Wenn hierzulande irgendwo etwas Ungewolltes passiert, stellen deutsche Journalisten in der Regel zuerst eine alles entscheidende Frage: Wer hats verbockt? Zumindest ist das ein Running Gag, den man gerade an den Journalistenakademien immer mal wieder zu hören bekommt. Winterchaos bei der Deutschen Bahn: Wer hat das Salz vergessen? In der Stadt fällt ein Baum um: Feuert den Stadtplaner! Und daran, dass die Deutschen zunehmend unpolitischer werden, muss doch auch irgendwer schuld sein.
Das ist deshalb ein Gag, weil die tatsächliche Ursache oder gar Lösung eines Problems oft gar nicht so wichtig zu sein scheint, wie das Gesicht des Sündenbocks, dessen Kopf für den Missstand rollen muss. Die Welt hält das Gleichgewicht ja nicht durch komplizierte Verbesserungsansätze, sondern dadurch, dass irgendwer die gerechte Quittung kriegt.
Die Lektion hinter diesem Witz ist, dass guter Journalismus sich einer Angelegenheit differenzierter nähern und mehr sein muss als ein reißerischer Fingerzeig auf den Schuldigen. Außer natürlich bei Computerspielen, da darf es keine Gnade geben, wenn ein Entwickler mal wieder die Release-Version versaut, weil er Bugs übersieht! Hier muss der Schuldige gefunden werden, damit er seinen verdienten »Shitstorm« einfahren kann.
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