Seite 2: Rage 2 im Test - Wut statt Mut

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Ödes Ödland

Vergleichsweise abwechslungsreich scheint auch die Spielwelt von Rage 2 auszufallen … tut sie dann aber doch nicht. Ja, mit Dschungel, Wüste, futuristischen Fabrikanlagen und den trostlosen Überresten den Städten unserer Zeit sieht die Open World von Rage 2 zwar nett aus, ist aber dann mit den immer gleichen Aufgaben und Missionen gefüllt.

Laufe dort hin, um ein paar Mutanten zu erschießen, dann da hin, um ein paar Banditen zu erschießen und danach greifen dich noch ein paar Obrigkeits-Soldaten an, die du - ganz genau - ebenfalls erschießen musst. Hin und wieder wird das ganze Rumgeballer durch den ein oder anderen Miniboss aufgelockert. Doch wenn man das zehnte Mal denselben »Cyber Crusher« durch das Ausnutzen der immer gleichen Schwachstellen in die Knie gezwungen hat, weiß man, wie sich der Doom Slayer in einem Raum voller Dämonen fühlen muss: unterfordert.

Die Minibosse stellen anfangs eine willkommene Abwechslung dar, sind aber im Endeffekt genauso abwechslungsbefreit wie viele Missionen. Die Minibosse stellen anfangs eine willkommene Abwechslung dar, sind aber im Endeffekt genauso abwechslungsbefreit wie viele Missionen.

Auch der »Phönix«, Walkers fahrbarer Untersatz, bringt kaum Abwechslung in den Shooter-Alltag. Denn zu 90% klemmen wir uns nur hinter das Steuer des Ranger-Wagens, um nach Abschluss einer Mission zur nächsten zu brettern, und das ohne jeden Feindkontakt. Ja, es gibt Autorennen - die bleiben aber bis auf eines in der Story völlig optional und spielen sich ebenfalls immer gleich.

Die gepanzerten Konvois über die Spielwelt hinweg verteilt stellen dabei schon eine weitaus willkommenere Herausforderung dar, sollten aber vermieden werden, bis man die Upgrades für den Phönix mühsam zusammengespart hat (die einzigen wirklich sündhaft teuren Verbesserungen von Rage 2). Alternativ lässt sich tatsächlich so gut wie jedes Auto, das im Ödland von Rage 2 rumsteht klauen, wobei die Monster Trucks und Motorräder das Highlight darstellen, die sich erfrischend anders steuern lassen.

Ansonsten hat man hinter dem Steuer des Phönix einfach zu wenig zu tun, um das Herumgurken durch das Ödland als nennenswertes Highlight von Rage 2 zu bezeichnen: Die Open World ist zwar mit den (immer gleichen) Missionen vollgestopft, aber bleibt ansonsten recht trostlos und trist.

Eigentlich nur passend für ein Endzeit-Spiel, doch bis auf ein nettes Panorama der Postapokalypse und ein paar Mutanten am Wegesrand zu Plattfahren, gibt es kaum etwas zu entdecken. Kein Vergleich zu einem Fallout, bei dem fast jeder Ort seine eigene Geschichte erzählt. Kennt man in Rage 2 eine mutantenverseuchte Höhle, kennt man im Grunde genommen schon alle.

Ich kann Spielern deshalb nur empfehlen, so schnell wie möglich das Schwebe-Motorrad »Ikarus« freizuschalten. Auf dem Boden verpasst man sowieso so gut wie nichts, und der Mangel an Schnellreisepunkten fällt so weniger stark ins Gewicht.

Die Fahrzeuge von Rage 2 steuern sich allesamt einwandfrei, nur gibt es auf dem Weg zum nächsten Ziel wenig zu entdecken. Die Fahrzeuge von Rage 2 steuern sich allesamt einwandfrei, nur gibt es auf dem Weg zum nächsten Ziel wenig zu entdecken.

