Vergesst KI: Bei Handys gab es 2024 eine Revolution, die viele verpasst haben

Bei Smartphones steht derzeit das Thema KI im Fokus. Dabei gab es große Fortschritte bei der Akku-Technologie, die den meisten deutlich mehr nützen könnte.

Immer mehr Handyhersteller setzen auf Silizium-Kohlenstoff-Akkus. (Bild: KI-Bild mit ideogram.ai erstellt) Immer mehr Handyhersteller setzen auf Silizium-Kohlenstoff-Akkus. (Bild: KI-Bild mit ideogram.ai erstellt)

Wer dieser Tage ein neues Handy kaufen will, wird von Herstellern vor allem mit KI-Funktionen gelockt. Google Gemini kann beispielsweise YouTube-Videos für euch zusammenfassen, Samsungs Galaxy AI brieft euch morgens, was den Tag über so ansteht.

Künstliche Intelligenz ist bei Herstellern ein großes Thema, wohingegen eine andere Entwicklung weitgehend unter dem Radar läuft: die neuen Handyakkus.

Seit vielen Jahren kommen in Smartphones traditionelle Lithium-Ionen-Akkus zum Einsatz, doch diese Ära könnte bald enden.

2023 präsentierte Honor auf dem MWC mit dem Magic5 Pro das weltweit erste Smartphone mit Silizium-Kohlenstoff-Akku. 2024 kamen dann reihenweise Smartphones mit der neuen Akkutechnologie in den Handel – mittlerweile in der weiterentwickelten dritten Generation.

Vor allem Realme, Honor, OnePlus, Vivo und Xiaomi setzen auf die Technik. Samsung bleibt hingegen vorerst bei Lithium-Ionen-Batterien. Nach eigener Aussage sind die neuen Akkus noch nicht in ausreichender Stückzahl verfügbar, um Millionen Geräte zum Marktstart damit auszustatten.

Was sind Silizium-Kohlenstoff-Akkus?

Ein Silizium-Kohlenstoff-Akku ist im Wesentlichen eine Variante des Lithium-Ionen-Akkus. Dabei besteht die Anode (Minuspol der Batterie) allerdings nicht mehr aus Grafit, sondern aus Silizium.

Das hat laut Welt der Physik den Vorteil, dass ein einzelnes Siliziumatom vier Lithiumionen binden kann, während bei den bisherigen Lithium-Ionen-Akkus sechs Kohlenstoffatome benötigt wurden, um nur ein einziges Lithiumion zu binden.

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Vereinfacht gesagt: Durch die erhöhte Bindung der Lithiumionen steigt die Energiedichte deutlich an. Bei gleicher Größe bieten Silizium-Kohlenstoff-Akkus eine höhere Kapazität. Sie können theoretisch bis zu zehnmal mehr Strom speichern.

Vorteile von Silizium-Kohlenstoff-Akkus

Den klassischen Lithium-Ionen-Akkus ist die neue Technologie in mehreren Punkten überlegen:

  1. Silizium-Ionen-Akkus sind aufgrund der höheren Energiedichte bei gleicher Kapazität kleiner. 
  2. Die Technologie bietet eine bessere Temperaturbeständigkeit. Lithium-Ionen-Batterien haben Probleme mit Hitze und Kälte. Ein Silizium-Kohlenstoff-Akku ist dem gegenüber resistenter. Laut Honor kommen die Akkus selbst mit extremen Temperaturen im Bereich von -20 Grad Celsius zurecht.
  3. Die höhere Energiedichte kann zu einer potenziell längeren Batterie-Lebensdauer führen, da weniger Ladezyklen benötigt werden, um die gleiche Menge an Energie zu speichern.
  4. Silizium-Ionen-Akkus ermöglichen in der Theorie ein deutlich schnelleres Aufladen im Vergleich zur bisherigen Lithium-Ionen-Technik. 

Nachteil von Silizium-Kohlenstoff-Akkus

Die Silizium-Kohlenstoff-Technik hat auch mit Herausforderungen zu kämpfen. Silizium neigt beim Aufladen nämlich zur Ausdehnung. Das könnte im schlimmsten Fall zu mechanischen Schäden bei Handys und Co. führen.

Hersteller arbeiten dem entgegen, indem sie ein Nanokohlenstoffgerüst einsetzen, welches das Silizium während des Ladens und Entladens stabilisiert. So wirken sie der Ausdehnung entgegen.

Was bedeutet das für euch im Alltag?

Die neue Akku-Technik erlaubt Handyherstellern, dünnere Geräte bei gleich großem Akku zu bauen. Ferner können sie bei gleicher Gehäusegröße alternativ auch einen größeren Akku verbauen.

So verbaut beispielsweise Realme beim Neo 7 einen riesigen 7.700-Milliamperestunden-Akku – eine solche Kapazität bieten sonst nur Tablet-Akkus.

Größerer Akku, längere Laufzeit?

Man möchte meinen, dass ein größerer Akku auch für eine längere Laufzeit sorgt. Das muss jedoch nicht der Fall sein.

Eine entscheidende Rolle für die Akkulaufzeit spielt die Geräte-Software und daneben auch das Zusammenspiel mit CPU, RAM und Co.

Beispiel: Das Nubia Z70 Ultra besitzt einen Silizium-Kohlenstoff-Akku mit einer Kapazität von 6.150 Milliamperestunden. Im Akkubenchmark von PCMark erreichte das Smartphone jedoch gerade einmal neun Stunden und 47 Minuten.

Dem gegenüber steht das HMD Fusion mit einem traditionellen Lithium-Ionen-Akku und einer Kapazität von 5.000 Milliamperstunden. Es erreichte im gleichen Benchmark 26 Stunden und 15 Minuten.

Wichtiger als KI – zumindest noch

Die Weiterentwicklung der Akkutechnik ist aus meiner Sicht eine größere Sache als die derzeit allerorts beworbenen KI-Features in Handys.

Warum? Ich finde, dass die wenigsten KI-Funktionen zum jetzigen Zeitpunkt im Alltag einen wirklichen Mehrwert bieten – auch wenn sich dies in Zukunft sicher ändern dürfte.

Die neuen Akkus hingegen könnten die Laufzeit von Handys auf den Kopf stellen, wenn Software und Hardware stimmen.

Dann sprechen wir vielleicht nicht mehr von 26 Stunden, sondern von 40 oder mehr – wer weiß. Nur einmal in der Woche das Smartphone laden? Vielleicht ist dieses Szenario gar nicht mehr so weit entfernt.

Nutzt ihr ein Handy mit Silizium-Kohlenstoff-Akku? Wie sind eure Erfahrungen mit der neuen Technik? Seht ihr nur Vorteile oder vielleicht auch Nachteile? Teilt mir eure Meinung gerne in den Kommentaren mit.

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