In Pathfinder 2 bin ich so schön, dass meine Feinde einfach explodieren

Den neuen Pathfinder-DLC zu spielen, war eine wilde Erfahrung. Denn fast alle Feinde gingen beim bloßen Anblick meines Antlitzes in Flammen auf.

Man sagt ja, das Schönheit im Auge des Betrachters liegt. Das stimmt vor allem dann, wenn eine Person nur auf bestimmte Leute eine Wirkung entfaltet und alle anderen bei ihrem Anblick ungerührt die Schultern zucken. In Pathfinder: Wrath of the Righteous bin ich offenbar (auch) wunderschön, aber nur für jene, die mich nicht ausstehen können.

Denn seitdem ich den neuen DLC Inevitable Excess gespielt habe, reagieren die meisten meiner Feinde ungewöhnlich auf meine Ankunft. Sie sprengen sich einfach mir nichts dir nichts in die Luft oder fallen ohne Fremdeinwirkung leblos zu Boden. Tod durch Schönheit. Denn Auslöser für dieses seltsame Verhalten ist der hohe Charisma-Wert meines legendären Tricksters.

Der Autor: Fabiano ist ein Vollblut-Rollenspieler. Wenn er nicht gerade am PC seine Zeit mit Spielen wie Pathfinder, Baldur's Gate oder kleineren Perlen wie Solasta verbringt, spielt er eben DSA, DnD oder irgendein anderes Tischrollenspiel. Dabei ist es ihm stets außerordentlich wichtig, einen spannenden Charakter zu formen. Ob dieser Charakter dann tatsächlich nützlich ist, steht auf einem anderen Blatt. Deshalb liest er auch keine Guides zu perfekten Builds, manches Mal trifft er aber trotzdem genau die richtigen Entscheidungen. Dann wundert er sich, wieso Feinde plötzlich so schnell in die Knie gehen.

Das hier soll gar kein weiterer Text über die Qualität der neuen Erweiterung sein. Falls ihr danach sucht, leite ich euch elegant weiter zu meinem Testartikel von Inevitable Excess. In diesem Text will ich euch schlicht noch mal ausführlich von einer der absurdesten Spielerfahrungen meines Lebens berichten und wie ich mit reinem Charisma jeden noch so mächtigen Dämon in die Knie zwingen konnte.

Phase 1: Was für ein seltsames Feature

Inevitable Excess ist ein seltsamer DLC. Ein seltsamer DLC in einer noch seltsameren Welt. Immerhin tritt hier direkt zu Beginn ein ominöser, halbgöttlicher Golem auf, der mehr an einen T800 erinnert als an eine Figur aus einem Fantasyuniversum. Der Stahlkoloss fängt dann an zu faseln, redet über Anomalien, Integrität, Magie und Legendenkräften. Yada yada yada. Nach 180 Stunden Pathfinder kann mir so ein Gerede gar nichts mehr!

Pathfinder: Wrath of the Righteous: Der erste große DLC wird im Trailer vorgestellt Video starten 1:31 Pathfinder: Wrath of the Righteous: Der erste große DLC wird im Trailer vorgestellt

Ich bin doch selbst schon ein halber Gott mit einem maximalen Legendenrang und hab schon ganz anderen Wesen die Ohren langgezogen. Sag mir nur, was ich machen soll, dann mache ich das. Stärker verwirren mich die stocksteifen Dämonen gleich zu Beginn, die bei bloßer Berührung zu Staub zerfallen. Na gut, denk ich mir. Ist halt eine seltsame Paralleldimension.

Deshalb bin ich überrascht aber nicht länger verwundert, als die ersten Kämpfe gegen die im Vorfeld so mächtig angekündigten Anomalie-Dämonen ziemlich kurz ablaufen: Es kommen mir ein paar grell leuchtende Babaus, Sukkubi oder Kalavkuse entgegen, nicht weiter ungewöhnlich. Zumindest, bis sie alle der Reihe nach unangerührt in einer tiefroten Blutwolke vergehen. Komisches DLC-Feature - denk ich mir noch.

Phase 2: Das muss doch ein Bug sein!

Fürs Erste spiel ich unbekümmert weiter. Die Welt vermittelt mir mit jedem weiteren Schritt, dass hier etwas nicht stimmt. NPCs tauchen auf, die ich doch eigentlich schon längst verdroschen habe. Und einer davon will sogar inmitten der dämonisch verseuchten Ruinenstadt Iz eine neue Siedlung gründen. Was ist da los? Haben hier denn alle den Verstand verloren?!

Und es geht immer so weiter. Eine riesige Schlangenechse fliegt mir geifernd entgegen: und plopp - sie ist geplatzt. Von links ein Feind, von rechts einer, von vorne kommen sogar drei. Plopp. Plopp. Plopp. Ich stehe unberührt da und fühle mich wie John Travolta.

