Seite 2: Mafia 2 im Test - Ehrenwert, aber nicht verehrenswert

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Willkommen in Empire Bay

Empire Bay, die Spielwelt von Mafia 2, ist groß. Trotzdem gibt es hier abseits der Missionen praktisch nichts zu tun. Eigentlich stört das nicht, immerhin ist die Geschichte fesselnd genug, allerdings werden wir das Gefühl nicht los, dass Mafia 2 eigentlich noch mehr hätte werden wollen. So verdient Vito zwar in jedem Kapitel Geld, er hat aber keine Möglichkeit, die Kohle sinnvoll auszugeben: Seine Wohnsituation verbessert sich im Laufe der Geschichte automatisch, und Klamotten sowie Waffen kann er sich ruckzuck klauen.

Letztlich lässt sich das Geld also nur in Autos investieren, von denen Vito bis zu zehn gleichzeitig in seiner Garage parken darf. Die kann er in der Werkstadt tunen, umlackieren oder reparieren lassen. Aber warum Geld in einen Fuhrpark stecken, wenn sich Vito an jeder Ecke eine neue Karre stehlen kann? Ebenso unverständlich: In Vitos Bude steht ein Telefon, aber wenn wir es benutzen wollen, erklärt das Spiel: »Du hast keine Nummer, die du anrufen kannst.« Wenn die Mission es verlangt, fällt Vito plötzlich doch eine Telefonnummer ein. Das wirkt so, als hätte 2K Czech noch mehr Open-World-Elemente einbauen wollen (vielleicht ein Freundschaftssystem à la GTA 4?), dann aber Zeit, Geld oder Lust verloren.

Keine Lust, immer nur in Lederjacke rumzurennen? Die Boutiquen von Empire Bay bieten feinsten Zwirn feil (und lassen sich prima ausrauben). Keine Lust, immer nur in Lederjacke rumzurennen? Die Boutiquen von Empire Bay bieten feinsten Zwirn feil (und lassen sich prima ausrauben).

In Empire Bay laufen rund um die Uhr drei Radiosender, die großartige zeitgenössische Musik spielen. Vor Kriegsende hören wir hier regelmäßig Propaganda-Songs (zum Beispiel Praise the Lord and pass the ammunition), Anfang der Fünfziger freuen wir uns dann über Welthits wie Rock around the Clock. Dazwischen gibt’s nette Ansagen der Radiosprecher, die gerne über die neusten technischen Errungenschaften sinnieren. Dieses Farbfernsehen etwa sei doch viel zu teuer und hätte sicherlich keine Zukunft. Mitunter bauen die Entwickler die Musik auch gezielt in die Geschichte ein.

Als Vito zum Beispiel im Februar 1945 von der Front nach Hause kommt und im Schneegestöber die Straße zur Wohnung seiner Mutter hinaufläuft, ertönt der Klassiker Let it snow von Vaughn Monroe. Das erzeugt eine tolle, heimelige Atmosphäre, und wir freuen uns mit Vito auf sein Familientreffen. Gänsehautmusik der anderen Art erleben wir einige Kapitel später: Vito fährt zwei seiner Mafia-Kumpels nach Hause, während die auf der Rückbank rotzbesoffen und dennoch zutiefst ergriffen versuchen, das romantische Liebeslied Return to me von Dean Martin mitzusingen, das aus dem Autoradio tönt.

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Die Situation wäre normalerweise rührend oder sogar lustig, hätten die drei nicht gerade erst die Leiche eines Konkurrenten im Wald verscharrt. Es ist dieser abrupte Wechsel zwischen Brutalität und Menschlichkeit, der die Geschichte von Mafia 2 so packend macht.

Die Moral von der Geschicht

Bei der Fahrt mit den betrunkenen Kollegen halten wir uns Dank Tempomat brav an die Geschwindigkeitsbegrenzung. Denn wer zu schnell an einem Streifenwagen vorbeirauscht, hat ruckzuck eine Verfolgungsjagd an den Hacken. Kleinere Vergehen lassen sich mit einer Geldbuße begleichen, größere mit Bestechung.

Erst nach Mord und Totschlag lassen die Herren von der Rennleitung nicht mehr mit sich reden. Die Fahndungsreichweite der Polizei hängt dabei von ihrer Sichtweite ab: Wer sich etwa hinter einer Ecke versteckt, kann seine Verfolger kurzzeitig überlisten, sollte anschließend aber nicht zu nah am nächsten Beamten vorbeispazieren oder -fahren. Der erkennt Vito sonst an seiner Kleidung oder am Nummernschild. Erst wer seine Klamotten, sein Kennzeichen oder gleich den ganzen Wagen wechselt, entkommt endgültig seiner gerechten Strafe.

Steam-Pflicht
Um Mafia 2 spielen zu können, müssen Sie den Titel an ein Steam-Konto binden, was eine Internetverbindung voraussetzt und den Weiterverkauf des Spiels verhindert.

Ob Vito am Ende von Mafia 2 dann doch noch für seine Taten büßen muss, wollen wir natürlich nicht verraten. Keine Überraschung dürfte indes sein, dass er von der Polizei wohl am wenigsten zu befürchten hat. Es sind die vermeintlich feinen Herren von der Mafia, die sich letzten Endes dann doch am liebsten gegenseitig umbringen. Diese Moral der Geschichte muss man sich in Mafia 2 allerdings ein bisschen selbst suchen: Dass Vito gelegentlich an seiner Karriere zu zweifeln beginnt und seine Arbeit auch Auswirkungen auf sein Familienleben hat, erfahren wir eher zwischen den Zeilen.

Wer wie im ersten Mafia ein Ende mit Pathos-Paukenschlag erwartet, dürfte von Mafia 2 also ein bisschen enttäuscht sein, denn zum Schluss bleiben Fragen offen. Womöglich mit gutem Grund: 2K Games hat bereits herunterladbare Zusatzinhalte für Mafia 2 angekündigt.

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