Seite 2: Total War: Rome 2 - DLC-Test zu Hannibal at the Gates - Zugespitzt auf Hannibal

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Nur das halbe Meer, dafür mehr Spaß

Hannibal at the Gates spielt auf einer separaten, neuen Kampagnenkarte, die im Vergleich zur »großen« Version mehr als halbiert ist und nur noch aus 19 Provinzen um das westliche Mittelmeer herum besteht - Spanien, Italien und Nordafrika. Wie im Hauptspiel sind diese in jeweils zwei bis vier Regionen unterteilt. Die kleinere Karte und die deutlich reduzierte Anzahl obskurer Volksstämme tut dem Spiel sehr gut, denn die Zugzeiten der KI und das allgemeine Spieltempo profitieren davon.

Die Kompetenz eines KI-Admirals bei der Arbeit: Zu Beginn der Schlacht rotieren alle gegnerischen Galeeren erst einmal wie wild um die eigene Achse, keine Spur von Formation oder Planung. Die Kompetenz eines KI-Admirals bei der Arbeit: Zu Beginn der Schlacht rotieren alle gegnerischen Galeeren erst einmal wie wild um die eigene Achse, keine Spur von Formation oder Planung.

Statt den auf zwei Wochen pro Runde eingedampften Zugzeiten wie im Cäsar-Kampagnen-DLC Caesar in Gaul rechnet Hannibal at the Gates einen Monat pro Zug und kommt so auf zwölf Runden pro Jahr. Das reicht, um wichtigen Heerführern und hochgelevelten Unterstützungs-Charakteren lange, glorreiche Karrieren zu bescheren. Das Jahreszeitensystem aus Caesar in Gaul ist weiterhin aktiv, wirkt sich aber im sonnigen Mittelmeerraum so gut wie nicht aus.

Tiefflug mit der Kamera

Nicht schön ist jedoch, dass der maximale Zoomfaktor der Karte im Vergleich mit dem Hauptspiel noch weiter reduziert wurde: mit der Kamera herausfahren, um ganz Iberien betrachten zu können? Tja, das konnte der echte Hannibal auch nicht. Stattdessen kleben wir wie im Tiefflug über unseren Ländereien und müssen angestrengt herumscrollen, auch wenn wir nur eine Flotte von Karthago ins nicht sehr weit entfernte Sizilien beordern möchten.

Zoomstufe in Rome 2: Total War Schon in der Kampagnenkarte des Rome-2-Hauptspiels war besonders weites Herauszoomen nicht möglich. Ganz Iberien oder ganz Italien aus der Vogelperspektive betrachten? Nicht möglich.

Zoomstufe in Hannibal at the Gates Die neue, verkleinerte Kampagnenkarte von Hannibal at the Gates gewährt der Kamera eine noch viel geringere Maximalflughöhe, so dass wir ständig den Bildausschnitt schieben müssen. Kleines Quiz: Welchen Teil des Mittelmeers kann man hier sehen?

Durch die Berge? Nö.

Und was ist mit den Alpen und den Elefanten? Können wir unsere Dickhäuter durchs Hochgebirge scheuchen, um mit ihnen überraschend bei den Römern vor der Tür zu stehen? Klar, das ist möglich. Es gibt allerdings keinen Grund dazu. Hannibal nahm damals nur deshalb den langen beschwerlichen Umweg durch die Berge, weil die bequeme Küstenstraße von Spanien nach Italien für ihn blockiert war - die Griechenkolonie Massalia (das heutige Marseille), mit der er sich nicht anlegen wollte, saß im Weg. In Hannibal at the Gates stellt diese Siedlung für unsere Truppen kein Problem dar, wir verleiben sie uns auf dem Weg nach Italien einfach mit ein. Eine Gebirgstour ist damit unnötig.

Die Punischen Kriege
Im ersten sogenannten Punischen Krieg (die Karthager wurden von den Römern als Punier bezeichnet) kämpften die junge römische Republik und die alte Handelsstadt Karthago um die Vorherrschaft auf der Insel Sizilien. Karthagos bester General, Hamilkar Barkas, schlug sich zwar tapfer, kassierte aber am Ende nur eine Niederlage.