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Spätestens als ein groß angekündigter Schoßdrache ebenfalls zu einer Blutwolke evaporiert, fühle ich mich dann aber doch veralbert. Das kann doch keine Absicht sein? Ja, irgendwas soll hier so wirken, als wäre alles verkehrt, aber gehören platzende Endgegner wirklich in dieses Konzept? Hat Owlcat nicht großspurig angekündigt, dass die Feinde in diesem DLC auch Profis noch vor eine neue Herausforderung stellen? Davon spürt mein Schlachtensänger nichts, dessen Klinge nach eineinhalb Stunden im DLC noch immer sauber ist.

Das kann nur ein Bug sein, ist mein nächster Gedanke. Zwar gibt es Feinde wie die Coloxus-Dämonen (diese nervigen Schmeißfliegen), von denen kein einziger unprovoziert in Flammen aufgeht, aber komisch bleibt das trotzdem allemal.

Schaut es euch selbst an: Ich werde hier in eine Falle gelockt und von Gegnern umringt, die alle im selben Augenblick zerbersten.

Nie und nimmer ist das beabsichtigt. Ein Blick in den Kampflog offenbart mir zumindest, dass jeder Gegner sich diesen Schaden selbst zugefügt hat. Was der Auslöser dafür ist, will mir aber nicht einleuchten. Also mache ich, was jeder vernünftige Spießbürger machen würde: Ich beschwere mich bei den Verantwortlichen.

Phase 3: Ein kurioser Zufall

Lösen können die Leute bei Owlcat das Problem nicht - aber sie wissen, woran es liegt. Mein Trickser ist nämlich ein ziemlich charismatischer Charmbolzen. Ein engelszüngiger Teufel mit einer Stimme wie Donnerhall. Wenn ich jemand überreden will, dann überrede ich ihn. Ich könnte sogar Gollum davon überzeugen, mir seinen kleinen Ring zu schenken.

Ich soll mich kampfbereit machen, aber meine Gegner sind schon lange Matsch. Ich soll mich kampfbereit machen, aber meine Gegner sind schon lange Matsch.

Und ich bin eben ein legendäres Schlitzohr. Ein Tricksser, der so wundervolle Dinge kann, wie einen nutzlosen Fettbären zu beschwören oder Fische als Wurfgeschosse missbraucht. Was ich bei der ganzen Angelegenheit komplett vergaß: Mein Trickser hat den den mythischen Überzeugen-Skill auf Rang 3. Und ich zitiere an dieser Stelle mal:

Du bist so gut darin, deine Gegner zu demoralisieren, dass sie ihren Lebenswillen verlieren. Feinde, deren Rettungswurf gegen deine demoralisierende Fähigkeit scheitert, müssen ihre erste Runde darauf verwenden, einen Gnadenstoß gegen sich selbst auszuführen.

Das konnte ich auch schon vor dem neuen DLC, nur trat dieser Effekt recht selten ein. Hauptsächlich, da der Gnadenstoß nur in seltenen Fällen auch zum sofortigen Tod führt. In Inevitable Excess sind die Gegner aber nun mal alle so stark, dass sie permanent an ihren eigenen Proben scheitern. Das macht den Überzeugen-Build des Tricksters zu einer legendären Planierwalze, dem nicht einmal Endgegner widerstehen können. Nein wirklich. Ich habe den DLC-Boss in zwei Sekunden gelegt. Oder eher - er sich selbst.

Phase 4: Es ist falsch, aber fühlt sich so richtig an

Jetzt kann man natürlich immer noch sagen: Ey, eigentlich ist das totaler Mist und so bestimmt nicht beabsichtigt. Ein kurioser Bug, oder eher ein katastrophales Balancing-Problem. Das habe ich als solches übrigens auch im DLC-Test angekreidet. Zumal Überzeugen auf Rang 3 der Community bereits als sehr starke Strategie bekannt war. Aber ich bin mal ehrlich mit euch: Ich fand die ganze Situation gerade aufgrund ihrer Absurdität absolut großartig.

So sieht ein wahrer, unaufhaltsamer Held aus. So sieht ein wahrer, unaufhaltsamer Held aus.

Insbesondere nachdem ich herausgefunden habe, dass ich quasi selbst Schuld daran war. Da kam einfach sehr viel zusammen, was meinen Trickser zu einem waschechten Halbgott aufstiegen ließ. Ich habe den DLC auf diese Weise ungeniert durchgespielt.

Es mag verrückt klingen, aber für diese Situationen liebe ich PC-Rollenspiele. Und ja, objektiv ist so ein Effekt schlecht. Das hätte jemandem beim Testen auffallen müssen. Doch zu wissen, dass hier ganz viele einzelne Mechaniken gegriffen haben und ich ohne böse Hintergedanken zur perfekten Waffe wurde, erfüllt mich einfacher mit einer diebischen Freude.

Eine weitere unsterbliche Erinnerung, dir mir Pathfinder: Wrath of the Righteous (ungewollt) beschert hat. Das werde ich noch in 20 Jahren erzählen.

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