Naraka Bladepoint: Warum der Steam-Hit trotz 200.000 Spielern ein Sorgenkind bleibt

Der Schwertkampf-Battle-Royale Naraka Bladepoint fesselte auf Steam zu Spitzenzeiten fast 200.000 Spieler. Die Demo offenbart großes Potenzial, aber auch einige Gefahren.

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Hand auf's Herz: Naraka Bladepoint sieht auf den ersten Blick aus wie der xte Asia-Slasher. Niemals hätte ich vorher geglaubt, der Schwertkampf-Battle-Royale könnte mich so viele Abende vor den Bildschirm fesseln. Und ich hätte auch nie mit diesem Erfolg gerechnet: Über 180.000 Spieler haben in der Demo gleichzeitig die Klingen gekreuzt. Damit ordnet sie sich in den Steam-Charts frech direkt unter den Konkurrenten Apex Legends und PUBG auf Platz 3 und 4 ein, obwohl das Spiel noch nicht mal erschienen ist.

Aber das liegt nicht nur daran, dass es wahnsinnig viel Spaß macht, sich als tödlicher Ninja durch's fernöstliche Mittelalter zu schnetzeln. Der Erfolg von Naraka hat auch andere Gründe, die hierzulande zum Problem werden könnten.

3 Gründe, warum Naraka Bladepoint überzeugt

Grundsätzlich folgt Naraka Bladepoint brav nach dem Battle-Royale-Einmaleins: 60 Spieler landen auf einer Karte, sammeln Loot und töten sich dann gegenseitig, während in diesem Fall eine Schattenwand das Gebiet immer weiter einengt. Drei große Stärken stechen aber heraus.

Eine Chance für Shooter-Noobs

Wer so treffsicher wie ein Pirat mit zwei Augenklappen ist, hat bei Warzone und Co. meist nur eine Chance, wenn er irgendwo ruhig in der Ecke rumcampt. Bei Naraka könnt ihr aber ganz ohne Shooter-Skills vorne mitmischen.

Dafür sorgt das breit aufgestellte Waffenarsenal: Wer lieber aus der Ferne angreift, schnappt sich die wuchtigen Kanonen oder schnittigere Armbrüste und Bögen. Im Nahkampf machen Katanas, Großschwerter oder Speere eine bessere Figur. Mitnehmen dürft ihr aber beides und auch im Match noch wechseln.

Kloppen euch andere Spiele auch aus der Nähe zu Ninja-Brei, retten die Bots euer Ego. Die sorgen dafür, dass sich die weitläufigen Karten belebter anfühlen und garantieren ein paar leichte Kills für Anfänger.

In Naraka Bladepoint entscheidet ihr selbst, ob ihr auf Nah- oder Fernkampf setzt. In Naraka Bladepoint entscheidet ihr selbst, ob ihr auf Nah- oder Fernkampf setzt.

Cooler Held statt 0815-Soldat

Genau wie Apex Legends verpasst Naraka seinem Überlebenskampf einen Heldenshooter-Anstrich, setzt dabei aber auf noch mehr Freiheit. Ihr wählt nicht nur zwischen festen Kämpfern wie der Heilerin Kurumi, sondern bastelt im Editor gleich noch euer Wunsch-Aussehen. So laufen nicht zig Kurumis über das Schlachtfeld.

Wie bei Overwatch lasst ihr dort Skills und Ultis im richtigen Moment auf feindliche Teams los - zum Beispiel betäubende Fesseln im Fall der flinken Attentäterin Viper Ning. Sie kann den Gegnern dann freilich nicht selbst parallel den Rest geben, weshalb Teamwork gefragt ist. Wer keinen Bock auf Dreier-Squads hat, darf den Nachteil aber in Kauf nehmen und allein losziehen.

Charakteranpassung In Naraka dürft ihr eure Helden verändern, sodass nicht lauter Zwillinge das Match bevölkern.

Helden Trotzdem gibt es Helden mit festen Fähigkeiten. Kurumi ist zum Beispiel eine Heilerin, die sich besonders für Teamwork eignet.

Ein tolles Bewegungssystem

Nicht nur steile Klippen oder hohe Pagodentürme erinnern an Sekiro. Mit eurem Greifhaken schwingt ihr euch in Naraka ebenso elegant durch die Lüfte, absolviert Wallruns und erklimmt obendrauf sogar noch problemlos jede Felswand, wie man von Zelda: Breath of the Wild kennt. Kurz, in Naraka seid ihr extrem agil und könnt eure Gegner aus jeder Richtung überraschen.

