Redfall - Gameplay-Fazit: Das könnte ein wirklich cooler Open-World-Shooter werden!

Wir haben endlich Gameplay zu Redfall gesehen, außerdem die Entwickler mit Fragen gelöchert: Redfall könnte ein famoser Open-World-Shooter werden - hat aber seine Risiken.

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Ich wüsste so gerne, wie Entwickler Arkane tickt. Also wie das Team von Arkane Austin sich gesagt haben muss: Hey Leute, nachdem wir mit Dishonored 2 ein mediterranes Steampunk-Stealth-Abenteuer und mit Prey eine Weltraum-Horror-Odyssey gemacht haben, gibt es natürlich nur einen logischen nächsten Schritt: Vampire in Massachusetts! Aber das ist leider die eine Frage, die ich aus Zeitgründen nicht mehr in die Runde werfen konnte, als ich mich die Tage mit Redfalls Chefentwickler Harvey Smith und Co-Creative Director Ricardo Bare unterhalten habe.

Redfall war bisher kaum zu greifen. Letztes Jahr gab's einen Cinematic Trailer über eine Bande junger, schriller Heldinnen- wie Helden, die in einer amerikanischen Kleinstadt mörderische Vampire auf die Bretter schicken. In der Beschreibung dann Buzzwords wie Singleplayer, Koop, Open World, Shooter. Den Rest gibt's später.

Jetzt ist Später. Im Rahmen von Microsofts großem Showcase-Event zeigt Redfall erstmals Gameplay und, naja, das verrät immer noch nicht bis ins Detail, was für eine Art Open-World-Shooter Redfall denn jetzt genau wird und ob es für Singleplayer-Fans von Dishonored und Co. genauso spannend sein könnte wie für Koop-Enthusiasten. Aber hey, dafür habt ihr ja uns.

Ein mutiger Spagat

Redfall wagt einen sehr, sehr riskanten Spagat - zumindest für Entwickler Arkane. Die größte Stärke des Studios sind spätestens seit dem ersten Dishonored 2021 sogenannte Immersive Sims, also nicht bloß Ego-Shooter oder Ego-Action-Adventures, in denen ihr euch durch Level schleicht, kloppt, ballert, sondern üppige Areale, die unzählige kleine und große Geschichten erzählen.

Oder anders: ein absolutes Paradies für Singleplayer-Fans mit Story-Faible, denn in Prey schießt ihr eben nicht nur mit Pumpgun auf getarnte Alien-Tassen, sondern wühlt euch durch Mails, Memos, Gestorbene, um herauszufinden, was hier eigentlich passiert ist.

Redfall: Trailer zeigt endlich echtes Gameplay von Arkanes Open-World-Shooter Video starten 5:52 Redfall: Trailer zeigt endlich echtes Gameplay von Arkanes Open-World-Shooter

Redfall bietet genau das. Also keine getarnten Alientassen, aber eine umfangreiche amerikanische Kleinstadt - eben Redfall -, in der Singleplayer-Fans unzählige interessante Details finden können. Redfall wurde von Vampiren und Kultisten überrannt, ihr erspäht also beispielsweise den Leichnam eines Opfers auf dem Dach, das sich mit letzter Kraft dorthin gerettet und ein paar letzte Worte auf eine Notiz gekritzelt hat. Oder ihr durchsucht ein verwüstetes Haus und rekonstruiert, was hier passiert sein muss. Wer Arkane-Spiele mag, findet in Redfall die gleichen Storytelling-Stärken.

Aber eben auch Koop für bis zu vier Leute - und hier kommt der riskante Part. Wenn ich mit Kumpels im Koop spiele, hält niemand an, damit ich irgendwelche Ingame-Memos lesen kann. Alle sind permanent am Babbeln, Ballern und ehrlich gesagt will ich es auch gar nicht anders haben. Ich spiele ja nicht mit anderen, damit wir still zusammen lesen.

Redfall - das versichert mir Studio-Chef Harvey Smith - soll beide Zielgruppen unterschiedlich glücklich machen. In der Kurzformel:

  • Im Koop schreibe ich die Geschichte selbst: Gegner skalieren in Anspruch und Anzahl so, dass ich mit anderen im Koop alle möglichen verrückten, chaotischen und idealerweise unvergesslichen Situationen erlebe, wenn wir gemeinsam Vampire legen, Kultistenfestungen infiltrieren und in der Open World ganze Kolonnen von Feinden aufscheuchen.
  • Im Singleplayer genieße ich die Geschichte klassisch: Redfall lässt sich wie ein normales Arkane-Spiel genießen, langsam, methodisch, wie ein kleiner Story-Staubsauger.

Natürlich hindert euch nichts daran, mit euren Kumpels einen virtuellen Lesezirkel aufzumachen oder umgekehrt im Singleplayer wie ein Anti-Vampir-Panzer durch die Open World zu donnern. Aber mich stimmt es immer optimistisch, wenn Entwickler offen adressieren, dass sie die Unterschiede ihrer Zielgruppen im Blick behalten. So, und jetzt reden wir mal ein bisschen über die Open World.

Wie funktioniert die Open World denn nun konkret?

Redfall wird eine Zu-Fuß-Open-World. Es gibt keine Fahrzeuge, kein wildes Parkour-Gehopse über die Dächer der Kleinstadt. Prinzipiell kann ich zwar auf einige Häuser drauf und einige Charaktere beherrschen Teleport-Sprünge wie Corvo und Emely, aber wer hier auf ein Open-World-Dishonored hofft, sollte lieber woanders hoffen. Ihr manövriert euch in erster Linie mit der Waffe in der Hand zu Fuß durch die Straßen der amerikanischen Kleinstadt. Einige Gebäude lassen sich betreten, aber der Großteil der Action findet draußen statt.

