The Legend of Vox Machina ist eine einzigartige Fantasy-Serie

Bei Amazon Prime läuft mit The Legend of Vox Machina eine Fantasy-Serie, die nicht nur unterhaltsam ist, sondern vor allem eine einzigartige Erfahrung bietet.

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Wer auf klassische Fantasy steht, kommt aktuell um Amazon Prime kaum herum. Und nein, das sag ich nicht (nur), weil dort ab September 2022 die neue Serie zu Der Herr der Ringe ausgestrahlt wird. Und schon gar nicht, weil es hier die Umsetzung des Fantasy-Romans The Wheel of Time zu sehen gibt.

Ich sage das vor allem, weil am 25. Januar die Animationsserie The Legend of Vox Machina ihren Release feierte, deren finale Episoden der ersten Staffel seit dem 18. Februar verfügbar sind. Ich bin mir dabei vollständig bewusst, dass viele von euch diesen Namen vermutlich noch nie gehört haben. The Legend of Vox Machina hat nämlich gar keinen nennenswerte Hype erfahren, der sich über die Grenze des Fandoms hinaus ausbreitete. Die Serie wurde nicht kollektiv so weit verbreitet, wie es beispielsweise einem League of Legends mit Arcane gelang.

Das ist ein Jammer, denn diese Fantasy-Serie ist schlicht und ergreifend einzigartig. Sie macht nicht nur eine gehörige Menge Spaß, sie ist auch gleichzeitig ein faszinierendes Experiment, das mir eine nie dagewesene Seherfahrung bietet.

Mit Amazon im Rücken und einer der erfolgreichsten Kickstarter-Kampagnen aller Zeiten hat die Serie einen großes Budget - und das sieht man ihr an. Mit Amazon im Rücken und einer der erfolgreichsten Kickstarter-Kampagnen aller Zeiten hat die Serie einen großes Budget - und das sieht man ihr an.

The Legend of Vox Machina hat es überraschend schwer

Es überrascht mich schon, dass The Legend of Vox Machina aktuell in den sozialen Medien so wenig stattfindet. Denn eigentlich steht die Serie auf einem immens stabilen Fundament. Wie sie entstand, habe ich bereits in einem anderen Artikel zusammengefasst:

Wer jetzt keine Lust hat, meinen anderen Text zu lesen, bekommt hier nochmal die Kurzfassung: Die Animations-Serie basiert auf dem Twitch-Phänomen Critical Role, wo wöchentlich eine Gruppe aus professionellen Synchronsprechern rund um Matt Mercer (Overwatch, Pillars of Eternity) Dungeons & Dragons spielen. Die Serie stellt dabei die Ereignisse der ersten Kampagne nach.

Critical Role ist aber nicht nur ein Fan-Liebling, sondern auch einer der rentabelsten Twitch-Kanäle überhaupt, jede Folge der Pen-&-Paper-Kampagne zieht Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer an. Die Fans sind allgemein unheimlich investiert in die Geschichte und dem Cast sehr zugetan. In Deutschland ist Critical Role nicht so bekannt. Ich empfehle sie aber jedem, der gerne Pen-&-Paper spielt oder einfach Spaß an wirklich spannenden Geschichten mit fantastischen Sprechern hat. Man braucht dafür nur sehr viel Zeit. Ein Problem, das die Animationsserie löst.

Der Cast besteht aus renomierten Synchronsprechern, die viel Erfahrung im Bereich Anime und Videospielen aufweisen. (Copyright Critical Role) Der Cast besteht aus renomierten Synchronsprechern, die viel Erfahrung im Bereich Anime und Videospielen aufweisen. (Copyright Critical Role)

Der durchwachsene erste Eindruck

Dass die Amazon-Serie trotz hoher Qualität in Deutschland kaum Fahrt aufnimmt, kann mit ihrem Aufbau zusammenhängen. Denn sie wird eigentlich erst nach ein paar Folgen richtig gut. Ja, wirklich!

Ich weiß, wie blöd das klingt. Ich zähle mich auch zu den Menschen, die so eine Aussage in Bezug auf Serien nicht mehr hören können und bei dem Satz das wird noch gut gar nicht erst einschalten. Aber ich bitte euch, macht diesen Fehler nicht bei Vox Machina!

Die ersten zwei Folgen zeigen bereits Potenzial, aber haben ein paar offensichtliche Schwächen: Die Story wird rasend schnell vorangetrieben. Dadurch fühlt sie sich mehr wie eine typischer Cartoon an, in dem ein Problem auftritt und schnell wieder als gelöst gilt. Außerdem trägt die Serie ganz schön dick auf, wenn es um Obszönitäten und Fäkalhumor geht. Auch der Trailer schlägt eher in diese Kerbe:

The Legend of Vox Machina: Trailer zur neuen Fantasy-Serie von Amazon Video starten 1:47 The Legend of Vox Machina: Trailer zur neuen Fantasy-Serie von Amazon

Die Witze zünden in den ersten Folgen fast nie. Die Charaktere wirken eindimensional. Die Geschichte gehetzt. Dem gegenüber stehen ein paar unheimlich toll choreografierte und vor allem animierte Kämpfe gegen Drachen. Der Gesamteindruck ist daher erstmal getrübt und ich kann mir gut vorstellen, dass einige Leute danach schlicht genug hatten.

