Die große Chance von Lucasfilm Games hat nichts mit Star Wars oder Indy zu tun

Meinung: Lucasfilm Games rückt wieder in der Vordergrund und beglückt uns gleich mit Star Wars und Indiana Jones. Für Fabiano steht der Name aber für was anderes.

Wie wäre es denn mit einem neuen Monkey Island? Wie wäre es denn mit einem neuen Monkey Island?

Hätte mich letzte Woche jemand mit den Worten angeschrien: »Hinter dir! Ein neues Indiana-Jones-Spiel, auf dem Lucasfilm Games steht!« hätte ich mich nicht einmal umgedreht. So ein Quatsch, hätte ich mir gedacht. Und trotzdem ist es jetzt passiert. Indy bekommt von Bethesda in Zusammenarbeit mit dem neu ins Leben gerufenen Publishing-Label Lucasfilm Games ein ganz neues Spiel.

Und nicht nur das, in Zukunft wird außerdem die Star-Wars-Lizenz über das selbe Label auch wieder anderen Publishern als EA zugesprochen. Den Anfang macht dabei direkt Ubisoft und werkelt gerade an einem (wer hätte es gedacht) Open-World-Spiel.

Das weckt natürlich Erinnerungen. Es lässt mich fast schon fast erschaudern, wenn ich zurückdenke. Denn Lucasfilm Games war selbstverständlich einst der Name des legendären Entwicklerstudios LucasArts, von dem wir uns nach Disneys Übernahme 2013 verabschieden mussten. Da kann ich nicht anders, als nostalgisch zu werden. Wenn ihr ein wenig was von dieser Nostalgie abhaben wollt, dann fangt ihr am besten mit diesem Video an:

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Sicher, Lucasfilm Games ist kein neues Entwicklerstudio. Disney hat sehr klar gemacht, dass es sich hierbei lediglich um ein Label handelt, das vor allem für Star-Wars-Spiele aller Art als zentraler Lizenzgeber fungiert. Aber wenn wir uns gestatten ein wenig zwischen den Zeilen zu lesen, dann passiert hinter den Kulissen gerade sehr viel mehr. Womöglich sind sich die agierenden Personen hinter diesem Label nämlich einem viel größerem Erbe bewusst.

Der Autor

LucasArts prägte Fabianos Spielevergangenheit wie kaum ein anderes Studio. Seine ersten Erfahrungen sammelte er fast ausschließlich mit Spielen aus dem Repertoir dieser Entwickler. Mit The Curse of Monkey Island fing er richtig an zu spielen und als Star-Wars-Fan von Kindesbeinen an, wechselte er bald darauf auf X-Wing und sogar Rebel Assault. Außerdem liebt Fabiano seither Point&Click-Adventure und wünscht sich, das Genre könne sich in der modernen Spieleszene besser behaupten.

Nicht wegen Star Wars legendär

LucasArts hatte einst einen Kultstatus. Es war ein wahrhaft legendäres Entwicklerstudio und die Erinnerung daran hat Disney mit der öffentlichen Rückkehr von Lucasfilm Games womöglich sehr bewusst wieder wachgerüttelt. Umso erstaunlicher, dass es bei der ersten Meldung noch so wirkte, als wolle man hiermit wirklich ausnahmslose sämtliche Star-Wars-Spiele unter der selben Flagge segeln lassen.


Was war LucasArts genau und wie ist es dem Studio in den Jahren bis zu seinem Ende eigentlich so ergangen? In unserem Report auf GameStar Plus blicken wir zurück und beleuchten die oft holprige Geschichte eines einzigartig, kreativen Studios.

Doch wenn ich an Lucasfilm Games (oder eher an LucasArts) denke und warum mir persönlich der Gedanke daran einen Schauer über den Rücken jagt, dann liegt das nicht an Star Wars. Dabei bin ich wohl einer der größten Star-Wars-Fans in der Redaktion und Spiele wie X-Wing Alliance gehören bis heute zu meinen liebsten PC-Spielen überhaupt.

