Erst dachte ich, Space Marine 2 läuft nicht. Kollege Fritz hatte bereits beklagt, wie mies die Gameplay-Demo zur gamescom 2023 optimiert sei - selbst mit seiner Geforce RTX 4090 ruckelt der Shooter schlimmer als Fahrradketten, die sich im Hosenbein verheddern.
Voller Sorge hocke ich also selbst vor der Demo und starre auf einen schwarzen Bildschirm. Dann nach einer Weile: das Intro, Focus Interactive, Saber Entertainment, das Kleingedruckte, yadda yadda yadda. Wieder schwarzer Bildschirm. Absturz.
Neustart. Zum Glück läuft das Spiel jetzt, aber ich sage euch gleich: Fritz hat Recht. Warhammer 40,000: Space Marine ist eine sehr, sehr, sehr holprige Demo-Erfahrung. Mit meiner Geforce 3070 in 1080p läuft es zwar hier und da mal mit 60 Bildern pro Sekunde, aber ironischerweise kracht die Bildrate gerade in detailarmen Innenräumen teils auf Standbildniveau herunter.
Hier müssen die Devs also dringend nochmal ran, aber gut: Ist eben eine Messedemo, das Spiel erscheint ja erst irgendwann im Winter 2023.
Haben wir das geklärt, also reden wir jetzt über den angenehmen Teil: Wie umwerfend ist bitte dieses Spiel?!
Neuer Entwickler, neue Mission: So anders ist Space Marine 2
Seit 12 Jahren warten Fans auf eine Fortsetzung von Warhammer 40,000: Space Marine. Der Shooter war damals als Trilogie geplant, verkaufte sich schlechter Wirecard-Aktien und so landeten die Fortsetzungen im Müll. Doch mit der Zeit erreichte der kleine Shooter von Relic Kultstatus und nun soll dem Imperator wieder gehuldigt werden: Space Marine 2 kommt doch - aber unter neuer Führung.
Entwickler Saber Interactive hat vorher unter anderem den Horde- und Zombieshooter World War Z entwickelt und - bei Gabriel Angelos' Hämmerchen! - das merkt man sofort! World War Z kennen die Leute nämlich vor allem für eines: seine unglaublichen Gegnermassen.
Und genau auf die setzt auch Space Marine 2. In der rund zweistündigen Gameplay-Demo ziehe ich als mächtiger Ultramarine Titus gegen unendlich viele Tyraniden in den Kampf. Tyraniden sind quasi das Warhammer-Äquivalent von den berühmten Film-Aliens aus ... naja ... Aliens (1986). Oder die Zerg aus StarCraft, falls euch das mehr sagt.
Schon das erste Space Marine trumpfte mit Masse statt Klasse auf, aber selbst die größte Ork-Horde des Originals ist ein Inquisitorenpups gegen die gigantischen Tyranidenhorden, die mir die Demo ab der ersten Sekunde entgegenschleudert.
An der Seite meiner Ultramarines und der imperialen Garde versuche ich nämlich verzweifelt, einen Dschungelplaneten zu halten, während vor mir ein ganzer Canyon von Feinden überschwemmt wird. Wie in World War Z türmen sich die Feinde an den Klippen zu gigantischen Haufen auf, überfluten die wehrlosen Gardisten, Space Marine 2 ist technisch unglaublich beeindruckend, nicht nur für ein AA-Spiel.
Aber macht es denn auch Spaß?
Platzanweiser auf Wacken
Direkt in den ersten Szenen der Demo machen die Devs eine Sache goldrichtig: Sie zeigen mir, wer ich bin. Neben den regulären Menschen sehen die Space Marines nämlich aus wie menschliche Lastkraftwagen in ihren schweren Rüstungen, vollgestopft mit Modifikationen und Bonus-Organen.
Ein einzelner Tyranid mag normale Leute zwar in Stücke reißen, aber ein Space Marine zerrupft die mörderische Kreatur wie einen Teddybär.
Blöd nur, dass ich ab der ersten Sekunde gegen Hunderte Feinde antrete. Und nicht nur gegen normale Tyraniden, sondern meterhohe Brocken. Space Marine 2 spielt sich also - und da ähnelt es dem Vorgänger - weniger wie ein klassischer Third-Person-Shooter und mehr wie Platzanweiser auf Wacken: Ich muss endlose Massen im Blick behalten, von allen Seiten spritzen ätzende Flüssigkeiten. Verliere ich bloß eine Sekunde die Kontrolle, dann war's das.
Als Spieler achte ich also gar nicht so sehr auf Präzision, sondern meistere vor allem den Wechsel von Fern- zu Nahkampf. Aus der Distanz sprotzle ich mit schweren Boltern große Massen zu Alienmatsch, aber sobald ich den Säureatem rieche, wechselt Titus flugs zum Kettensägenschwert, um sich die Pest vom Leib zu halten. Ist ein Gegner geschwächt, stopfe ich ihm per Finishing-Animation wie in Doom Eternal die Klinge ins Maul - und herrje, das fühlt sich großartig an. Es ist pure Space-Marine-Powerfantasy.
Space Marine 2 gibt mir möglichst viele Hilfen, damit diese Horden mich nicht überfordern. Besonders starke Angriffe werden farblich markiert, damit ich rechtzeitig kontern kann, außerdem liegen Ballern und Kloppen jeweils auf linker und rechter Maustaste nah beieinander. Alles bequem, aber trotzdem: Space Marine 2 ist manchmal fast schon ein Wimmelbildspiel.
Von allen Seiten werde ich angegriffen, angespuckt, angeschossen. Titus ist zum Glück ein rüstiges Kerlchen, aber ich bin mal gespannt, ob das auf Dauer nicht ein bisschen zu anstrengend wird.
Auf der anderen Seite habe ich auch bloß solo gespielt - im optionalen Koop für bis zu drei Leute wäre das alles sicher deutlich kontrollierbarer.
Viele offene Fragen
Für die Demo kann ich aber sagen: Selbst wenn euch Warhammer 40,000 nicht schert, ist Space Marine 2 ein unglaublich beeindruckendes, atmosphärisches Science-Fiction-Spektakel.
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Die ersten drei spielbaren Areale wechseln von großen Schlachtszenen zu engen Schächten und Kontrollräumen, dann wieder zu dichtem Dschungeldickicht, in dem überall fremdartige Pflanzen gluckern und glänzen. Und im Finale geht's rauf auf einen Kontrollturm, bevor ein gigantischer Schwarm neuartiger Feinde als Cliffhanger die Demo beendet.
Es bleiben freilich einige offene Fragen. Ist die Story interessant? Bisher geht's nur um raue Dudes, die Aliens ummanschen. Wie lange bleibt das spannend, wie viel Gegnervielfalt bietet Space Marine 2? Läuft die Technik zum Release rund? Welche Waffen und Erweiterungsmöglichkeiten halten das Spiel über ein Dutzend Stunden interessant?
Aber eines erreicht die Demo schon jetzt: mich sehr, sehr neugierig zu machen auf Winter 2023.
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