Der Bunker ist ein Ort des Schreckens. Verstümmelte Körper hängen von der Decke, Blut gerinnt am Betonboden. Die Gefangene erkennt uns kaum, als wir sie endlich aus der Gewalt der Sekte retten; mit gebrochener Stimme erzählt sie, dass sie die Hoffnung schon aufgegeben hatte, den Albtraum zu überleben. Folter, psychische und körperliche Gewalt haben sie mitgenommen.
Zumindest bis zum Ende der Cutscene. Dann steht dieselbe Traumatisierte nämlich stoisch und cool mit einer Maschinenpistole in der Hand neben uns, Miliz-Verbündete rattern mit Quads quer durch Vorgärten, aus dem Off sagt ein NPC »Die verantwortungsvolle Benutzung von Schusswaffen ist der Schlüssel zu einer freien Gesellschaft«, ein Radio plärrt Country-Schmalz und im Hintergrund rast ein brennender Bison über ein Kürbisfeld.
Es ist keine Neuigkeit, dass in der Far-Cry-Reihe eine riesige Kluft aufgeht zwischen der Ambition, ein dramatischer, oft brutal düsterer Thriller zu sein, und dem tatsächlichen Spiel, das als hyperaktiver Open-World-Rummelplatz einen chaotischen, oft freiwillig, manchmal auch unfreiwillig albernen Spielplatz anbietet.
Die Fans lieben die offene Welt, den immer wieder aufblitzenden schwarzen Humor, die absurden Situationen, die sich aus dem oft wackeligen Zusammenspiel der vielen In-Game-Systeme ergeben, und das abwechslungsreiche Unterhaltungsangebot, das kaum Leerlauf aufkommen lässt. Die Thrillerhandlung, das sich oft an grausamer Realität anlehnende Setting, die düsteren Figuren? Eigentlich Nebensache, würden vermutlich die allermeisten Spielerinnen und Spieler der Serie bestätigen.
Report: Wahnsinn mit Methode - Wie Far Cry seine Schurken darstellt
Der Autor
Rainer Sigl schreibt und spricht seit mehr als zehn Jahren für verschiedene Medien über Games, darunter der österreichische Jugendkulturradiosender FM4, die Tageszeitung Der Standard, Golem.de, das Games-Bookazine WASD und das von ihm ins Leben gerufene Gameskulturblog Videogametourism.at. In der exklusiv für GameStar Plus erscheinenden Kolumne »Quickscope« macht er sich über Feinheiten und Gemeinheiten diverser Spiele Gedanken. Und widerspricht auch mal unseren GameStar-Testern.
Vaas ist Mando; Mando ist Vaas
Dass kein neues Far Cry, trotz vieler satirischer Elemente in Nebenfiguren und Details, ohne äußeren Anstrich von Ernsthaftigkeit und vor allem bedeutungsschwangere Monologe psychopathischer, mal mehr, mal weniger charismatischer Bösewichte auskommt, ist vermutlich einem einzelnen Mann geschuldet: Michael Mando.
Der Schauspieler, inzwischen unter anderem auch bekannt aus der Netflix-Serie »Better Call Saul«, dürfte mit seinem Vorsprechen für den dritten Teil der Spielereihe vor etwa fünf Jahren jenen schmerzhaften Spagat eingeleitet haben, der bis heute andauert und bei Kritikern der Serie immer wieder für Kopfschütteln sorgt.
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