Nazi-Symbole in SCUM - Entwickler beharren zuerst darauf, entfernen sie dann doch

SCUM ist Steams neuer Survival-Hit - und belohnte treue Fans mit rechtsextremen Zeichen. Nun haben die Macher sie nach erstem Widerwillen entfernt.

Vorher SCUM ließ unsere Figur ursprünglich dieses Tattoo mit der rechtsextremen Aufschrift 14 88 tragen.

Nachher Mit Patch 0.1.16.8320 verschwand der Schriftzug aus dem Spiel.

SCUM schenkte seinen größten Fans bis vor kurzem ein Nazi-Tattoo. Das Supporter Pack von Steams neuestem Survivalspiel enthält eine Schädeltättowierung, auf der ursprünglich die Ziffern 14 und 88 prangten. Als ein Nutzer dies im Steam-Forum kritisierte, sperrte Croteams Community Manager Zenoslaf nach 40 Minuten den Thread und erklärte: »Wenn wir anfangen, Sachen zu entfernen, die jemandes Gefühle verletzen, wird es ein leeres Spiel werden«.

Inzwischen sind die Zahlen aber trotzdem rausgeflogen. Auf unsere Nachfrage hin erklärte Creative Director Tomislav Pongrac:

"Wir haben das umstrittene Tattoo entfernt, weil wir niemanden beleidigen wollen und niemandem Anlass zur Annahme geben möchten, dass wir Nazis unterstützen - genauso wenig, wie wir das Töten anderer Menschen unterstützen, obwohl wir Waffen im Spiel haben. Ihr solltet aber wissen, dass diese Dinge existieren, egal wie sehr ihr eure Augen davor verschließt. Und sie sind schlecht, hässlich und furchteinflößend. Aber wir sind ziemlich sicher, dass ihr die Lösung für dieses Problem anderswo suchen solltet und nicht in SCUM. "

Warum ist 14 88 ein Nazi-Symbol?

Die Zahlen 14 und 88 sind bekannte Codes in der rechtsextremen Szene, um das Verbot des Hitlergrußes zu umgehen. 88 repräsentiert zweimal den achten Buchstaben des Alphabets und damit HH, also »Heil Hitler«. Die Ziffer drückt also Zugehörigkeit zu einer menschenverachtenden Ideologie aus, ohne per se geltendes Recht zu verletzen.

Die 14 repräsentiert gemeinhin die sogenannten Fourteen Words des amerikanischen Rechtsextremisten David Lane: »Wir müssen den Fortbestand unseres Volkes und die Zukunft weißer Kinder sichern«. Lane wurde wegen Beteiligung an der Ermordung des jüdischen Radiomoderators Alan Berg zu 190 Jahren Haft verurteilt und starb 2007 im Gefängnis.

Auffällig: Auf dem Bild im Steam-Store wurde das Schädeltattoo schon vor der Änderung anders dargestellt als im Spiel und enthielt keine rechtsextremen Schriften. Auffällig: Auf dem Bild im Steam-Store wurde das Schädeltattoo schon vor der Änderung anders dargestellt als im Spiel und enthielt keine rechtsextremen Schriften.

»Wir sind keine Nazi-Unterstützer, wir sind nicht mal Deutsch«

Im Steam-Forum wies Community Manager Zenoslaf zuvor jegliche Nazi-Anschuldigung von sich, beharrte aber darauf, dass die Entwickler die Symbole nicht entfernen würden:

"Es ist ein Spiel. Es ist fiktiv. Wenn dich ein paar Texturen in einem Spiel beleidigen, spiel es bitte nicht. Denn wenn wir anfangen, Sachen zu entfernen, die jemandes Gefühle verletzen, dann wird es ein leeres Spiel werden, ohne Menschen, ohne Waffen, ohne Blut, ohne Humor, kein ve******** Scheißen, Töten, Kannibalismus, tote Tiere.

Wir sind nicht rechts, wir sind keine Nazi-Unterstützer, wir sind nicht einmal Deutsche, und das einzig schlimme ist hier meiner Meinung nach, uns grundlos als Nazi-Unterstützer zu bezeichnen. "

Auch die meisten Fans, die sich dazu äußerten, nahmen die Entwickler in Schutz. Manche verwiesen darauf, dass die Figuren Sträflinge seien und das Tattoo nur dazu passen würde. Auf Reddit schlägt der Kommentar mit den meisten Likes aus der Community einen härteren Ton an: »Verpiss dich zurück in dein Schloss aus Süßigkeiten und Kuschelbären, du übersensibles Arschloch«.

Der zuständige Community-Manager schloss diesen Forenthread nach nicht mal einer Stunde. Der zuständige Community-Manager schloss diesen Forenthread nach nicht mal einer Stunde.

»Ist das fair gegenüber Spiele-Entwicklern?«

Schließlich entschied sich Entwickler Gamepires dann aber doch, das Tattoo zu entschärfen. Tomislav Pongrac kritisierte allerdings trotzdem die Reaktion auf die Symbole:

"Als erstes müssen wir sagen, dass wir kein System unterstützen, das Verbrechen gegen die Menschheit begangen hat. Das sollte genug sein, um uns und SCUM als Spiel von allen Dingen zu distanzieren, die die Leute in dem erwähnten Forenpost zu implizieren versuchen.

Wie euch vermutlich bewusst ist, ist SCUM ein realistisches Spiel und wir neigen dazu, Dinge wie im echten Leben darzustellen. Unglücklicherweise gibt es im echten Leben Menschen mit solchen Symbolen und die landen üblicherweise im Gefängnis. Wenn ihr mit SCUMs Hintergrundgeschichte vertraut seid, dann wisst ihr, dass SCUM eine TV-Sendung ist, die aus einem Gefängnis sendet.

In jedem echten Gefängnis werdet ihr nicht nur Skinheads finden, sondern auch viele andere ethnische Verbrechergruppen, die ihre eigenen geschlossenen Gemeinschaften mit eigenen Rängen, Regeln und Markierungen haben. Die Tattoos dieser Leute haben ihre Bedeutung und manche sind furchteinflößender als andere. Das streitet niemand ab, aber wir verstehen nicht, warum wir für die Taten von Verbrechern (oder Kriegsverbrechern) verantwortlich gemacht werden sollen, die wir so authentisch darstellen wollen wie den Realismus des Gefängnis-Umfelds.

Spiele und Filme sind Kunstformen. Es gibt jede Menge Filme, in denen man schreckliche Sachen sehen kann, und ich sehe niemanden, der sich darüber beschwert. Ist das wirklich fair gegenüber Spiele-Entwicklern, die beispielsweise den zweiten Weltkrieg realistisch darstellen wollen, aber keine Hakenkreuz-Texturen oder Hitlers Bart verwenden dürfen? In unserem Fall wollen wir zeigen, wie die Gefängnis-Realität aussieht, aber wir dürfen weder Skinheads noch ihre Symbole benutzen.

Nachdem, was wir gehört haben, hat Deutschland das Embargo auf solchen Symbolen kürzlich aufgehoben und in vielen Fällen verlangen Spieler diese Art von Realismus. "

Tatsächlich dürfen inzwischen theoretisch sogar Hakenkreuze in Spielen gezeigt werden - allerdings nur, wenn sie die sogenannte Sozialadäquanz-Klausel erfüllen und das Spiel etwa als Kunst oder lehrreicher Inhalt durchgeht.

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