Interview mit Regisseur Xavier Gens
Die Karriere des Hitman-Regisseurs klingt ein wenig nach amerikanischer Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Romantik. Der gerade mal 32 Jahre alte Franzose Xavier Gens hat niemals eine Filmschule besucht, die konnte er sich nicht leisten. Stattdessen hielt er sich Ende der Neunziger mit Gelegenheitsjobs bei Filmdrehs in Frankreich über Wasser. Unter anderem war er Fahrer des Schauspielers Dougray Scott (Mission Impossible 3, Desperate Housewives), der jetzt im Film Agent 47s Erzfeind bei Interpol spielt. Nachdem genug Geld zusammen war, arbeitete er von 2000 bis 2005 an mehreren Kurzfilmen. Der letzte, Au petit matin, gewann einen Preis beim Filmfestival in Cognac. So entdeckten ihn Werbeagenturen, die den Jungregisseur für kurze Spots engagierten. Daraufhin wurde Luc Bessons Produktionsfirma EuropaCorp auf Gens aufmerksam, die ihn zuerst den bislang unveröffentlichten Horror-Film Frontières hat drehen lassen. Sein zweiter abendfüllender Streifen ist jetzt Hitman.
GameStar: Mögen Sie Computerspiele?
Gens: Bevor ich diesen Job bekam, war ich schon ein begeisterter PC-Spieler. Zum Beispiel liebe ich World of Warcraft. In diesem Spiel habe ich einige Charaktere. Als das Studio mit dem Hitman-Auftrag zu mir kam, sagte ich ihnen, ich wolle etwas machen, das dem Videospiel sehr gleicht und dem Geist der Vorlage gerecht wird. Aber ich will auch eine Geschichte erzählen und nicht nur das Spiel adaptieren. Dazu gehört es, mit dem Charakter des Agent 47 zu spielen und ihm eine Hintergrundgeschichte zu geben, damit Emotionen beim Zuschauer ankommen. Der Film soll also nicht nur für Fans des Videospiels sein. Wir nehmen einige Elemente direkt aus dem Spiel, zum Beispiel die Beleuchtung. Auch die Gewalt im Spiel ist sehr wichtig. Bei Resident Evil sah man beispielsweise, dass der Film nicht dem Geist der Vorlage entsprach. Das soll bei Hitman anders werden.
GameStar: Übt die Filmfirma Druck auf Sie aus, damit der Film massenkompatibler wird?
Gens: Ich weiß, es ist ein Fox-Film. Aber als ich an die Vorbereitungen ging, habe ich versucht, dem Film meinen Stempel aufzudrücken und ihn so zu meinem zu machen. Als ich mich mit den Fox-Leuten traf, habe ich sie gefragt, ob ich neue Elemente einfügen kann. Ich habe ihnen erklärt, dass im ersten Hitman-Film der Charakter des Agent 47 eingeführt werden muss wie die Mythologie eines Superhelden. Dazu verwende ich zum Beispiel Rückblenden.
Ich gebe dem Hitman ein dreckiges Image. Im Spiel ist er ein Arschloch. Das wollte ich auch im Film so beibehalten. Es geht darum, dass ein böser Mann gegen andere böse Menschen kämpft.
GameStar: Hat der Spielehersteller Eidos Mitspracherecht beim Film?
Gens: Da hilft mir das Filmstudio. Die haben mir gesagt, ich solle meine Arbeit machen. Sie würden es mir schon mitteilen, wenn es Probleme gebe. Einmal habe ich angefragt, ob ich das Ende modifizieren könne. So kann ich es düsterer gestalten als normale Blockbusterfilme.
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