My Friend Pedro im Test - Ballerballett mit Banane

Das skurrile Actionspektakel mischt The Matrix und Max Payne mit einem psychedelischen Drogentrip. Dahinter steckt allerdings mehr als zunächst vermutet.

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My Friend Pedro überzeugt mit herrlich abgedrehter Action, aber das ist nicht alles! My Friend Pedro überzeugt mit herrlich abgedrehter Action, aber das ist nicht alles!

Bananen haben viele positive Eigenschaften. Magnesium, Vitamin C, Ballaststoffe. Eine Vorliebe für schlechte Wortwitze und die Fähigkeit zu fliegen gehören aber definitiv nicht dazu. Außer, die Banane heißt Pedro und ist heimlicher Star in einem abgedrehten Actionspektakel - so wie im passend betitelten My Friend Pedro.

Die schwebende Südfrucht ist es auch, die den maskierten Protagonisten aus seinem Dornröschenschlaf weckt. Nur blöd, dass er sich dafür den Keller eines kannibalistischen Metzgers ausgesucht hat, der von Trainingsanzug tragenden Rentnern bewacht wird. Klingt wirr? Willkommen in Pedros Welt.

Um diesem Schlamassel zu entkommen müsst ihr dem maskierten Profikiller zur Hand gehen. Zu diesem Zweck vollführt ihr in 40, mal längeren, mal kurzen Levels mit Knarre im Anschlag akrobatische Sprünge, dreht Pirouetten und erledigt Horden von Gegnern auf kunstvolle Weise.

Wenn My Friend Pedro den Irrsinnsregler aufdreht, dann richtig – so wie hier in den Halluzinationstlevels des Spiels. Wenn My Friend Pedro den Irrsinnsregler aufdreht, dann richtig – so wie hier in den Halluzinationstlevels des Spiels.

Dieser Kugelhagel bietet die Kulisse für eine völlig irre, mit popkulturellen Witzeleien durchzogenen Story. Die führt euch vom Keller der Metzgerei über eine Auftragskiller-Jahreshauptversammlung und quietschbunte Fieberträume bis ins Internet, das, wie schon lange vermutet, aus einer Reihe von Röhren besteht - und natürlich steht euch Pedro bei der Suche nach eurem Kidnapper stets mit Rat und Tat zur Seite. Dargestellt wird der psychedelische Trip in seitlich scrollendem 2,5D, wobei die fehlende halbe Dimension in diesem Fall ein Segen ist.

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Krawallopas und Internetbeschützer

Könntet ihr den Maskenmann nicht nur nach oben, unten, links und rechts steuern, sondern auch in die Tiefe des Raumes, würde es schnell unübersichtlich werden. In jedem der optisch oft einseitigen, aber mit Sinn und Verstand zusammengebauten Level beharken euch die zahlreichen Gegner in Überzahl von allen möglichen Seiten. Das Charakterdesign ist optisch absichtlich überzeichnet - ob in der Darstellung von Rentner-Gangstern mit Halbglatze, Nerds mit Vollbart und Gaming-Pullis oder den robotischen Internet-Dienst-Aufpassern, die den Bahnsteig in Richtung Internet bewachen.

In solchen Momenten kommt die Zeitlupenfunktion wie gelegen. Ohne dieses Hilfsmittel wird es schnell unübersichtlich. In solchen Momenten kommt die Zeitlupenfunktion wie gelegen. Ohne dieses Hilfsmittel wird es schnell unübersichtlich.

Während ihr Schrotflinten und Gewehre beidhändig bedient, dürft ihr Pistolen und Uzis im Akimbo-Stil führen. Mit Drücken und Halten der rechten Maustaste visiert ihr dann getrennte Ziele für jede Hand an, was euch in einem kleinen Ingame-Tutorial beigebracht wird. Setzt ihr zusätzlich die Zeitlupenfunktion des Spiels ein, klappt das auch mehr als gut. Wenn es allerdings hektischer wird, ist die Steuerung manchmal etwas überfordernd. Vor allem dann, wenn ihr die Umgebung mit einbezieht.

