Seite 4: The Elder Scrolls Online im Test - Das Spiel mit den zwei Gesichtern

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Das Heldenleben jenseits der 50

Ein cleverer Schachzug von Zenimax Online: Die Phasing-Technologie wird nach Stufe 50 dazu benutzt, den Inhalt der anderen Allianzen als Veteranenspielplatz anzubieten. Leider dürfen wir uns das Allianzgebiet nicht aussuchen, vom Ebenherz-Pakt geht es zwangsweise zuerst in das Gebiet des Dolchsturz-Bündnis, danach erst zum Aldmeri Dominion. In den anderen Allianzgebieten warten alle Quests auf uns, die es auch bei einem Neustart mit Stufe eins dort zu spielen gäbe.

Allerdings: Die Hauptgeschichte sowie die Questreihen um die Magier- und Kriegergilde fehlen. Das ist ein erheblicher Nachteil, denn einen roten Faden gibt es plötzlich nicht mehr, und es ändert sich nur die Stufe der Gegner, die jetzt ebenfalls Veteranenlevel haben und knüppelhart sind.

Damit einher geht ein psychologisches Problem: Wir haben die tolle Geschichte beendet, den epischen Endkampf erledigt und fühlen uns jetzt eigentlich wieder wie ein Kleinstabenteurer. Ein zweischneidiges Schwert, denn einerseits sorgt es für eine glatte Verdreifachung der Inhalte, andererseits transportiert ESO auf diese Weise die Faszination und Spannung der ersten Stufen nicht in die Veteranengebiete.

In den Veteranengebieten ist die Zuflucht leer: Die Hauptstory lässt sich nicht wiederholen. In den Veteranengebieten ist die Zuflucht leer: Die Hauptstory lässt sich nicht wiederholen.

Kaum haben wir uns mit unserer Rolle als Frischling mit Veteranenrang abgefunden, da gibt's den nächsten Tiefschlag. Zenimax hat nämlich ab den Veteranengebieten den Erhalt von Erfahrung für Gebietserkundung vollständig entfernt. Was in den ersten fünfzig Stufen einen erheblichen Teil unserer Motivation ausmachte, die Welt zu entdecken, ist nun futsch.

Und nicht nur das, für die Truhen, die wir finden und knacken können, gibt's auch keine Erfahrung mehr. Warum, fragen wir uns verärgert? Liegt es daran, das Zenimax Angst hat, wir würden zu schnell leveln? Kann nicht sein: Von Veteranenrang eins auf zwei brauchen wir schon satte 456.000 Veteranenpunkte (oder auch zehn bis zwölf Stunden), von zwei auf drei sind es 912.000 Punkte.

Questmarathon mit Technikhürden

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die Questqualität ist weiterhin hervorragend, und es macht auch jetzt noch Freude, die kleinen Geschichten mitzuerleben. Aber: Quests sind jetzt das einzige, das signifikante Erfahrung bietet, und der bereits angesprochene rote Faden ist nicht mehr vorhanden. Wir ertappen uns immer öfter dabei, die Dialoge einfach durchzuklicken, um das Gefühl des stetigen Fortschritts aus den ersten fünfzig Stufen zurückzubekommen.

Das ist allerdings leichter gedacht als erledigt, denn die Veteranengegner sind ein gänzlich anderes Kaliber als popelige Stufe-49-Skelette aus Kalthafen. Zwei Gegner sind eine echte Herausforderung, Dreier-Gruppen ohne den Einsatz der ultimativen Spezialfähigkeit oft nicht allein schaffbar. Was prinzipiell ja erst mal super ist, in einer längeren Questreihe mit vielen Kämpfen dann doch eher von Spaß gen Arbeit mutiert.

Für Veteranen muss sich Zenimax noch ordentlich ins Zeug legen, damit die Gebiete 50+ genauso viel Spaß machen wie zuvor. Für Veteranen muss sich Zenimax noch ordentlich ins Zeug legen, damit die Gebiete 50+ genauso viel Spaß machen wie zuvor.

Vor allem die teils suboptimale Technik bringt uns jetzt immer häufiger an die Frustgrenze: Wenn Bugs die Skills blockieren oder Lags schnelle Reaktionen (wie zum Beispiel den Waffenwechsel) verhindern, beißen wir schneller ins Gras, als wir das bisher gewohnt sind. Eine einzige Sekunde kann jetzt über Erfolg oder Misserfolg entscheiden - und die in Amerika geparkten europäischen Server sorgen oft für latenzinduziertes Sofortableben unseres Helden. Unsere grauen Haare sind längst nicht mehr der wachsenden Erfahrung geschuldet, sondern dem dauerhaften Hadern mit technischen Hindernissen. Zenimax, gebt uns endlich echte europäische Server!

