Verzeihen Sie bitte, dass wir in diesem Test kurz von Napoleon: Total War abschweifen und das Genre wechseln. Aber als wir neulich im Online-Rollenspiel Star Trek Online von einem niedergestreckten Klingonen ausgerechnet ein Croissant -- ein Croissant! -- erbeuteten, da mussten wir herzlich grinsen.
Werden die Franzosen eines Tages tatsächlich den Weltraum erobern? Ein kleiner Korse wagte davon nicht einmal zu träumen, als er sich am 2. Dezember 1804 zum französischen Kaiser krönte. Er wollte nur die trotzigen Briten, die tückischen Preußen und die dekadenten Österreicher bezwingen. Kurz gesagt: Napoleon Bonaparte wollte Europa unterwerfen, von Madrid bis Moskau. Dass daraus letztlich nichts wurde - okay, Pech für ihn.
In Napoleon: Total War können Sie den historischen Spieß jedoch umdrehen und dem Eigenbau-Monarchen zum Sieg verhelfen. Denn der allein lauffähige Ableger des Strategie-Kolosses Empire: Total War enthält drei Feldzüge, in denen Sie auf französischer Seite die Napoleonischen Kriege bestreiten.
Alternativ verweisen Sie den Emporkömmling mit einer anderen Großmacht in seine Schranken. Und zwar auf Wunsch auch via Netzwerk und Internet, denn Napoleon: Total War bietet erstmals einen Mehrspieler-Modus für die Rundenkampagne.
Achtung, Online-Aktivierung: Napoleon: Total War benötigt die Online-Plattform Steam. Vor dem ersten Start müssen Sie das Spiel dort aktivieren, was einen Internet-Zugang voraussetzt. Danach läuft die Völkerschlacht auch im Offline-Modus.
Kaum Bugs, trotzdem Fehler
Napoleon: Total War tritt zugleich ein schweres und ein leichtes Erbe an. Ein schweres Erbe, weil sich der Entwickler Creative Assembly mit dem absturzgeplagten Empire viele Fan-Sympathien verscherzt hat.
In dieser Hinsicht können wir aber Entwarnung geben: Abgesehen von kleineren Macken und sehr seltenen Abstürzen lief Napoleon in unserem Test flüssig und fehlerfrei. Das leichte Erbe ist das Spielprinzip: Die bewährte Total War-Melange aus rundenbasierter Reichsverwaltung und Echtzeit-Massenschlachten sucht nach wie vor Ihresgleichen, der »Nur noch eine Stadt erobern / eine Schlacht schlagen«-Suchtfunke springt auch in Napoleon über.
Allerdings nicht sofort, denn die ersten beiden Kampagnen enttäuschen. Darin spielen Sie Napoleons Feldzüge in Norditalien und Ägypten nach, und zwar ausschließlich mit Frankreich und auf engen Regionalkarten, auf denen Sie geradlinig eine Provinz nach der anderen unterjochen.
So verkommen die beiden Kurzkampagnen (je drei bis fünf Stunden Spielzeit) zum »Total War Light«, in dem Sie hauptsächlich Armeen ausheben und verschieben. In Ägypten werfen Ihnen dabei wenigstens noch aggressive Beduinen und Osmanen Knüppel zwischen die Beine, der Italien-Feldzug hingegen geizt mit Überraschungen.
Das Glanzlicht: die Europa-Kampagne
Mit Abstand am unterhaltsamsten ist die dritte Kampagne, in der Sie um ganz Europa ringen. Denn dabei müssen Sie sich neben dem Militär auch um Diplomatie und Wirtschaft kümmern. Allerdings dürfen Sie Frankreich im gesamteuropäischen Krieg erst dann anführen, wenn Sie die beiden anderen Feldzüge absolviert haben.
Mit Napoleons Feinden (Preußen, England, Österreich, Russland) können Sie hingegen von Anfang an ins Gefecht ziehen. Das motiviert, weil jede Nation Sie vor andere Aufgaben stellt. England etwa bläst mit seiner Flotte zur Jagd auf französische Schiffe. Frankreich wiederum führt schlagkräftige Heere ins Feld, sieht sich aber von Feinden umzingelt.
Nach 192 Runden endet der Krieg, bis dahin müssen Sie die Ziele Ihrer Fraktion erfüllen. Beispielsweise soll Frankreich Wien, Berlin und Moskau besetzen, Preußen hingegen möchte die deutschen Fürstentümer vereinigen. Ein freies Spiel ohne Aufgaben gibt's nicht.
Überdies ist auch die Europakarte eng begrenzt. Zwar reicht sie von Moskau bis Madrid, dafür fehlen Nordafrika und der Nahe Osten. Wir hätten uns statt drei einzelnen Feldzügen eine umfassende Kampagne gewünscht, um den ganzen Napoleonischen Krieg auf einer großen, zusammenhängenden Karte zu bestreiten.
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