Als das neue Master of Orionangekündigt wird, muss ich erst mal eine Papiertüte finden, die groß genug ist, um mit einer Mischung aus Vorfreude und Panik reinzuschnaufen. Denn Master of Orion 2 - herrje, was habe ich dieses Spiel geliebt!
Was habe ich Sternenreiche errichtet und Raumschlachten geschlagen, während dicke Regentropfen ans kinderzimmerliche Dachfenster klatschten. Was habe ich Kriege erklärt und Planeten zerbombt, während drunten in der Küche die Mahlzeiten kälter und die Elterngemüter heißer wurden.
Für mich - und manch anderen Spieler - ist das 1996 erschienene Master of Orion 2 der sternenhelle Klassiker der Weltraumstrategie, eine meisterliche Melange aus Tiefgang und Zugänglichkeit.
Mehr dazu: Hall of Fame zu Master of Orion 2
Und obwohl seitdem diverse gute Milchstraßen-Eroberungsspiele folgten, wartet Master of Orion 2 noch immer auf einen wahren Nachfolger (über Master of Orion 3 will ich hier nicht sprechen, es lesen vielleicht noch Kinder mit). Doch nun könnte - könnte! - es endlich soweit sein.
Das zur Vorfreude. Nun die Panik. Das neue Master of Orion kommt von Wargaming. Von den Typen, die World of Tanks gemacht haben. Wird's etwa Free2Play? Missbraucht man die Marke für ein World of Spaceships mit Online-Raumschlachten?
Nein, Entwarnung: Das neue Master of Orion, offiziell ein »Reboot«, keine Fortsetzung (die es bei Globalstrategiespielen in dieser Form eh selten gibt, siehe Civilization …), wird ein ganz normales Rundenstrategiespiel. Ohne Echtgeld-Shop, ohne Premiumwährung. Voraussichtlich kann man es sogar im Laden kaufen. In einer Schachtel, wie früher.
Es gibt eine Solokampagne, in der ich frei die Galaxie erobere, und einen Multiplayer-Modus, über den Wargaming noch nichts verrät. Und es gibt noch eine gute Nachricht. Denn Wargaming begegnet der legendären Marke Master of Orion vor allem mit einem: Demut.
Aktuelle Alternative
Wer nicht auf das neue Master of Orion warten und schon jetzt ein ähnliches Spiel haben will, kann sich StarDrive 2 anschauen. Das auf Steam 28 Euro billige Weltraum-Strategiespiel lässt zwar noch zahlreiche Optionen missen und ist unausgereift (diese furchtbaren Bodengefechte!), motiviert aber dennoch schon sehr und wird regelmäßig verfeinert.
Mehr dazu:Unser Test zu StarDrive 2
Master of Orion - Screenshots ansehen
Eine Herzenssache
Mantrahaft wiederholt Wargaming, man sei sich des »Fuck-up-Potenzials« dieses Projekts mehr als bewusst. Die Fans warten seit 19 Jahren auf einen Nachfolger; wer den versaut, muss künftig Beruhigungspillen schlucken, bevor er sich auf Reddit wagt.
Denn die Erwartungen sind stellar, deshalb hat Master of Orion auch noch keinen Releasetermin. Das Spiel soll die Zeit bekommen, die es braucht. Zugleich erzählt der Wargaming-Gründer Victor Kislyi, wie ihn Master of Orion und Civilization geprägt und überhaupt erst dazu inspiriert haben, ein eigenes Entwicklerstudio zu gründen.
Das mag übertrieben sein; dass Kislyi Master of Orion am Herzen liegt, glaube ich ihm aber. Schließlich war er es, der die Namensrechte am Klassiker aus der Atari-Konkursmasse herausgekauft hat. Und auch wenn Kislyi mit World of Tanks unglaublich erfolgreich geworden ist, angefangen hat er als Rundenstrategie-Designer - darum heißt seine Firma ja Wargaming, wie das Iconschieber-Genre. Strategie steckt in ihren Genen.
Deshalb war Kislyi auch gleich ganz Ohr, als die - bis dato vor allem für Kinderspiele bekannten - NGD Studios aus dem argentinischen Buenos Aires mit einem Spiele-Prototyp anklopften, der auf dem alten Master of Orion basierte.
Fehlte nur der Name, den Kislyi beisteuerte, nachdem er sich die Strategiespiel-Rohmasse vor Ort »tagelang« angeschaut hatte. Master of Orion ist damit das erste Wargaming-Projekt, das bei einem externen Studio entsteht - ein Risiko.
Und dass die NGD Studios bislang kein Strategiespiel entwickelt haben, wirkt auch nicht vertrauensfördernd. Immerhin mischen zusätzlich fünf Master-of-Orion-Veteranen mit: zwei Programmierer, zwei Grafiker und der Sound-Designer.
Dennoch werden Kislyi und sein Team sicherstellen müssen, dass alles glattläuft. Das Gute daran: Abgesehen von den Erwartungen der Fans haben sie kaum Druck, Wargaming muss mit Master of Orion nicht dringend Geld verdienen. Auch deshalb lässt man sich Zeit.
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