Rise of Venice im Test - Shopping-Tour in der Renaissance

Rise of Venice im Test: Die Karibik wird zum Mittelmeer, aus Port Royale wird Rise of Venice. Ein Szenariowechsel, der dem neuen Handelsspiel von Kalypso überraschend gut tut.

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Schwierige Entscheidung: Lieber nach Rom, Athen oder Alexandria fahren? Wassertemperatur, Sonnenstunden und Sehenswürdigkeiten interessieren dabei aber nicht die Bohne, viel entscheidender sind die Preise für Wein, Keramik und Getreide. Wer der nächste Doge von Venedig werden möchte, setzt nun mal andere Prioritäten, wenn er geschichtsträchtige Metropolen bereist. Wie seine indirekten VorgängerPatrizier 4 und Port Royale 3ist auchRise of Veniceeine durch und durch klassische Handelssimulation.

In erster Linie geht es also erneut darum, Waren zunächst möglichst billig zu beschaffen und anschließend möglichst teuer wieder zu verkaufen. Nach hanseatischer Ostsee und Karibik des 17. Jahrhunderts ist nun das Mittelmeer im Zeitalter der Renaissance an der Reihe. Klingt nach altem Wein in neuen Schläuchen, aber das neue Szenario pustet tatsächlich erstaunlich viel frischen Wind ins mittlerweile doch leicht angestaubte Spielprinzip.

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Eine Kampagne zum Einstieg

Die Kampagne beginnt – Überraschung – im Venedig des Jahres 1455. Am Sterbebett seines Großvaters verspricht der junge Giacomo da Narni, der Familie zum gesellschaftlichen Aufstieg zu verhelfen. In den nächsten 10 bis 15 Stunden (je nach Spielweise) wird er dabei nicht nur in den Konflikt mit dem konkurrierenden Stadtstaat Genua hineingezogen, sondern auch in die Intrigen der venezianischen Politik.

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Die Geschichte wird zwar etwas langatmig in gezeichneten Zwischensequenzen und vertonten Textfenstern erzählt, motiviert mit einigen Wendungen und vielen historischen Verweisen aber durchaus zum Weiterspielen. Und das ist gut so, denn die Kampagne fungiert praktisch als extralanges Tutorial und vermittelt in gut verdaulichen Missions- Häppchen die unzähligen Handlungsmöglichkeiten. Nach welchen Kriterien ändern sich die Preise? Wie erstelle ich eine effiziente Handelsroute? Und wie fange ich einen Piraten ab, bevor er sich auf meine wertvollste Ladung stürzen kann?

Wie komplex darf es sein?

Auch im Endlosspiel geht Rise of Venice deutlich pädagogischer vor als noch Port Royale 3. Zu Partiebeginn gibt’s standardmäßig nur einen steuerbaren Konvoi und lediglich Zugriff auf sieben der 22 handelbaren Waren. Weitere Konvoi-Slots und Güter müssen erst durch Rangaufstiege freigeschaltet werden, wodurch man quasi automatisch mit seinen Aufgaben wächst.

Wer sich gleich die volle Komplexitätspackung geben will, kann aber natürlich auch entsprechende Startbedingungen konfigurieren. Oder sich in eines der fünf vorgegebenen Szenarien stürzen, in denen die eigene Leistung mit Punkten bewertet wird – Online-Ranglisten inklusive. Prima: Sowohl Kampagne als auch Szenarien werden nach Abschluss auf Wunsch in ein Endlosspiel umgewandelt; das so mühsam errichtete Handelsimperium bleibt also erhalten.

Gute Handelsbeziehungen

Die große Stärke von Rise of Venice bleibt indes die gleiche wie die von Port Royale 3: die dynamische, stets nachvollziehbare und in Echtzeit simulierte Spielwelt. Waren sind logischerweise dort am günstigsten, wo sie produziert werden, und Nahrungsmittel dort am teuersten, wo gerade eine Hungersnot herrscht. Letzteres lässt sich gezielt provozieren, wenn die Vorräte leer gekauft werden oder Kriegsschiffe den Hafen blockieren.

Beides schadet natürlich massiv der Beliebtheit des Verursachers, insbesondere bei den venezianischen Familien, die in der betroffenen Stadt Handelskontore unterhalten. Jede Aktion hat Folgen, ein Rädchen greift ins andere. Und immer baumelt eine Karotte vor der Nase, die man noch unbedingt erreichen möchte: das neue Schiff, den nächsten Rang, eine Tuchproduktion in Athen, die – oops – natürlich noch Baumwolle aus Thessaloniki benötigt.

Für die entsprechende Transportroute bräuchte man allerdings noch einen Konvoi, was wiederum einen weiteren Rangaufstieg erfordert. Schwups, schon ist eine weitere Spielstunde vorbei.

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