»Handyspiele« – ein Begriff, bei dem viele von uns erst einmal an Mikrotransaktionen, umständliche Steuerung oder kurzweilige Minispiele denken. Dabei könnte es so viel besser sein.
Heutige Handys sind unglaublich leistungsstark und können nicht nur auf das Level von PC-Handhelds aufschließen – sondern es inzwischen sogar teilweise übertrumpfen.
Und trotzdem glaube ich, dass unsere Handys wohl nie wirklich eine vollwertige Alternative zu Konsolen und Handhelds sein werden – obwohl es technisch schon lange möglich wäre.
Die Leistung ist schon da
Es ist schon beeindruckend, was Handy-Prozessoren heutzutage leisten können. Der A18 Pro im iPhone 16 Pro hat keine Probleme damit, Blockbuster-Titel wie Death Stranding oder Resident Evil Village mit anständiger Grafik und flüssiger Framerate darzustellen.
Für Android-Handys erscheinen schon bald erste Geräte mit dem neuen Qualcomm Snapdragon 8 Elite, der beeindruckende Leistungssteigerungen verspricht.
Neue Benchmark-Ergebnisse: Zu diesem neuen Handy-Prozessor erschien erst kürzlich ein Benchmark-Ergebnis von X-Nutzer »Pixel Gamer 4k«, das mich nicht schlecht staunen ließ:
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Dabei übertrifft die Adreno 830-GPU des Snapdragon 8 Elite die AMD Radeon 780M – der Grafikchip, der Handhelds wie Asus ROG Ally oder Lenovo Legion Go antreibt.
Ein Handy-Prozessor, der in einem synthetischen Benchmark besser abschneidet als der eines dedizierten Gaming-Handhelds für PC-Spiele?
Zu gut, um wahr zu sein?
Ja, schon etwas. Bei Pixel Gamer 4k kommt die Radeon 780M bei 3DMark Steel Nomad Light auf einen Punktestand von 2.547 und der Adreno 830 auf einen etwas höheren von 2.681.
Dame Tech, ein anderer Nutzer, hat den Benchmark wiederholt und kam beim Radeon 780M dagegen auf eine Punktezahl von 2.859.
Außerdem dürften Handhelds wie das ROG Ally diese Leistung selbst nach längerer Spieldauer aufrechterhalten, weil sie aktiv gekühlt werden. Die meisten Handys verlassen sich dagegen auf passive Kühlung, weshalb sie eine solche Leistung nur über kürzere Zeiträume bieten.
Trotzdem zeigen solche Tests, wie weit sich Handy-Prozessoren schon entwickelt haben. Die Leistung kommt der von PC-Handhelds schon sehr nahe, oder übertrifft sie in Einzelfällen sogar.
Packt euer Handy also einfach in einen Handy-Controller und schon habt ihr eine leistungsfähige Gaming-Konsole – oder etwa nicht?
Kommt jetzt die Gaming-Revolution für Handys?
So sehr ich das befürworten würde – ich glaube nicht an diese Revolution. Und sie wird wohl auch nie kommen.
Obwohl es nur noch wenig technische Hindernisse gibt, haben Handys einfach Probleme, die nur schwer überwunden werden können.
Touch-Steuerung ist und bleibt miserabel für viele Genres
Shooter, Fighting-Games oder auch epische Third-Person-Adventures sind für mich auf einem Touchscreen unspielbar.
Auch Spiele, die einen großen Bildschirm benötigen, wie zum Beispiel Civilization 6 sind eher eine Zumutung auf einem Smartphone-Bildschirm. Für solche Fälle wäre jedoch das Anschließen einer Videobrille über USB-C denkbar! So könnte man selbst mit dem Handy auf riesigen Bildschirmen mobil spielen. Ein solches Konzept wird auch von Gaming-Handhelds genutzt:
JRPGs, Visual Novel oder Point-and-Click-Adventures kann ich hingegen notfalls auch per Touchscreen spielen.
Trotzdem bevorzuge ich einen Controller, den ich mit dem Handy verbinden kann. Da gibt es allerdings ein weiteres Problem.