Wir versuchen also, jedem unnötigen Gefecht aus dem Wege zu gehen. Haben wir bis Stufe 50 eine gerade Schneise durch die Welt geschlagen, kurven wir nun mit Sprint und Pferd (gern auch beides in Kombination) um die Gegner herum. Zumindest solange wir allein spielen, was wir während der normalen Stufen ja ebenfalls meistens getan haben.

Juhu! Spieler!

Die stark zunehmende Schwierigkeit der Gegner zwingt uns immer mehr zum Zusammenspiel mit anderen - was wir grundsätzlich sehr gut finden. In öffentlichen Dungeons (die zumindest im Veteranengebiet noch frei von Boss-Campern und Bots sind!) freuen wir uns jetzt wie Schneekönige, wenn weitere Spieler auftauchen. Doch auch bei der Erledigung von Quests benötigen wir Hilfe, zumindest wenn wir an die Fortschrittsgeschwindigkeit der Prä-Veteranen-Ära anknüpfen wollen.

Allerdings beißt sich das Phasing dabei heftigst in den Veteranenschwanz. Hat unser Kollege eine Quest noch nicht erledigt, müssen wir zusehen, wie er mit für uns unsichtbaren NPCs quatscht - bei gesprächslastigen Quests wirkt das wie eine virtuelle Schlafpille, und wir freuen uns tierisch, wenn der Tiefschlaf hin und wieder eine Prügelpause einlegt. Manche Räume dürfen wir gar nicht betreten. Oder wir müssen uns über das Gruppenmenü umständlich zu unserem Kumpel teleportieren - sonst darf er die teils hammerharten Boss-Fights solo versuchen.

Richtig ärgerlich wird es aber in Gebieten, die wir bereits befriedet haben: Kollege Gruppenmitglied verschwindet plötzlich vor unseren Augen in seinem ganz privaten Phasing und muss die gesamte Questreihe allein erledigen.

Sind wir auf gleichem Queststand, ist das gemeinsame Spiel eine Mordsgaudi. Sind wir auf gleichem Queststand, ist das gemeinsame Spiel eine Mordsgaudi.

Sind allerdings alle auf dem gleichen Queststand, zeigt sich wieder das angenehme Gesicht von ESO: Die Monster fallen in einem vertretbaren Tempo, wir haben nicht mehr das Gefühl, bergauf kämpfen zu müssen, es geht zügig voran. Da macht es wieder richtig Spaß, das gemeinsame Questen und der lange Weg durch die anderen Allianzen erscheint uns weit weniger zäh.

Hier gibt’s mächtig was auf die Rübe: Veteranenverliese sind wahrlich keine Kaffeekränzchen. Hier gibt’s mächtig was auf die Rübe: Veteranenverliese sind wahrlich keine Kaffeekränzchen.

Durchweg gute Arbeit hat Zenimax Online bei den Storyverliesen abgeliefert. Sind die Standard-Verliese der normalen Stufen schon mit tollen Geschichten, teilweise großartigem Design und herausfordernden Bossen vollgepackt, erwarten uns in den Veteranenvarianten nicht etwa die alten Bekannten mit neuen Stufen, sondern neue Bosse und neue Geschichten - das ist ganz hervorragend! Zwar begegnen wir bereits in den ersten Verliesen Bossen mit Veteranenstufe Fünf, abseits dieser merkwürdigen Bestufung bekommen wir aber eines auf jeden Fall: echte Herausforderungen.

Verzauberer mit Hinkebein

In Sachen Klamotten verändert sich im Vergleich zu den normalen Stufen seltener etwas, wir tragen für erheblich längere Zeit die gleichen Fummel - die wir uns weiterhin selber herstellen können. Da wir nicht mehr alle ein oder zwei Stunden die Gegenstände wechseln, ergibt die Zusammenstellung von Sets mittlerweile Sinn und auch Aufwertungen zu epischen Gegenständen kann man langsam in Betracht ziehen. Die Berufe können wir weiterhin auf konkurrenzfähigem Level halten - naja, fast: Der Verzauberer hängt nämlich böse hinterher.

Die Erfahrung, die bei der Herstellung oder beim Zerlegen von Glyphen herumkommt, ist im Vergleich zu Schmied, Schreiner und Schneider zu gering. So haben wir bisher nur Stufe 20 beim Glyphenbauer erreicht - das ist aber nicht genug, um Veteranenglyphen bauen zu können. Wer nicht loszieht und Runen oder Glyphen »grindet«, der kommt nicht mit. Hier muss Zenimax nachjustieren, denn Glyphen zu kaufen ist keine Option für passionierte Verzauberer.

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