Nur bitte tut mir den Gefallen und a) lest diesen Artikel weiter und b) gebt der Serie über Folge 2 hinaus eine Chance - ihr werdet es nicht bereuen.

Was die Serie tatsächlich bietet

Die eigentliche Geschichte beginnt nämlich erst ab der dritten Folge. Die ersten beiden sind mehr wie ein Prolog zu verstehen, in dem die Charaktere sehr bewusst als nerviger, eindimensionaler und inkompetenter dargestellt werden, als sie tatsächlich sind. Ab Folge drei nehmen die schlechten Aspekte ab, während die guten in den Vordergrund treten. Komplett verschwindet der vulgäre Einschlag nie, wird aber seltener und der Humor trifft viel öfter ins Schwarze.

So viel Platz für Albernheiten ist dann auch gar nicht mehr, denn die Story von der ersten Staffel von The Legend of Vox Machina nimmt sich sehr ernst und konfrontiert die Heldengruppe mit einer düsteren Welt. Blutig geht es schon am Anfang zu, doch spätestens mit der Ankunft im von dunklen Mächten unterdrückten Städtchen Whitestone wird auch die Stimmung so düster wie die Kulisse.

In der ersten Staffel bekommt es Vox Machina mit den unsäglichen Briarwoods und ihren Handlangern zu tun. In der ersten Staffel bekommt es Vox Machina mit den unsäglichen Briarwoods und ihren Handlangern zu tun.

Nach und nach kommt so stärker zum Vorschein, was die einzelnen Helden der Gruppe im Kern auszeichnet. Beispielsweise ist der Barbar Grog zwar strohdumm und fährt viel zu sehr aufs Töten ab, gleichzeitig wohnt in ihm aber eine recht sanfte Seele, wenn es um die Gnomen-Klerikerin Pike geht.

Wirklich tiefgründig wird es aber vor allem beim adeligen Revolverheld Percy. Der macht eine spürbare Entwicklung durch, bei der charakterliche Abgründe offenbart werden, während sich gleichzeitig die Figuren mit komplexen Entscheidungen konfrontiert sehen. Dabei gehen nicht nur Dungeon-Master-Herzen auf.

Trotz dem schleppenden Prolog erzählt The Legend of Vox Machina spätestens ab Folge drei eine richtig gute Geschichte, mit Charakteren, die einem einfach nur ans Herz wachsen können! Die Animationen und Kampfsequenzen sind ohnehin über jeden Zweifel erhaben. Zusätzlich gibt es ein paar aufrichtig erinnerungswürdige Bilder zu bestaunen.

Ein einzigartiges Erlebnis

Mich persönlich hat diese Serie aber noch aus einem anderen Grund fasziniert. Klar, einerseits bin ich Fan der Vorlage und die Animationsserie bietet genau das, was man sich als Fan erhofft hat. Andererseits ist es auch schlicht sehr spannend zu sehen, wie das umgesetzt wurde. Denn The Legend of Vox Machina ist eine Serienumsetzung, wie es sie noch nie gegeben hat.

Das ist kein Film zu einem Spiel. Das ist auch kein Film zu einem Buch oder Comic. Die entstehen nach ganz eigenen Gesetzen. Das ist eine Serie, die auf einem gespielten Rollenspiel basiert. Von echten Menschen gespielt, an einem echten Tisch, mit echten Würfeln.

Und das wirkt sich zwangsweise auf das aus, was wir in der Serie sehen. Ich persönlich kann für einige Inhalte dieser Serie viel mehr Verständnis aufbringen, als ich es bei anderen Formaten könnte. Ohne das Vorwissen über die Geschichte und ihre Charaktere würde mich der Nebenplot rund um Klerikerin Pike irritieren.

Ich weiß aber: Dieser Plot hat eben seine Gründe, da die Spielerin bei einigen Sitzungen nicht am Tisch saß und ihre Abwesenheit einen Teil zur Geschichte beigetragen hat. Auch der vulgäre Humor hat hier seinen Ursprung, weil Freunde an einem Tisch eben oft vulgärer Witze machen, als man es von einer aufwändig produzierten Serie gewohnt ist.

Die Serie hat einen recht hohen Gewaltgrad und weist einige Anime-Einflüsse auf. Die Serie hat einen recht hohen Gewaltgrad und weist einige Anime-Einflüsse auf.

Sich im Nachgang dann anzusehen, wie einzelne Szenen am Spieltisch stattfanden und wie sie in der Serie umgesetzt werden, ist nochmal ein wilde Erfahrung, die ganz anders wirkt als bei einer Buch- oder Comicverfilmung. Verständlich, dass einem unbewusstem Zuschauer diese Besonderheit schlicht egal ist. Ich halte sie aber für außerordentlich beachtenswert und innovativ.

Allgemein hat die Serie einen sehr klare Zielgruppe und Fans sind davon leichter zu überzeugen als der Rest. Ich glaube aber, dass auch alle anderen sehr viel Spaß damit haben können. Denn Critical Role ist so beliebt, weil es schöne Geschichten erzählt, die liebenswerte Charaktere erleben. Das gilt gleichermaßen für die Vorlage, als auch für die Serien-Adaption The Legend of Vox Machina.

Wer also Animationsserien per se nicht blöd findet und eine spannende Fantasy-Geschichte zu schätzen weiß, der sollte hier mal reinschalten und bloß nicht nach den ersten beiden Folgen verzweifeln.

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