Man muss mehrere Geräte mitführen
Es gibt Controller, in die ihr euer Smartphone einspannen könnt, um aus diesem praktisch einen Gaming-Handheld zu machen. Sie sind oft mit Features ausgestattet, die man sonst bei Premium-Controllern findet und es macht richtig Spaß, auf diesen zu spielen.
Allerdings ist das ein weiteres Gerät, das man mit sich führen muss, wenn man mit dem Handy ordentlich Spiele spielen will.
Noch umständlicher wird es, wenn ihr einen normalen Controller mit dem Handy verbinden oder einen externen Kühler anschließen wollt.
Aktive Kühlung ist eine Seltenheit
Damit Spiele langfristig mit stabilen Frameraten laufen, sollte das Handy ausreichend gekühlt werden. Wie vorhin schon erwähnt, werden die meisten Handys lediglich passiv gekühlt. Geräte mit aktiver Kühlung sind noch eine Seltenheit und werden wohl eine Nische bleiben.
Beim Asus ROG Phone 8 Pro muss dafür zum Beispiel ein externer Lüfter angeschlossen werden, was nicht besonders praktisch im Alltag ist.
Es kann aber auch anders funktionieren: Mein Kollege Patrick hat auf seinem iPhone 15 Pro ausführlich Resident Evil 4 gespielt und konnte keinen Leistungsabfall feststellen.
Die Mobile-Prozessoren haben also einen gewissen Effizienz-Vorteil und begnügen sich in Einzelfällen mit passiver Kühlung.
Wo sind die Spiele?
Immerhin erscheinen inzwischen immer mehr Konsolenspiele auf den Handys. Aber ich glaube nicht, dass wir vor einer Revolution stehen.
Obwohl Handys inzwischen mehr als tauglich für Spiele wie Final Fantasy 16, Monster Hunter Rise oder Ghost of Tsushima sind, bleibt der Fokus bei Handys wohl auf Free-to-play-Titeln mit Mikrotransaktionen.
Apple hat zwar mit seinem Game Porting Toolkit ein Werkzeug für Entwickler bereitgestellt, das das Portieren von Spielen vereinfachen soll. Aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass wir deswegen bald mehr Konsolenspiele auf Android und iOS sehen werden – und ich würde mich gerne täuschen.
Ich finde, je mehr Auswahl wir Spieler haben, desto besser.
Cloud-Gaming ist noch nicht so weit
Die größten Nachteile können mit Cloud-Gaming oder Remote-Streaming umgangen werden. Das Handy muss bei weitem nicht so performant sein oder aktiv gekühlt werden und euch steht in der Theorie eine riesige Auswahl von Konsolen- und PC-Spielen zur Auswahl.
Ich habe in letzter Zeit immer wieder auf dem Handy PC- und Xbox-Spiele gespielt und wenn es richtig funktioniert, dann fühlt es sich auch wirklich gut an. Allerdings kam es immer wieder zu Bildstörungen oder zu Sequenzen mit erhöhter Eingabeverzögerung.
Cloud-Gaming oder Remote-Streaming sind meines Erachtens noch zu inkonsistent, um eine native Spielekonsole oder einen Gaming-PC zu ersetzen.
»Richtige« Spiele auf dem Handy: Was haltet ihr davon?
Damit ich Handheld-PCs wie dem Steam Deck oder dem Lenovo Legion Go den Rücken kehre, müsste für mich vor allem eine Sache passieren: Steam-Spiele auf Android. Zum aktuellen Zeitpunkt halte ich das für naives Wunschdenken, aber vielleicht irre ich mich.
Wie sieht es bei euch aus? Würdet ihr in Erwägung ziehen, mehr Spiele auf dem Handy zu spielen, wenn auch mehr »richtige« Spiele auf diesen erscheinen würden? Gebt eure Stimme in unserer Umfrage ab:
Glaubt ihr, dass wir jemals simultane Releases von großen Spieltiteln auf PC, Konsolen und Handys erhalten werden? Und wenn Ja, hättet ihr überhaupt Interesse, die Handyversion dieser Spiele zu spielen? Oder wäre es für euch womöglich sogar eine Option, nur auf das Handy als Spieleplattform zu setzen, vorausgesetzt, eure Lieblingsspiele erscheinen auch dafür? Schreibt uns eure Meinung dazu gerne in die Kommentare!
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