Doch gerade weil ich so ein großer Star-Wars-Fan bin, spielt für mich letztlich der Entwickler erst Mal nur eine sehr untergeordnete Rolle. Damit bin ich auch sicher nicht allein. Star-Wars-Fans sind interessiert, sobald Star Wars draufsteht. Selbst wenn wir uns am eigentlichen Inhalt schon ziemlich oft verbrannt haben. Die Strahlkraft von Star Wars reicht manchmal aus, alles andere zu vergessen. Deshalb bin ich felsenfest davon überzeugt, dass auch LucasArts heute höchstens noch als »das Studio das Star-Wars-Spiele machte« bekannt wäre, wenn sie nicht neben Star Wars für eine weitere Sorte an Spielen berühmt geworden wären.

Ich und meine Affeninsel

Für mich bleibt LucasArts für immer das Studio, mit dem ich zum Videospiel-Fan wurde. Ich nutze an dieser Stelle die Rückkehr von Lucasfilm Games auch mal ganz dreist als Anlass, um mich über den Niedergang der Point&Click-Adventure zu echauffieren. Ich will dieses Genre zurück! Man kann es zwar dank kleinere Projekte wie Beautiful Desolation oder Trüberbrook nicht als tot bezeichnen, doch das sind ganz, ganz seltene Schlaglichter.

The Curse of Monkey Island war das erste Computerspiel meines damals noch jungen Lebens. Und ja, ich weiß, da werden ältere Jahrgänge schon süffisant die Nase rümpfen und murmeln: »Da war aber nicht mehr Ron Gilbert dabei!«. Ja, geschenkt. Das Spiel ist trotzdem eine Wucht und sieht auch ohne Special Edition noch gut aus! So!

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Und natürlich habe ich danach auch die ersten beiden Teile nachgeholt und kann mich heute noch darüber totlachen. Und da sind wir gerade erst an der Spitze des LucasArts-Eisberges. Day of the Tentacle gilt ebenfalls als ein Kultspiel. Maniac Mansion, Grim Fandango, Indiana Jones and the Fate of Atlantis. Die Liste setzt sich fort.

Das sind die Spiele, die den Namen LucasArts auf mein Herz tätowiert haben. Diese Spiele gehören ebenso zu Lucasfilms-Erbe wie Star Wars. Und in mir keimt die vorsichtige Hoffnung, dass man sich dort der Verantwortung für diese Meilensteine bewusst ist.

Ich wurde bereits ein wenig stutzig, als kurz nach dem Aufleben von Lucasfilm Games als erstes ein neues Indiana Jones auf der Bildfläche erschien. Immerhin signalisierte man hier direkt, dass man sich offenbar nicht nur als Zulieferant für das Star-Wars-Franchise verstand. Ein wenig deutlicher machte diese Devise dann der Blog-Eintrag auf Starwars.com.

Immerhin sind einige Klassiker nicht komplett verschwunden. Day of the Tentacle bekam erst 2016 ein optisches Remaster. Immerhin sind einige Klassiker nicht komplett verschwunden. Day of the Tentacle bekam erst 2016 ein optisches Remaster.

Hier spricht Douglas Reilly (Vizepräsident bei Lucasfilm Games) selbst von einem großen Erbe. Und das explizit nicht nur im Bezug auf Star Wars oder anderen Blockbustern wie Indiana Jones. Hier ist mehrmals die Rede von »IPs«, also unterschiedlichen Marken. Plural! Und dann dieser Satz:

"Wir werden im nächsten Jahr Projekte ankündigen, die noch repräsentativer für das Vermächtnis des alten Lucasfilm Games sind, in dessen Fußstapfen wir treten."

Heiliger Purpur-Tentakel! Das mag auf den ersten Blick viel bedeuten, aber für mich klingt das, als habe man seine Wurzeln abseits von Star-Wars nicht vergessen.

Die Rückkehr der Bilder-Clicker (?)

Allerdings gehen die Chance auf ein Point&Click-Revival unter Disney (so ehrlich muss man sein) trotzdem gegen null. Denkbar wäre alte Helden in neue Genres zu stecken. Aber klappt das einfach? Klar, ein Actionheld wie Indiana Jones macht sich auch in anderen Genres gut. Aber was macht man mit einem trotteligen Guybrush Threepwood? Der Charme von Monkey Island verlor sich ja schon als Telltale-Adventure.

Ich bleib fürs erste trotzdem gespannt und schließe mal keine Möglichkeit aus. Wer weiß, was Lucasfilm Games hinter verschlossenen Türen gerade so plant. Letztes Jahr schwärmte ich auch schon von einem neuen X-Wing und sah darin keine Zukunft. Acht Monate später erschien Star Wars: Squadrons.

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