Trotz dieser Vorzüge bleibt der Erfolg von Naraka paradox. Denn hierzulande hat das Spiel selbst mit diesen beeindruckenden Zahlen so gut wie keiner auf dem Schirm. Das liegt nicht zuletzt an der Herkunft des Spiels und kann für uns in Europa schlechte Nachrichten bedeuten.

Dank eures Greifhakens seid ihr in Naraka auch auf den Dächern unterwegs. Dank eures Greifhakens seid ihr in Naraka auch auf den Dächern unterwegs.

Warum der Steam-Erfolg im Spiel kaum spürbar ist

Davon, dass Hundertausende Naraka spielen bekommt man beim Matchmaking wenig mit. Auf Reddit beklagen sich die Spieler, dass sie sich jeder zweite Gegner als KI-Kämpfer entpuppt. Besonders nervig sei das in Bloodbath, dem klassischen Deathmatch als Zweitmodus.

Wie kann es sein, dass bei so vielen Spielern kein normales Match zustande kommt? Im Prinzip existieren drei Möglichkeiten:

  • Naraka Bladepoint stammt von einem chinesischen Entwickler und wird mit Netease von einem großen Publisher aus China vertreten. Dort dürfte das Spiel einen weit höheren Stellenwert einnehmen als bei uns, stärker beworben werden und dementsprechend auch mehr Spieler anziehen, die natürlich nicht auf den EU- oder US-Servern landen. Auch der Look des Spiels richtet sich eher an den asiatischen Markt.
  • Die Bots können auch eine bewusste Entscheidung sein, um die Einstiegshürde zu senken. Auch bei uns lassen Spiele wie Call of Duty Mobile Anfänger erstmal Kills gegen Bots ernten, bevor es ans Eingemachte geht.
  • Die Spieler verteilen sich einfach: Bei mehreren Regionen mit eigenen Servern, unterschiedlichen Modi und Skill Based Matchmaking kommen einige Faktoren zusammen, die die Spielerschaft ausdünnen. Zumal man auch noch pro Match 60 Leute benötigt und die Durchschnittszahlen deutlich unter 200.000 liegen.

Zum Release bleibt es also spannend, ob Naraka auch hierzulande die Spieler begeistern kann oder die EU-Server schnell zur Geisterstadt verkommen.

In unserem Report klären wir, wie China als erwachter Riese die Spielelandschaft verändert - und welchen Preis wir vielleich dafür zahlen müssen.

Diese Probleme muss Naraka in den Griff kriegen

Trotz seiner großen Stärken hat Naraka noch mit Schwierigkeiten zu kämpfen, die zum Launch im August das Zünglein an der Erfolgswaage sein könnten. Vielen Spielern stießen in der Demo die Performance-Probleme sauer auf, von denen man bei der letzten Beta noch verschont blieb.

Installiert man das Spiel auf einer HDD verkommt es trotz starker Hardware zur Ruckelorgie - davon kann ich auch ein sehr abgehacktes Liedchen singen. Die Entwickler wissen aber Bescheid und arbeiten laut eigener Aussage mit Hochdruck an einer Lösung.

Auch bei der Balance muss das Team noch ein paar Schrauben nachziehen. Speere stechen im Nahkampf zum Beispiel alle anderen Waffen aus, was für uneleganten Angriffs-Spam und viel Frust sorgt - man kennt es ja aus der Warzone-Waffenmeta.

Das ist besonders schade, weil die Schwertduelle eigentlich viel Tiefgang bieten und Können erfordern. Trefft ihr einen ebenbürtigen Gegner, entwickelt sich schnell ein meisterlicher Todestanz, bei dem ihr ausweicht und die Klingen kreuzt, bis ihr genau im richtigen Moment pariert, den Fokus eures Gegners brecht und dann kurzen Prozess mit ihm macht.

Naraka Bladepoint: Gameplay-Trailer zum Schwertkampf-Battle-Royale Video starten 3:14 Naraka Bladepoint: Gameplay-Trailer zum Schwertkampf-Battle-Royale

Den letzten Haken bildet der Preispunkt. Zum Release soll Naraka je nach Paket zwischen 20 und 50 Euro kosten - trotz Lootboxen oder Battle Pass. Da China etwas lockerer mit der Thematik umgeht, leuchten hier schon mal vorsichtig unsere Pay2Win-Warnlämpchen auf. Aber selbst, wenn Naraka dieses Problem erspart bleibt, müssen die Entwickler sich mit Fortnite, Warzone oder Apex Legens messen, die allesamt etabliert und gratis verfügbar sind.

Naraka Bladepoint hat durchaus das Zeug zu einem sehr guten Spiel, wenn es diese Schwierigkeiten bis zum Launch löst und so manche Sorge unbegründet ist. Ob das reicht, zeigt sich dann am 12. August 2021.

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