Ein Beispiel: Ihr düst auf einem Skateboard durch die Gegend, tretet dieses im Sprung gegen den Kopf eines Gegners, landet Pirouetten drehend auf einem Fass und feuert dabei in Zeitlupe zwei Maschinenpistolen in verschiedene Richtungen ab. Klingt in der Theorie ziemlich cool, ist in der Praxis gar nicht so einfach. Dafür bestraft euch das Spiel aber auch nicht, wenn ihr auf der Suche nach dem perfekten Abschuss mal das Zeitliche segnet, denn fair platzierte Checkpoints gibt es reichlich.

Versuchen solltet ihr solche Kunststücke dennoch. Zum einen, weil es maßgeblich zur Ästhetik des Spiels beiträgt. Zum anderen, weil jeder Abschuss Punkte einbringt und sich diese mit verrückten Tricks allerdings multiplizieren und aneinanderreihen lassen - quasi Tony Hawk's Pro Skater mit Kugeln. Am Ende jedes Levels erhaltet ihr schließlich eine Punkteauswertung, bei der auch die Zeit eine Rolle spielt, sowie eine Bewertung zwischen S und C. Letzteres ist der Standard, die S-Wertung ist für die besten Läufe reserviert. Wenn ihr gut genug seid, landet ihr sogar auf den Online-Bestenliste. Wer es anspruchsvoller haben möchte, darf zudem jedes absolvierte Level im Menü einzeln anwählen und sich in drei gut ausbalancierten Schwierigkeitsgraden daran versuchen.

Der Einsatz der Umgebung sorgt oft für besonders filmreife Kills und treibt euren Punktemultiplikator ordentlich nach oben. Der Einsatz der Umgebung sorgt oft für besonders filmreife Kills und treibt euren Punktemultiplikator ordentlich nach oben.

Knobelei und Knarren

Unabhängig von den Wettkampf- und Balleraspekten überzeugt My Friend Pedro allerdings noch auf anderer, unerwarteter Ebene. Obwohl man schon das möglichst trickreiche Ausschalten von Widersachern als Puzzle begreifen kann, haben die Entwickler auch echte Umgebungsrätsel in ihr Spiel eingebaut, die durchaus etwas Geschick erfordern und physikbasiert funktionieren.

Um eine verschlossene Tür zu öffnen, müsst ihr beispielsweise einen Hebel von der linken auf die rechte Position schießen. Dafür schließt sich an anderer Stelle der Zugang zum nächsten Levelabschnitt. Um diesen wieder zu öffnen, müsst ihr den Hebel wieder von rechts nach links bugsieren, was nur durch Abpraller oder einen Schuss von der anderen Seite funktioniert. Das ist nur ein simples Beispiel für die einfallsreichen Rätsel, die nie überfordern und immer schlüssig in den lückenlosen Spielfluss eingebaut sind.

Simple, aber klug in den Spielfluss eingebaute Hebel- und Schalterrätsel wie dieses lockern die atemlose Action deutlich auf. Simple, aber klug in den Spielfluss eingebaute Hebel- und Schalterrätsel wie dieses lockern die atemlose Action deutlich auf.

Selbst in den Bosskämpfen, in denen ihr gegen Mechs, Fluggeräte und, ernsthaft, Lieferwägen voller Fleisch antreten müsst, erhält My Friend Pedro diesen Flow aufrecht. Das gelingt dem Spiel auch dank B-Movie-Versatzstücken wie einer Verfolgungsjagd auf dem Motorrad - jede Menge Explosionen und Salti inklusive.

Weniger spektakulär präsentieren sich Charaktere mit Sprechrollen, die eher uninspiriert daherkommen. Der gruselige Metzger, der leicht trottelige Chef der Auftragsmörder oder die Herrin des Internets - alles Figuren, denen es an Tiefe fehlt. Dem Kern des Spiels schadet das allerdings nicht. Denn der ist mit seinem Mix aus Action und Puzzle-Platforming nicht nur mechanisch, sondern auch spielerisch ein frühsommerliches Highlight.

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