Wenige Spiele haben meinen heutigen Geschmack derart geprägt wie das erste Stronghold. Ich wurde damals regelrecht verzaubert und geriet in einen wahren Mittelalter-Rausch. Wahrscheinlich faszinierten mich bereits davor Burgen, Ritter und Katapulte, aber erst nach Stronghold war ich von dem Mittelalter bedingungslos begeistert.
Wie sollte ich auch nicht? In diesem Spiel konnte ich immerhin meine eigene Burg bauen und noch viel wichtiger - ich konnte epische Belagerungsgefechte austragen. Das hat mich damals mitgerissen und heute sitze ich hier, in meiner Mittelalter-Tracht, und kann nicht anders, als auf das nächste Spiel zu warten, dass mich zurück in diese Zeit versetzt.
Da kommt mir ein Spiel wie Renown ganz gelegen. Denn erneut erlaubt es mir, meine stolze Burg zu zimmern. Allerdings nicht wie damals bei Stronghold, stattdessen mischt das Studio Gameplay aus einem anderen Ritterspiel, mit dem ich großes Vergnügen hatte - Chivalry.
Bau der eigenen Burg
Renown ist mitnichten ein Aufbauspiel, auch wenn das Bauen von Dörfern und Burgen hier eine große Rolle spielt. Denn Renown orientiert sich deutlich an typischen Survivalspielen, in denen ich nicht nur überleben sondern gleichzeitig mein persönliches Reich vergrößern muss. Aus der Ego-Ansicht wird die offene Welt durchquert und nirgendwo sind Ressourcen vor meiner Spitzhacke sicher.
Steine? Zerkloppt! Bäume? Gefällt! Eisen? Geschürft! Ihr kennt das Spiel. Alles was nicht niet- und nagelfest ist, wird ins Inventar gepackt und im besten Fall im eigenen Lager dann niet- und nagelfest gemacht. Entweder indem die Ressourcen an einer Schmiede zu einer schmucken Rüstung, einem scharfen Schwert oder anderem nützlichen Werkzeug kombiniert werden.
Oder indem ich daraus eben Gebäude baue. Das können gerade zu Beginn noch einfache Hütte sein. Später wird daraus aber echtes Fachwerk und schließlich protze ich mit einer gewaltigen Zitadelle samt hölzernem Wehrgang. Solche Großbauten werden dann leicht zu Prestigeprojekten von ganzen Clans, deren Mitglieder das Bauwerk gemeinsam hochgezogen haben.
Renown will dabei nervige Grind-Fallen anderer Survival-Spiele dieser Art vermeiden. Dem Entwicklerteam ist vor allem wichtig, dass Spielerinnen und Spieler schnell auf die Füße kommen, nicht lange kleinteilig rumsuchen und vor allem nicht all zu oft die selben Wege mehrfach laufen müssen.
Aus diesem Grund sind schon früh Karren und Warenhäuser verfügbar. Mithilfe solcher Transportwagen sollen so große Mengen an Ressourcen in das Hoheitsgebiet des eigenen Clans gebracht und in Lagerhäuser verfrachtet werden. Ich kann dann an der Schmiede auf alle Ressourcen in dem Lagerhaus zugreifen, während mein Clanbruder Oswald in der Schneiderei dasselbe tut.
Ehrenhafter Zweikampf
Zur Vereinfachung von Renown gehört auch ein etwas anderer Survival-Ansatz. Während es bei der Konkurrenz zumindest anfänglich immer darum geht, genug Nahrung zu sammeln, stellt Renown das in den Hintergrund. Ursprünglich war gar kein System für Hunger, Durst oder Kälte geplant. Inzwischen ist es wieder eine Option. Doch selbst, wenn es im Verlauf der Entwicklung noch kommen sollte, bleibt dieser Aspekt des Überlebens ein kleiner Teil.
Eigentlich soll es in Renown nämlich in erster Linie um den Kampf gegen andere Spielerinnen und Spieler gehen. Ihr streitet gehobenen Hauptes mit dem Schwert in der Hand um euer Leben und werdet nicht irgendwann im Wald verhungern. PVP ist der wichtigste Grundsatz von Renown und das liegt an seinen Wurzeln.
Nahezu alle Teammitglieder des Entwicklerstudios spielen oder spielten Chivalry und Renown soll viel von dem übernehmen, was in diesem Spiel gut funktioniert hat. Zur Erinnerung: Chivalry und Chivalry 2 sind eine Art mittelalterliches Battlefield. Nur geht es hier eben mit Bidenhänder, Streitkolben und Armbrüsten zur Sache. Für mich gehören beide Teile zu den besten mittelalterlichen Schlachterfahrungen, die Spiele zu bieten haben. Gerade der zweite Teil, aber lest dafür am besten unseren Test.
In der kurzzeitig verfügbaren Kampf-Demo von Renown, konnte ich das System bereits ein wenig ausprobieren. Und ja, das spielt sich wirklich exakt wie Chivalry. Die richtigen Angriffswinkel, das Timing beim Parieren und strategische Positionierung sind also immens wichtig. Es zeigt auch, dass Renown ein durchaus elaboriertes Kampfsystem hat, ohne zu überfordern.
Kann das gut werden?
Renown könnte ein wirklich spannender Titel für alle werden, die sich im Mittelalter zuhause fühlen - oder zumindest in unserer verklärten Vorstellung davon. Denn auf dem Papier steckt viel von dem drin, was ein mitreißendes Action-Spiel rund um edle Rittersleute eigentlich braucht. Es hat ein durchaus actionreiches Kampfsystem, das trotzdem viel Übung und Talent erfordert. Es hat aber auch einen Aufbau-Teil, in dem ich Waren sammle, Gebiete beanspruche, Häuser zimmre, Waffen schmiede und Burgen baue. Die Burgen werden dann in hoffentlich stilvollen Belagerungen zerbröselt.
Und da ist der Haken - noch ist komplett unklar, wie imposant das alles wird. Renown sieht dank Unreal Engine 4 schick aus, keine Frage. Aber noch erscheint die Welt recht leer und öde. Damit hier ansatzweise so fantastische Gefechte entstehen wie in einem Chivalry, müssen die Server wirklich voll sein. Die Clans müssen sich organisieren und es muss auf natürlichem Wege zu brachialen Großschlachten kommen.
Damit ist Renown sehr von seiner Community abhängig. Das wird einerseits Einzelspieler abschrecken, es ist aber auch ein allgemeines Risiko. Geht die Rechnung nicht auf und kommen zu wenig echte Gefechte zustande, dann bleibt im schlimmsten Fall ein einigermaßen nettes Burgbau-Simulatiönchen ohne echte Herausforderung.
Es kann aber eben auch ganz anders kommen, wenn das Team gute Arbeit leistet. Sowohl beim entwickeln ihrer Vision, als auch dabei, Renown bei ausreichend potenziellen Käufern bekannt zu machen.
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