Theoretisch betrachtet: Event[0] - Das unheimliche Terminal

Ich bin an Bord einer Raumstation, irgendwo im Weltall. Über meinen Rückflug zur Erde entscheidet ein Computer, mit dem ich frei kommunizieren kann. Ich sollte mich also bemühen, ihm zu gefallen. Das allein sorgt für nervöses Zucken, doch fast wie nebenher erzählt Event[0] auch noch die aufwühlende Geschichte einer KI, die sich über den Menschen erhoben hat.

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Über die Terminals kommuniziere ich mit Kaizen. Der Computer versteht längst nicht alles, dennoch entsteht eine Beziehung zu ihm. Eine unschöne Beziehung. Über die Terminals kommuniziere ich mit Kaizen. Der Computer versteht längst nicht alles, dennoch entsteht eine Beziehung zu ihm. Eine unschöne Beziehung.

»Der Mensch ist sozusagen eine Art Prothesengott geworden, recht großartig, wenn er alle seine Hilfsorgane anlegt, aber sie sind nicht mit ihm verwachsen und machen ihm gelegentlich noch viel zu schaffen.« Das schrieb Sigmund Freud in seinem (eventuellen) Magnum Opus »Das Unbehagen der Kultur« von 1930, einer Zeit, als der automatische Toaster absolutes Hightech war.

Was der umtriebige Urvater der Psychoanalyse da wohl zum Hier und Jetzt des 21. Jahrhunderts gesagt hätte, in dem mit Smartphones bewaffnete Drittklässler unsichtbare Taschenmonster quer durch den Stadtpark jagen, wir ohne Google Maps nicht mal den Weg aufs Klo finden und die »Wirtschaft 4.0« debattieren, in der man sich bald mitten in der Nacht eine Tiefkühlpizza von einer Drohne aufs Fenstersims liefern lassen kann?

Und wie hätte Freud erst auf eine Software reagiert, die eine Raumstation beherrscht und deren Kontrolle er sich als mittelloser und hilfsbedürftiger Mensch unterwerfen muss? Wie hätte er also auf Event[0] reagiert?

Der Autor
Maximilian Schulz (26) studiert Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation in Berlin. Langanhaltende Monologe mit Siri verbucht er unter Trauerphasen. Auch der Versuch, den gesamten Artikel mit einer Diktiersoftware zu verfassen, scheiterte in haarsträubendem Kauderwelsch. Allerdings ist er Fan von Scarlett Johanssons Stimme in »Her« und gibt deswegen stellvertretend allen Sprachassistenten noch mal eine Chance.

Die immer durchdringendere Technisierung unserer Gesellschaft kann ängstigen oder motivieren, birgt Möglichkeiten zum Auf- und zum Abstieg, kann Utopien oder dystopische Katastrophen- und Apokalypse-Szenarien entwerfen, wobei vor allem Letztere beliebt zu sein scheinen. Maschinen sind in diesen Fantasien meist keine banalen Hilfsmittel, sondern intelligente Teilnehmer an der Gesellschaft, Gesprächspartner, wahrhafte Akteure, dramaturgisch relevante Handlungsträger, wie im Film »Her« von Spike Jonze oder eben Event[0] vom französischen Team Ocelot Society.

Rasend schnell allerdings schwingt die Romantik in blankes Entsetzen um, wenn die Maschinen sich gegen die Menschen verschwören, Vatermord begehen. Aber was passiert eigentlich, wenn das iPad uns nicht mehr in das eigene Zimmer lassen will? Event[0] geht dieser Frage in etwas verschärfter Form auf den Grund, inmitten einer verlassenen Raumstation, Ende der 1980er-Jahre - ein Science-Fiction-Retro-Psychothriller, Wahnsinn!

Theoretisch betrachtet: Quadrilateral Cowboy

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