Wer den ehrwürdigen Herrenhaus-Horror von Resident Evil aus dem Jahr 1996 oder dessen Remaster kennt, der weiß über Tormented Souls schon eine Menge. Dessen stilvolle Grusel-Villa und Spielgeschehen sind nämlich dem Capcom-Klassiker entliehen; beim Gegner-Design sowie der Klangkulisse hat es sich indes bei Silent Hill 2 bedient.
Entsprechend erkunden wir in Tormented Souls eine viktorianisch anmutende Villa, die von dämonischem Treiben heimgesucht wird. Dabei stellen sich uns knackige Rätsel und grausig verstümmelte Viecher in den Weg, denen wir mit althergebrachten Waffen Löcher in die fauligen Wänste schießen.
Im Test hat uns das nicht weniger Spaß gemacht als in Resi & Co, zumal die Geschichte von Tormented Souls es versteht, knisternde Spannung aufzubauen. Die fällt zum Ende jedoch ab - und lässt zuweilen das relativ schmale Entwicklungsbudget sichtbar werden. Aber das ist angesichts des schmalen Kaufpreises von 20 Euro auf Steam dann schon Kritik auf hohem Niveau.
- ... ihr auf klassischen Survival-Horror der Marke Resident Evil und Silent Hill steht.
- ... eine schwerfällige 90er-Jahre-Steuerung bei euch alle Tasten drückt.
- .. richtig kranker Horror euer Wohlgefühl steigert.
- ... ihr euch eine Story nicht gern von Tagebüchern erzählen lasst.
- ... euch Schießen wichtiger ist als Rätseln.
- ... ihr ein großes Arsenal an Waffen und Gegnern erwartet.
Der Autor
Mit dem Debüt von Resident Evil wurde Alex 1996 nicht richtig warm; stattdessen griff er lieber zum damals zeitgenössischen Nightmare Creatures. Das schränkte den Helden in seiner Bewegungsfreiheit nämlich nicht ein und hatte außerdem einen der besten Soundtracks der Videospielgeschichte (Autorenmeinung). Doch Geschmäcker verändern sich über die Jahre, und so verfügt Alex heute über eine nahezu komplette Resi- und Silent-Hill-Bibliothek. Sein Favorit ist aber die Konami-Reihe.
Eilstart ins kalte Grauen
Wir verkörpern in Tormented Souls die 26-jährige Caroline Walker, die äußerlich betrachtet einer japanischen Interpretation von »Alice im Wunderland« entsprungen sein könnte. Aber warum sollten wir zur Abwechslung nicht im niedlichen Schleifchen-Outfit durch Blut und Gedärme waten?
Zu Beginn der Geschichte erhält Caroline einen ominösen Brief, ihm liegt ein abgegriffenes Polaroid-Foto zweier junger Zwillingsschwestern bei. »Glaubst du wirklich, dass du uns einfach hier sitzenlassen kannst?«, drohen ihr die Mädchen auf der Rückseite. Doch Caroline versteht nur Bahnhof und beschließt neugierig, sich zur Absenderadresse zu begeben.
Dort - in einem zum Krankenhaus umfunktionierten Nobelhaus - wird Caroline allerdings von einem wuchtigen Schlag auf den Hinterkopf niedergestreckt. Kurz darauf erwacht sie verletzt und orientierungslos. Was zur Hölle geschieht in diesem Bau? Das gilt es herauszufinden.
Auf uns wirkte der Einstieg überhastet; gern hätten wir mehr über Caroline erfahren. Außerdem ließe sich vielleicht monieren, dass die Story primär durch Tagebucheinträge erzählt wird. Das literarische Niveau ist aber hoch genug, um den Mangel an stimmungsvollen Zwischensequenzen zu kompensieren.
Nicht auszugleichen ist dagegen die oft unpassende Betonung der englischen Sprecher. Für uns klang es stellenweise gar so, als hätte insbesondere Carolines Stimmgeberin das Spiel nie zu Gesicht bekommen.
Villa mit zwei Gesichtern
Genau wie im klassischen Resident Evil oder auch Silent Hill ist unser größter Gegner die sperrige Steuerung, die nicht angepasst werden darf. Anders gesagt steuert sich Caroline wie ein ausrangierter Panzer, was immerhin spannendere Kämpfe und Verfolgungsjagden mit sich bringt.
Als Kameraperspektive wählt Tormented Souls wie seine Vorbilder die bisweilen starre Beobachtersicht. Nicht jeder Winkel des Herrenhauses ist demnach einsehbar und so sind böse Überraschungen vorprogrammiert.
Wie Entwickler solche Tricks nutzen, um uns mit Jump Scares zu erschrecken und auch auf psychologischen Horrer zurückgreifen, erfahrt in unserem Report:
Doch wir lotsen die extravagante Heldin von Tormented Souls nicht nur durch geschmackvoll antik eingerichtete Arbeitszimmer, Bibliotheken und Wohnkorridore. Die müssen sich dank hübscher Texturen und imposantem Schattenwurf übrigens nicht hinter den großen Vertretern des Genres verstecken.
Nein, da sind auch von Tod erfüllte Operationssäle, Entbindungszimmer und Intensivtrakte. Selbst riesige, mit satanischen Reliquien ausstaffierte Untergrundanlagen und stockdunkle Bunker sind vorhanden. Wie gut ist es da, dass wir über eine unerschöpfliche Lichtquelle verfügen, ein stabil brennendes Benzinfeuerzeug. Später bekommen wir auch noch eine ansteckbare Arbeitslampe dazu.
Die optisch tolle Umgebung hat bei hohen Grafikeinstellungen freilich ihren Preis. So genügte im Test die empfohlene GeForce GTX 960 nicht, um effektreiche Räume ruckelfrei darzustellen. Für die volle Grafikpracht bedarf es daher mindestens einer Grafikkarte aus der Folge-Generation.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.