2013 spendierte man Lara Croft eine Wiedergeburt. Moderner sollte sie werden, ihren antiquierten Ruf als »sexy Gaming-Ikone« hinter sich lassen, mehr Persönlichkeit, weniger Latex. Das Tomb-Raider-Reboot wollte eindrucksvoll demonstrieren, wie aus einer jungen Archäologin eine der taffesten Heldinnen der Spielegeschichte wurde - die Idee dahinter war schlichtweg klasse.
Doch die Ausführung stolperte im Story-Department über die eigenen Füße. Statt einer glaubhaften Heldenreise mähte die junge Croft (nach kurzen anfänglichen Widerständen) munter Gegnerhorden über den Haufen.
Zwischen den Ballerpassagen stürzte Lara von einem Abgrund in den nächsten - es würde geächzt, gebrüllt, aber (fast) nie gut erzählt. Laras lahme Entourage aus Scooby-Doo-Komparsen trieb der Geschichte den letzten Restwind aus den Segeln.
Warum wir das erzählen? Weil der neue Kinofilm Tomb Raider mit Alicia Vikander den gleichen Versuch unternimmt und sich als direkte Adaption der Reboot-Story sieht. Und tatsächlich, an einigen Stellen schneidet der Film deutlich besser ab als die Spielvorlage. Doch dafür zahlt Lara Crofts Charakter einen Preis.
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Spoilerfreie Review: Wie immer spoilern wir in unserer Filmkritik keine konkreten Handlungspunkte, gehen aber auf die ersten 10 Minuten des Films ein. Wer rein gar nichts über Tomb Raider wissen will, sollte also bis nach dem Kinobesuch mit dem Lesen warten.
Archäologie ist out
Auch wenn die Rahmenbedingungen aus Tomb Raider (2013) erhalten bleiben - die verfluchte Insel Yamatai, die Sonnenkönigin Himiko -, ändern sich doch zahlreiche Details der Geschichte. Der wohl größte Unterschied: Lara Croft ist keine Archäologin mehr. Stattdessen verdingt sich die junge Adlige als Sportskanone in London, nimmt an illegalen Rennen teil, prügelt sich im MMA-Dojo. Oh, und ab und an liefert sie auch Essen aus.
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Diese Änderungen kann man blöd finden, allerdings macht dieser neue Hintergrund Lara Crofts Aktionen im Film deutlich glaubhafter als im Gaming-Reboot. Wenn die junge Heldin später in die Ecke getrieben wird, dann reagiert sie so, wie es ein sportlicher Adrenalin-Junkie tun würde. Der Film braucht nur wenige Szenen am Anfang, um das Fähigkeitenarsenal einzuführen, das Lara durch das ganze Abenteuer trägt. Sehr cool!
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Klar, ab irgendeinem Punkt verlässt ein Action-Film natürlich realistische Gefilde - aber der Weg von einer »normalen« Person hin zu einer Überlebenskämpferin ist im neuen Film wirklich gelungen. Man darf natürlich kein tiefsinniges Charakterdrama erwarten.
Die Story von Tomb Raider bleibt ziemlich seicht, Laras innerer Konflikt wirkt gerade zu Beginn ein klein bisschen zu pubertär (für eine erwachsene Frau). Und im letzten Drittel wird die Handlung recht vorhersehbar. Das gilt besonders dann, wenn ihr die Spielvorlage schon kennt.
Alicia Vikanders Lara Croft
Aber in seinen Schlüsselszenen trifft der Film genau die richtigen Töne. Und wenn wir »der Film« sagen, dann meinen wir damit Alicia Vikander. Die »neue Lara« erweckt klar den Eindruck, dass sie ziemlich genau verstanden hat, was ihre Version des Tomb Raider ausmacht.
Ein zusätzlicher Bonus: Der Film muss sich natürlich nicht mit dem Problem des Spiels auseinandersetzen, dass Lara nach ihrem ersten »Mord« reihenweise Gegner umnietet. Mit einem reduzierten »Bodycount« trifft Tomb Raider genau die richtige Balance zwischen nachvollziehbarer Abenteuergeschichte und aufgedrehtem Action-Kracher.
Stichwort »Action«: Wenn's in Tomb Raider so richtig zur Sache geht, entstehen häufig sehr unterhaltsame Krach-Bumm-Choreographien. Unmittelbare Faustkämpfe sind dank Laras MMA-Training besser inszeniert als die großen Scharmützel, denen die eher mauen CG-Effekte schon mal zum Verhängnis werden können. Aber unterm Strich liefert Tomb Raider gutes Action-Kino.
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