Skandal bei Riot - Vergewaltigungs-Witz des Chefs kritisiert, Karriere ruiniert: Ex-Entwickler spricht

Die Probleme um die frauenfeindliche Kultur beim League-of-Legends-Entwickler reichen bis in die Führungsebene, sagt Ex-Mitarbeiter Barry Hawkins.

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Stetig kommen neue Geschichten über die toxische Kultur bei Riot Games ans Licht. Stetig kommen neue Geschichten über die toxische Kultur bei Riot Games ans Licht.

Barry Hawkins konnte die Riot-Gründer nicht überzeugen, dass Vergewaltigungswitze in der Firma keinen Platz haben und nahm seinen Hut. Das erzählt der ehemalige Produktmanagement-Direktor von League of Legends In seinem Blog. Er arbeitete von 2012 bis 2014 bei Riot Games und wechselte danach zu Blizzard. Hawkins ist einer von vielen aktuellen und ehemaligen Angestellten, die mit ihren Geschichten an die Öffentlichkeit gingen, nachdem ein Kotaku-Report die jahrelange frauenfeindliche Kultur bei Riot Games aufdeckte.

Nach eigenen Angaben hatte Hawkins versucht, das Problem ganz oben in der Firma anzusprechen - und damit seine eigene Zukunft bei Riot ruiniert, ohne irgendetwas bewirken zu können.

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»Nein heißt nicht unbedingt nein«

Laut Hawkins war ein Witz von Riot-Mitbegründer Brandon Beck der Stein des Anstoßes. Auf einem Firmen-Event zum Rekrutierungsprozess erzählte er, wie er einmal einen besonders vielversprechenden Kandidaten noch für eine Stelle bei Riot begeistern konnte, nachdem der sie bereits abgelehnt hatte. »Nein heißt nicht unbedingt nein«, meinte Beck dazu.

Der Kommentar sei auf schallendes Gelächter von manchen Mitarbeitern gestoßen, auf betroffenes Schweigen von Hawkins und anderen. »Ich sagte mir, das war vermutlich nur ein Fehltritt, nie im Leben würde Brandon absichtlich Vergewaltigung als Analogie für Hartnäckigkeit bei der Rekrutierung nutzen«. Am Ende des Tages tauchte der Spruch aber noch einmal auf. Er prangte als Slogan in einer Zusammenfassungs-Präsentation von Rekrutierungsleiterin Nancy Hilpert. Diese Präsentation ging später an die gesamte Firma.

Kurz darauf hätten sich zwei Mitarbeiterinnen, die er als Mentor betreute, deswegen an Hawkins gewandt. Beide wären sichtlich aufgebracht gewesen, dass der Firmenchef Vergewaltigungswitze riss. Hawkins versprach, Beck darauf anzusprechen.

Barry Hawkins während seiner Zeit bei Riot Games (Quelle: http://barryhawkins.com/blog/posts/the-story-of-why-i-left-riot-games/). Barry Hawkins während seiner Zeit bei Riot Games (Quelle: http://barryhawkins.com/blog/posts/the-story-of-why-i-left-riot-games/).

»Hypersensible Leute sind ein Problem«

Hawkins verfasste eine Mail an Beck, »so diplomatisch, wie ich nur konnte«: Dass er sich sicher war, Beck hätte seinen Spruch nicht als Vergewaltigungswitz gemeint, aber dass er trotzdem so aufgefasst wurde. Als er eine Antwort erhielt, hatte die Mail schon bei einigen Mitgliedern der Führungsetage die Runde gemacht. Einer davon zog das Resümee, man müsse das Problem der »hypersensiblen Leute, die keine Absichten verstehen«, angehen. Hawkins wurde zu einem Meeting mit beiden Firmengründern sowie den Chefs der Kommunikations- und Rechsabteilungen unter dem Titel »Die Stimme von Riot und Sinn für Humor« eingeladen.

Beck betonte laut Hawkins im Meeting, dass er Vergewaltigung keineswegs unterstütze, sprach aber auch lange darüber, dass ein Sinn für Humor zur Kultur von Riot gehöre. Manche Leute seien einfach zu sensibel, so der Tenor der Runde. Der Kommunikationschef hätte erklärt, wenn Riot seine Ecken und Kanten abschleifen würde, würde die Firma formlos und langweilig wie EA oder Blizzard.

Als die Leiterin der Rechtsabteilung die Frage einwarf, ob man sich um rechtliche Verantwortung sorge, habe Beck sie abgewürgt und wollte darüber nicht sprechen. »Es schien, als sollte das Meeting irgendeine Art von Firmen-Reformtherapie sein, in der sie immer wieder die gleichen Sachen wiederholten und mich solange fragten, ob ich zustimme, bis ich es schließlich tat«, so Hawkins. »Aber ich wusste, was ich von der Sache hielt, und das würde sich nicht ändern«.

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