe der Welt fallen spürbar umfangreicher als im Vorgänger aus. Auf dem Weg zum Funkturm werden Mono und Six in einem modrigen Sumpfgebiet von einem Jäger verfolgt, retten sich durch enge Erdlöcher in eine alte Waldhütte und infiltrieren daraufhin eine Schule in der Stadt. Während Teil 1 nahezu komplett auf einem Schiff spielt, umfassen diese genannten Szenen nur das erste Drittel der Geschichte.

Eine weitere, große Neuerung: Gegen kleine Gegner (abgehackte Hände, die auf ihren Fingern laufen oder angriffslustige Porzellanpuppen) kann sich Mono im Gegensatz zu Six auch aktiv verteidigen. Die für seine Körpergröße riesigen Waffen wie eine Suppenkelle oder ein abgebrochenes Wasserrohr sind allerdings extrem schwer. Nur mit größter Kraftanstrengung kann er sie für einen vernichtenden Schlag hochheben und fallen lassen, um der Bedrohung ein Ende zu setzen.

Anders als Six kann sich Mono, der Protagonist des zweiten Teils, diesmal auch verteidigen. Dazu dienen mal Suppenlöffel, oft auch Hämmer, Äxte oder ein Wasserrohr. Anders als Six kann sich Mono, der Protagonist des zweiten Teils, diesmal auch verteidigen. Dazu dienen mal Suppenlöffel, oft auch Hämmer, Äxte oder ein Wasserrohr.

Das Timing für diese Schläge erfordert etwas Übung, was die Kampfsituationen zu nervigen Trial-and-Error-Passagen degradiert. Bei einem Fehlschlag geht die gesamte Sequenz von vorne los, da die flinken Feinde sofort über Mono herfallen.

Die Checkpoints sind immerhin fair verteilt und Kämpfe kommen nur selten vor, daher sind die kurzen Frustmomente zu verkraften. Die sehr knapp getimten Fluchtsequenzen, in denen uns unbesiegbare Monstrositäten kreuz und quer durch mehrere Räume jagen, sind ebenfalls potenzielle Kandidaten für Frust, machen das jedoch durch ihre tolle und packende Inszenierung wieder wett.

Kein Held der großen Worte

Wie auch schon im ersten Teil kommt die Erzählung von Little Nightmares 2 komplett ohne Worte aus. Die bildgewaltigen Szenen mit ihren deformierten Kreaturen und der morbiden Atmosphäre sprechen ihre eigene Sprache, aber lassen oft klare Zusammenhänge vermissen. Das Verständnis für die eigentliche Handlung bleibt bei all den skurrilen Szenerien und absurden Kreaturen auf der Strecke.

Der Gruselfaktor ist noch eine Stufe größer als im Vorgänger. Auch im zweiten Teil werden wir des Öfteren von bedrohlichen Kreaturen gejagt. Der Gruselfaktor ist noch eine Stufe größer als im Vorgänger. Auch im zweiten Teil werden wir des Öfteren von bedrohlichen Kreaturen gejagt.

Der schlaksige Mann mit Hut ist uns nicht wohl gesonnen, soviel ist schnell klar. Auch ist er eindeutig nicht lebendig, und das statische Flackern seines grauen Körpers hat ziemlich sicher etwas mit dem Funkturm und dem geheimnisvollen Rauschen der Fernseher zu tun. Eine echte Erklärung gibt es aber nie, wir sitzen nach dem Finale mit einem großen Fragezeichen über dem Kopf vor den Credits.

Das Spiel lässt viel Freiraum für eigene Spekulationen, Deutungen und Diskussionen. Das ist nicht wertend gemeint, sondern als Warnung zu verstehen: Wenn ihr von einem Spiel eine kohärent erzählte Geschichte mit eindeutiger Auflösung erwartet, seid ihr hier falsch.

Von noch mehr spannende Horrorspielen erzählen euch unsere Horror-Experten im Plus-Podcast:

Der Weg und das wohlige Gruseln im Moment ist das Ziel in Little Nightmares 2, nicht die Geschichte. Die titelgebenden »kleinen Albträume« sind keine logischen Gebilde, daher darf die Serie auch gerne weiterhin so fantastisch und geheimnisvoll bleiben. Dank seiner beklemmenden Inszenierung, der kreativen Rätsel und seinem einzigartigen Stil können wir Little Nightmares 2 empfehlen. Wenn euch Titel wie Limbo, Inside und auch der Vorgänger schon gefallen haben, wird euch Little Nightmares 2 ebenso in seinen Bann ziehen.

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