Junge, Junge. Was hat Resident Evil 8 in den letzten Monaten nur für einen Aufruhr im Internet verursacht! Angefangen bei den Trailern, die uns Serienveteran und Fanliebling Chris Redfield als Bösewicht verkauften. Und dann wäre da natürlich noch die Vampir-Lady Dimitrescu, die nicht nur Fanherzen zum Schmelzen brachte.
Dass der nächste Hauptteil der Resident-Evil-Reihe aber auch abseits überdimensionaler Schurken und viel, viel Internet-Liebe eure Aufmerksamkeit verdient hat, verraten wir euch in unserem Test. Denn immerhin will Village eine eierlegende Wollmilchsau werden: Jeder Fan soll bedient werden, indem das Gameplay-Gerüst aus Resident Evil 7 klassischen Horror mit der Action modernerer Teile kombiniert.
Worum geht es in der Story?
Was schreiben wir da überhaupt von Chris Redfield als Bösewicht? Das ehemalige S.T.A.R.S.-Mitglied ist eigentlich ein Held der ersten Stunde, im offiziellen Werbematerial wird er jedoch als potenzieller Gegenspieler für Protagonist Ethan Winters in Szene gesetzt.
Die Ausgangssituation: Nachdem sie die Geschehnisse von Resident Evil 7 überstanden hatten, ziehen sich Ethan und Ehefrau Mia mit ihrem frischen Nachwuchs Rose aus der Öffentlichkeit zurück. Die traute Dreisamkeit wird jedoch jäh unterbrochen, als Chris Redfield mit maskierten Söldnern durch die Tür poltert, Mia niederschießt und zu allem Übel auch noch Rose stibitzt.
Auch Ethan wird abgeführt, wenig später erwacht unsere Hauptfigur aber mitten im verschneiten Nirgendwo und macht sich auf die Suche nach seiner verschwundenen Tochter.
Dabei stöbert Ethan das titelgebende Dörfchen von Resident Evil 8 auf, wo ihn ein vertrauter, wenn auch völlig neuer Albtraum erwartet: Eine Biowaffe werwolfartiger Lycans metzelt die örtliche Bevölkerung nieder, und Ethan wird prompt von einem der vier diabolischen Grafen der Gegend gefangen genommen. Wie schon die Baker-Familie aus Teil 7 zeigen die Schurken unter der mysteriösen Mutter Miranda beunruhigend großes Interesse an Ethan sowie dessen Tochter Rose.
Wie lange ist die Kampagne?
Für unseren ersten Durchlauf von Resident Evil: Village haben wir als sehr erfahrene Resident-Evil-Spieler etwa zehn Stunden gebraucht. Dabei spielten wir auf dem mittleren der zu Beginn drei verfügbaren Schwierigkeitsgrade. Neulinge könnten also durchaus etwas länger brauchen - und selbst erfahrene Naturen dürften sich in den Gebieten mehr als einmal verlaufen. Ist uns auch passiert.
Funktioniert die Hauptfigur?
Nun liegt es an Ethan, dem Albtraum zu entkommen, seine Tochter Rose zu finden und im besten Fall noch herauszukriegen, was Chris Redfield mit all dem zu tun hat. Wie genau die Story weiterverläuft, spoilern wir euch natürlich nicht. So viel sei jedoch schon mal verraten: Village erzählt eine wesentlich persönlicherere Geschichte als ein Großteil der vorangegangenen Resident-Evil-Spiele.
Leider wird Ethan nur dadurch nicht automatisch spannend. Klar, im Vergleich zu Teil 7 hat Ethan tatsächlich mehr zu sagen und reagiert vor allem vehementer auf die grausigen Umstände, denen er (schon wieder) ausgesetzt wird. Dem armen Kerl wird aber auch echt keine Pause gegönnt.
Viel mehr als »Was ist nur mit all diesen (untoten) Leuten los?!«, »Wo ist meine Tochter?!« und »Chris, du Penner« hat Ethan aber letztendlich nicht zu sagen. Hier helfen leider auch rückwirkende Änderungen am etablierten Kanon und der eine oder andere Plot-Twist wenig - letztere fallen teilweise sogar arg erzwungen und aufgesetzt aus.
Stellenweise fühlt sich Resident Evil: Village deswegen fast wie eine Art brasilianische Telenovela an, in der einmal zu oft irgendetwas Unfassbares aufgedeckt wird, was sowohl den Protagonisten als auch das Publikum mit offenen Mündern zurücklassen soll - nur eben ohne Close-ups auf entsetzte Gesichter und entsprechende Musikuntermalung. Das schmälert das ansonsten stimmige und intensive Erleben der Village-Welt. Für die nächste Fortsetzung wünschen wir uns, dass sich die Autoren in dieser Hinsicht wieder ein bisschen zurücknehmen.
Muss ich die Vorgänger gespielt haben?
Village schließt recht nahtlos an den Geschehnissen von Resident Evil 7 an. Entsprechend empfehlenswert ist es, den direkten Vorgänger gespielt zu haben, um mit der Geschichte und den Charakteren vollends mitzufiebern. Für den Fall der Fälle gibt es aber auch einen Rückblick in Filmform, der euer Gedächtnis auffrischt. Da Teil 7 übrigens als Soft Reboot von Resident Evil gilt, müsst ihr ältere Spiele oder gar die Remakes nicht zwingend gespielt haben.
Was haben die Schurken drauf?
Stattdessen konzentrieren wir uns an dieser Stelle lieber auf die Stärken der Handlung von Village, denn davon gibt es nicht zu wenige. Da wären zum Beispiel unsere Widersacher. Während die eigentliche Gegnervielfalt verhältnismäßig übersichtlich bleibt, treten umso mehr (Mini-)Bosse auf, von denen ein Großteil ziemlich abwechslungsreich und unterhaltsam daherkommt - charakterlich als auch im Design.
Man könnte bei den zahlreichen Widersachern und Nebenfiguren von Village lediglich bemängeln, dass die eigentliche Oberschurkin Mutter Miranda im direkten Vergleich zu ihren Untertanen - wie Lady Dimitrescu oder Karl Heisenberg - recht blass und klischeebehaftet bleibt.
Capcom scheitert weiterhin daran, einen Obermotz in die großen Fußstapfen von Albert Wesker treten zu lassen, die seit dessen Abgang in Resident Evil 5 auch mit Vilalge weiterhin ungefüllt bleiben.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.