Dass ich nach Feierabend freiwillig auf ein Spiele-Icon auf meinem Desktop klicke, kommt 2022 immer seltener vor. Haushalt, Verlobte, Serien, andere Hobbys: Meine Zeit ist begrenzt und wenn ich mich acht Stunden am Tag beruflich mit Videospielen beschäftigt habe, setzt auch bei mir eine gewisse Müdigkeit ein.
Umso erstaunter war ich, als ich mir von meiner besseren Hälfte kürzlich »nur noch fünf Minuten« am PC erbat, als sie zum Abendessen rief. Denn da hatte ich gerade Rollerdrome gestartet und war so richtig schön im Fluss. Bei einem Third-Person-Shooter, den ich so noch nie gespielt, aber unbewusst schon immer vermisst habe.
Worum geht es in Rollerdrome?
Rollerdrome spielt in einer nahen Zukunft, die realistische (Megafirmen sind die wahre Macht) und absurde Elemente (einfache Bürger versuchen sich in einer tödlichen Skate-Arena von ihren Schulden zu befreien) miteinander verbindet. Protagonistin Kara Hassan ist die Neueinsteigerin in der prestigeträchtigen Rollerdrome-Liga, wo ihr euch im Lauf einer Kampagne durch Viertel- und Halbfinale bis zum abschließenden Duell um die Krone des gleichnamigen Blutsports kämpft.
In Arenen, die in den ersten sechs Levels vom gewöhnlichen Indoor-Skatepark über Skigebiete und Canyons bis hin zu Einkaufszentren reichen, seid ihr auf Rollschuhen unterwegs, um alle KI-Gegner zu besiegen. Dazu nutzt ihr ein Arsenal an Schießeisen, die von den einfachen Doppelpistolen über die Schrotflinte bis hin zum Granatwerfer reichen.
Zwischen den Levels könnt ihr in der Ego-Perspektive im Hauptquartier der Rollerdrome-Liga herumlaufen und ein paar Lore-Texte lesen. Dialoge habe ich dagegen keine bemerkt, es gibt lediglich Ansagen vom Stadionsprecher und insgesamt ist die Story-Präsentation sehr unauffällig geraten; der Sport steht klar im Vordergrund, auch wenn die Steam-Seite zu Rollerdrome von einer aufzudeckenden Verschwörung im Spielverlauf spricht.
Zwischen den einzelnen Turnieretappen kann ich etwas mehr über die Spielwelt in Erfahrung bringen.
Einen guten Einblick ins Gameplay liefert das Video:
5:04
5 Minuten mit Rollerdrome, der Singleplayer-Arena-Hoffnung fürs Sommerloch 2022
Wie spielt sich das?
In Rollerdrome seid ihr ständig in Bewegung; die Steuerung ist für Gamepads ausgelegt, funktioniert aber auch mit Maus und Tastatur prima. Heldin Kara ist unheimlich beweglich und würde sogar Tony Hawk ein respektvolles »Donnerwetter!« abtrotzen: Auf Rollschuhen vollführt sie nicht nur Tricks wie Sprünge, Grabs und Drehungen, sondern kann sich auch in alle Himmelsrichtungen verbiegen, um Gegner aufs Korn zu nehmen. Das erinnert sehr stark an Max Payne, zumal auch noch eine Zeitlupenfunktion aktiviert wird, wenn ihr die rechte Maustaste drückt.
Die Zielerfassung erfolgt dabei halbautomatisch; Rollerdrome lenkt Geschosse automatisch ins Ziel, solange ihr halbwegs in Richtung Gegner schaut. Wer die Distanz richtig abschätzt, kann aber auch schon Feinde aufs Korn nehmen, noch bevor der weiße Kasten um die Pixelwidersacher erscheint. Es gibt also dennoch mehr als genug Raum für coole Moves, die nur Experten draufhaben. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn typischer Skater-Tricks sind ein wichtiges Element von Rollerdrome.
Egal wo sich Kara gerade befindet, sie kann jederzeit auf Gegner zielen.
Die Tricksereien treiben nicht nur euren Highscore in die Höhe und verlängern zusammen mit Gegnerabschüssen euer Kombo-Meter, sondern regenerieren auch Karas stets knappe Munition. Im Ergebnis hängt ihr dadurch einen coolen Move an den anderen und staunt schon bald darüber, was für ein cooler Hecht ihr seid:
Kara fährt seitlich an Wänden entlang, springt von der Halfpipe, legt sich quer in die Luft und schießt einen Gegner ab, um anschließend ein Geländer entlang zu grinden. Zwei, drei abgeschossene Raketen später passt ihr den richtigen Zeitpunkt ab, um einem gepanzerten Feind eine Ladung Schrot auf den Pelz zu brennen, dann braust ihr durch eine Fensterscheibe, weicht in der Luft dem Angriff eines Scharfschützen aus und streckt in Zeitlupe mehrere Bösewichter nieder, die bei ihrem Ableben Lebenspunkte hinterlassen.
Über die Landung nach all der Airtime müsst ihr euch übrigens keine Sorgen machen; in Rollerdrome könnt ihr nicht stürzen, Kara bleibt immer auf den Füßen. Nur manchmal fiel ich beim Spielen versehentlich in einen Abgrund, für den anschließenden Respawn musste ich eine Lebenspunktestrafe abstottern.
In diesen Situationen hätte ich mir noch mehr Kontrolle über Kara gewünscht, während sie sich in der Luft befindet. Außerdem kam es manchmal dazu, dass sie von Scharfschützen getroffen wurde, obwohl deren auf die Heldin gerichteter Laserstrahl grau und nicht mehr rot war. Das fühlte sich unfair an, weil ich glaubte, mich außer Gefahr zu befinden.
Links: Die Arena im Skigebiet ist fies designt, hier mache ich öfter den Abflug. Rechts: Das sekundengenaue Ausweichen wird belohnt.
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