Wie war noch gleich dein Name?
Nun ist es unfair, einem Spiel schlechtes Gameplay vorzuwerfen, wenn die Konkurrenz in Form von Dontnods Life is Strange und Telltales The Walking Dead ebenfalls in großen Teilen nur aus Dialogen besteht und damit sehr gut fährt. Doch an diesem Punkt stößt State of Mind auf sein zweites Problem: die Inszenierung.
In Die Fantastischen Abenteuer von Captain Spirit dauert es zwei Minuten, bis wir Chris in unser Herz geschlossen haben. Bei State of Mind bleiben viele Figuren so blass, dass sie uns auch nach zwölf Stunden egal sind. Es fehlen emotionale Szenen, in denen wir nicht nur beobachten, sondern mitfühlen. Das gilt gleichermaßen für die Helden als auch für die Bösewichte.
Dabei zeigt das Adventure auch hier an einem späteren Zeitpunkt, dass es - zumindest vereinzelt - sehr wohl ergreifende und schockierende Szenen abliefern kann, die sich perfekt ins Setting einfügen und Fragen über die Gesellschaft aufwerfen. Etwa wenn wir in die Haut von neuen Figuren schlüpfen und ihr Leid hautnah miterleben. Bis dahin haben wir das Spiel aber schon zur Hälfte durch.
Unsere Entscheidungen, die wir in Dialogen mit anderen Personen und Bots treffen, wirken sich außerdem nicht auf den Spielverlauf aus. Zwar entscheiden wir etwa, ob Adams Sohn seinen Bot mitnehmen darf und ob wir damit fliegen wollen oder nicht, wir hatten aber nicht das Gefühl, dass unsere Entscheidungen relevante Konsequenzen nach sich ziehen. Es ändern sich Nuancen, die Hauptstory bleibt aber gleich.
Emotionen eines Roboters
Distanziert klingen auch viele Sprecher der deutschen Sprachausgabe, was sich enorm auf die Atmosphäre auswirkt - schließlich besteht der Großteil des Spiels aus Dialogen. Wenn ihr des Englischen mächtig seid, raten wir euch wärmstens zu den englischen Sprechern. Praktischerweise könnt ihr die Sprache fliegend im Optionsmenü wechseln, das gilt sowohl für die Synchronisation als auch für die Untertitel. Wer mag, kombiniert so englische Sprachausgabe mit deutscher Übersetzung.
Nicht so praktisch finden wir die fehlende Speicherfunktion. Schließt ihr ein Kapitel nicht ab, müsst ihr den kompletten Abschnitt beim nächsten Mal erneut spielen. Immerhin sind die Kapitel recht kurz.
Beim Grafikstil seiner Figuren setzt State of Mind auf eine Low-Poly-Optik. Die reißt uns zwar nicht vom Hocker, sieht aber hübsch und in sich stimmig aus. Durch den geringen Detailgrad wirkt die Mimik oft aber doch zu steif, genauso wie die Animationen einiger Bewohner.
Die kleinen Momente
State of Mind bleibt an vielen Ecken unbefriedigend, dennoch ist es kein schlechtes Spiel. Die als Thriller verpackte Geschichte um virtuelle Welten reißt immer wieder Fragen um die Existenz und das eigene Bewusstsein an, die uns auch nach dem Ende im Kopf bleiben. Dabei fesseln uns oft die kleinen Momente, die nur am Rand erwähnt werden.
Beispielsweise reden wir in Adams Apartment mit einer virtuellen Kopie seines Vaters, obwohl der längst verstorben ist. An einer anderen Stelle diskutieren Roboter darüber, ob ihre Gedanken wirklich ihnen selbst gehören. State of Mind zielt auf genau solche Momente ab, zeigt hier seine größte Stärke.
Wenn euch diese Art von philosophischen Ideen und Fragen nur gelangweilt mit den Schultern zucken lässt, werdet ihr mit State of Mind aber nicht warm. Dafür köchelt es rein spielerisch nur auf Sparflamme.
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