Um ein Gegengewicht gegen die Macht Roms und seiner Verbündeten herzustellen, ging Hamilkar daran, Iberien (das heutige Spanien) zu einer karthagischen Kolonie zu machen - die dortigen Silberminen und die Kampfkraft der ibero-keltischen Stämme sollten Karthago eine mächtige Basis im Kampf gegen Rom verleihen. Bei diesem Unternehmen half ihm sein Sohn Hannibal, dem Hamilkar eine ordentliche Abneigung gegen alles Römische einimpfte.

Als Rom nach einigen wenigen Jahren Frieden unter einem Vorwand erneut das Kriegsbeil ausgrub (diesmal im zweiten Punischen Krieg), war Hannibal alt und kampferfahren genug, um die in Iberien neu aufgestellte karthagische Armee gegen Rom zu führen. Er wusste, dass die Stadt am Tiber niemals aufgeben würde, gegen Karthago zu kämpfen und hoffte, zusammen mit den norditalienischen Keltenstämmen, einen Enthauptungsschlag gegen das römische Zentrum führen zu können.

Da Hannibal nicht den direkten Weg an der Küste entlang von Iberien auf die italienische Halbinsel nehmen konnte - die griechische Kolonie Massalia, ein Bündnispartner Roms, blockierte die Küstenstraßen - war er gezwungen, den Weg rückwärts durch die kalte Küche beziehungsweise über die Alpen zu nehmen und auf diesem überraschenden Weg in die römischen Herrschaftsgebiete einzufallen.

Zehn Jahre lang marschierte Hannibal daraufhin kreuz und quer durch Italien und besiegte jede Armee, die Rom gegen ihn schickte. Um Rom selbst anzugreifen war er aber nicht stark genug. Die Stadtväter von Karthago verweigerten es, ihm genug Nachschub zu schicken. Ihrer Ansicht nach war es besser, nicht gegen Rom zu gewinnen, als sich nach einem gewonnenen Krieg mit einem siegreich zurückgekehrten Hannibal herumzuschlagen, der vielleicht die Alleinherrschaft über Karthago an sich hätte reißen wollen.

Fazit

Christian Weigel: Eine verschärft auf die Ausgangslage des zweiten Punischen Kriegs zurechtgeschnittene Kampagne mit verkleinerter Karte, Hannibal und Scipio Africanus - das hört sich gut an. Zwei neue historische Schlachten sowie drei neue Fraktionen gibt es obendrein. Knapp 15 Euro sind aber viel zu viel für eine historische Epoche, die ohnehin im Hauptspiel enthalten ist - auch wenn die Situation sich in der »großen« Kampagne von Rome 2 oft anders entwickelt und ein Kampf zwischen Rom und Karthago vielleicht gar nicht stattfindet. Das tut es aber auch im zugespitzteren Szenario von Hannibal at the Gates nicht unbedingt: die meiste Zeit sind wir als Römer und Karthager beschäftigt, unwichtige Scharmützel gegen aufrührerische Stämme im hinteren Iberien oder sonstwo auszukämpfen, anstatt uns epische Schlachten Legionen gegen Elefanten zu liefern.

Mit seiner kleineren Karte und dem stärkeren Fokus auf Diplomatie gibt Hannibal at the Gates einen Ausblick darauf, was Rome 2 hätte sein können; die Schwächen des Hauptspiels übernimmt es jedoch gnadenlos. Das ist besonders im Hinblick auf die vergeigten Seeschlachten ärgerlich, die im Krieg zwischen der Landmacht Rom und der Seemacht Karthago eigentlich eine prominente Stellung einnehmen: die KI-Admiräle fuhrwerken nämlich mit ihren Galeeren so ungelenk wie eh und je durchs Mittelmeer, und reine Truppentransportschiffe sind Kriegsschiffen immer noch überlegen.

Zuschlagen sollten hier also nur absolute Rome-2-Fanboys, und selbst denen empfehlen wir, auf eine Steam-Rabattaktion zu warten.

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