Der Großteil von Redfalls Action findet draußen statt. Der Großteil von Redfalls Action findet draußen statt.

Die Stadt Redfall unterteilt sich in zwei große Distrikte, die jeweils aus zig Schauplätzen bestehen, beispielsweise Hafen, Leuchtturm, Innenstadt, eine verlassene Kirche und so weiter. In der Welt erwartet euch kein Meer aus Einwohnern mit Questfragezeichen über der Rummel, sondern in erster Linie eine sehr flexible Level-Sandbox, in der ihr Storymissionen vorantreibt und als Nebenbeschäftigung dicke Vampire erledigt, Einrichtungen infiltriert, Waffen sammelt, Skills levelt, ihr kennt das Prinzip.

Wenn sich eine Open World nur per pedes erkunden lässt, darf sie eine gewisse Größe nicht überschreiten. Rechnet also mit keinem gigantomanischen Assassin's-Creed-Odyssey-Weltkreis, sondern einer eher kompakten, aber doch offenen kleinen Stadt.

Und wie spielt sich Redfall?

Ihr wählt zu Spielbeginn einen von vier Charakteren - und der lässt sich für den Rest der Kampagne auch nicht wechseln:

  • Layla Ellison: Die junge Studentin der Biomedizin-Technik ist selbst das Opfer von Experimenten, die letztlich auch zur Vampirseuche in Redfall geführt haben. Deshalb beherrscht sie allerhand telekinetische Fähigkeiten.
  • Remi de la Rosa: Die brillante Ingenieurin ist Teil einer Elite-Navy-Rettungseinheit, doch ihr Schiff geht vor der Küste Redfalls verloren und sie wird in die Ereignisse der Story verwickelt. Ihr kleiner Roboter Bribon fungiert als nützliche Allzweckwaffe.
  • Jacob Boyer: Der ehemalige Militärscharfschütze hat ein übernatürliches Auge und knipst in Redfall Bedrohungen aus sicherer Distanz aus - sofern ihr diesen Spielstil bevorzugt.
  • Devinder Crousley: Ein berühmter Internet-Geisterjäger, der in Redfall zu seinem Leidwesen tatsächlich paranormale Wesen kennenlernt.

Jede Figur hat eigene Fertigkeiten, kann allerdings auf das gesamte Waffenarsenal zurückgreifen. Ihr müsst zum Beispiel Layla Ellison nichts zwangsläufig mit Pumpgun in der Hand spielen. Aber Obacht: Redfall wird kein Schleichspiel.

Layla kann einen riesigen telekinetischen Regenschirm erzeugen. Wie ich. Layla kann einen riesigen telekinetischen Regenschirm erzeugen. Wie ich.

Ich kann mich zwar durchaus an unachtsame Feinde ranschleichen, aber wie in Deathloop werde ich selten gezwungen, irgendwas anderes als meine lauteste, dickste Waffe einzusetzen. Denn Arkane entwickelt das Schleichsystem überhaupt nicht, um ein Schleichsystem zu entwickeln, wie Harvey Smith mir verrät:

Redfall ist kein Hardcore-Stealthspiel. Wir entwickeln Stealthsysteme nicht, weil wir solche Schleichfanatiker sind (obwohl man das über einige hier sagen könnte). Der Hauptgrund, warum wir ein Schleichsystem entwickeln, ist, dass die KI dann mit einem Verständnis für Geräusche, Sichtweiten, Sichtkegel, Distanzen und peripheres Sehen durch die Spielwelt läuft. Und das verändert alles. Selbst wenn wir kein schleichfokussiertes Spiel wie Dishonored entwickeln, also ein Spiel wie Prey, wo der Fokus auf Physik, Story, weniger auf Stealth liegt, dann ist es trotzdem wichtig, dass die KI nicht mit einem magischen Wissen herumläuft, sondern mit simuliertem Bewusstsein für Sound, Umgebung. Denn so generierst du Gameplay, wenn du dich durch die Welt bewegst. Beispielsweise wurdest du von jemandem entdeckt, der sich an deine Fährte klammert, ohne dass du das merkst. Du hast versehentlich jemanden angelockt und musst dich verstecken, weil du noch zu schwach bist.

Harvey Smith, Studio Director Arkane Austin

Jede Spielfigur soll so ausbalanciert werden, dass ihr jeweiliges Fähigkeitenrepertoire schon im Singleplayer wilde Manöver zulässt - beispielsweise schleudert ihr als telekinetisch begabte Layla ganze Gegnergruppen durch die Landschaft. Im Koop greifen die Skills der Figuren dann zusätzlich ineinander, ihr lenkt beispielsweise Kultisten mit Remis Robo in die Schusslinie von Scharfschütze Jacob.

In Redfall wird die Sonne verdunkelt, die Open World bleibt also recht düster. So ohne Sonne. In Redfall wird die Sonne verdunkelt, die Open World bleibt also recht düster. So ohne Sonne.

Wer Dishonored gespielt hat, weiß: Action-Sandboxes kann Arkane wie kaum ein anderer Entwickler. Dass Stealth nicht im Vordergrund steht, enttäuscht natürlich den Hitman-Fan in mir, auf der anderen Seite macht diese Fokussierung Redfall eben auch erfolgsversprechender.

Denn: Ein so großes Open-World-Projekt für Single- und Multiplayer musste Arkane bisher noch nie stemmen, es gibt also durchaus Risiken. Aber Redfall hat auch die Chance, ein richtig cooler Open-World-Shooter zu werden, den ich mal solo, mal mit Kumpels zocke, um einfach eine gute Zeit zu haben. Ich liebe Arkanes detailreiche Welten - und Vampirjagden gehen schließlich immer.

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