Wie gut läuft Rage 2 auf dem PC?
Im Unterschied zum ersten Teil trennt sich Rage 2 von der id-Tech-Engine, die Spielern in der damals aktuellen Version 5 häufig Probleme beim Streaming der Megatexturen bereitete. Stattdessen bildet die bereits in Just Cause 4 eingesetzte Apex Engine der Avalance Studios den technischen Unterbau von Rage 2.
Auf zwei Testsystemen mit aktuellen Prozessoren von Intel und AMD sowie Radeon- und Geforce-Grafikkarten sind wir über keine Probleme gestolpert. Sofern ihr über eine halbwegs zeitgemäße Vierkern-CPU und mindestens 8 GByte RAM verfügt läuft Rage 2 bereits mit einer Radeon RX 580 mit maximalen Details in Full-HD-Auflösung jederzeit flüssig und knackt dabei durchweg die 60-fps-Hürde. In WQHD-Auflösung bedarf es mindestens eine RTX 2060, für ein flüssiges UHD-Erlebnis wird eine RTX 2080 notwendig.
Das Grafikmenü von Rage 2 bietet Spielern einiges an Einstellungsvielfalt. Neben vier Voreinstellungen können sich Individualisten auf zahlreiche Regler freuen um etwa den Sichtbereich (Field of View), die Kantenglättung und die Umgebungsverdeckung manuell anzupassen.

Wahnsinn macht Sinn

Von der Story von Rage 2 sollten Spieler übrigens nicht zu viel erwarten, daraus machte selbst Game Director Magnus Nedfors kein Geheimnis. Und tatsächlich: Die Story von Rage 2 ist … da. Nicht mehr und nicht weniger. Die Hintergründe des Geballers beschränken sich auf eine simple 08/15-Rachegeschichte, bei der der Gute gut ist und der Böse böse. Mehr muss man eigentlich auch nicht dazu wissen und die Hauptmissionen der Story lassen sich - wenn man die Nebenbeschäftigungen außen vor lässt - bereits innerhalb von vier bis fünf Stunde abschließen.

Dennoch schafft es Rage 2, seinen ganz persönlichen Charme zu versprühen: Das Spiel nimmt sich schlichtweg selbst nicht ernst und schafft es durch allerlei Schwachsinn dem Spieler ein fettes Grinsen ins Gesicht zu zaubern. So muss Walker Kopfgelder von Leuten kassieren, die in die Trinkwasserversorgung gepinkelt haben oder sich des Verbrechens Sandalen und Socken gleichzeitig getragen zu haben. So eine Missetat schreit wahrlich nach Gerechtigkeit!

In Rage 2 begegnet ihr allerlei kuriosen Gestalten und komischen Vögeln, die sich sich alle hervorragend in den absurden Humor des Spiels einfügen. In Rage 2 begegnet ihr allerlei kuriosen Gestalten und komischen Vögeln, die sich sich alle hervorragend in den absurden Humor des Spiels einfügen.

Leider wiederholen sich dieselben Witze relativ oft und so hat man das Gefühl, dass im ganzen Ödlands Toastbrote mit dem Antlitz Jesus Christus' verteilt wurde. Doch was weiß ich: Vielleicht ist diese Endzeit einfach nur besonders gesegnet? Unabhängig von den herrlich schlechten Witzen wird die Spielwelt von Rage 2 durch allerlei Hintergrundinformationen miteinander verknüpft, die dieses Universum dann doch überraschend komplex gestaltet - zumindest für die Verhältnisse eines Ego-Shooters, der auf seine Story pfeift.

Fans des ersten Rage (zu denen ich mich tatsächlich zähle) dürften sich außerdem über die ein oder andere nostalgische Note freuen. Angefangen bei einem Wiedersehen mit Loosum Hagar und Dr. Kvasir, über eine Statue von Nicholas Raine inmitten von Wellspring bis zu den Gewehren, die das Goon Squad bei sich trägt. Die Geschehnisse des ersten Teils spielen zwar kaum eine Rolle, trotzdem zollt Rage 2 seinem direkten Vorgänger Respekt.

Rage 2 - Open World, Bosskampf + Fliegen im langen Gameplay-Video Video starten 10:02 Rage 2 - Open World, Bosskampf & Fliegen im langen Gameplay-Video

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